26 Millionen Menschen betroffen Megacity Shanghai kündigt Lockdown an
29.03.2022, 09:45 Uhr (aktualisiert)
60 Prozent aller Neuinfektionen in China werden aktuell aus Shanghai gemeldet.
(Foto: picture alliance / Zoonar)
Angesichts der hohen wirtschaftlichen Bedeutung haben Experten einen Lockdown für Shanghai zunächst ausgeschlossen. Doch die derzeitige Corona-Lage bringt die Kehrtwende: Bereits ab morgen fährt die Metropole das Leben herunter. Die Auswirkungen dürften selbst hierzulande spürbar sein.
Die chinesische Wirtschafts- und Finanzmetropole Shanghai verhängt einen Lockdown zur Bekämpfung der Corona-Pandemie. Um die Bevölkerung zu testen, werde das öffentliche Leben in zwei Stufen von diesem Montag (28. März) bis zum 05. April heruntergefahren, teilte die Stadtverwaltung mit. Der Betrieb öffentlicher Verkehrsmittel werde eingestellt. Mitarbeiter der meisten Unternehmen dürften nur noch im Homeoffice arbeiten. Ausgenommen seien öffentliche Dienste und die Lebensmittelversorgung.
Im Großraum Shanghai leben mehr als 26 Millionen Menschen. Allein für Samstag wurden in Shanghai 2631 Corona-Fälle gemeldet. Das entspricht fast 60 Prozent aller Neuinfektionen in China. Mehr als 14 Millionen Einwohner hatten sich zuletzt Antigentests unterzogen, wie die Gesundheitskommission der Stadt mitteilte.
Die Bezirke östlich des Huangpu-Flusses sollen zwischen dem 28. März und dem 01. April abgeriegelt und getestet werden. Die westlichen Bezirke folgen vom 01. bis zum 05. April. Die Behörden der Metropole Shanghai hatten bisher auf weniger harte Maßnahmen gesetzt. Es gab etwa rotierende zweitägige Lockdowns für einzelne Stadtviertel.
Auswirkungen auf die Wirtschaft
Noch am Samstag war ein Lockdown von Experten ausgeschlossen worden. "Warum kann Shanghai nicht abgeriegelt werden? Weil es nicht nur eine Stadt mit Anwohnern ist, sondern auch eine Stadt mit einer äußerst wichtigen Rolle in Chinas Wirtschaft", hatte Wu Fan, ein Experte des führenden Expertenteams für Epidemiebekämpfung der Stadt gesagt. Eine "vollständige Stilllegung" von Shanghai würde dazu führen, "dass viele internationale Frachtschiffe im Ostchinesischen Meer umhertreiben würden", hieß es.
Der nach den USA zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt macht das Wiederaufflammen der Corona-Pandemie zu schaffen. Die Ausbreitung der hochinfektiösen Omikron-Variante hat in diesem Monat bereits wichtige Produktionszentren wie Shenzhen und Dongguan getroffen. Dort standen in vielen Werken die Bänder still - von Fabriken für den Bau von Computer-Zubehör wie Flash-Laufwerken bis hin zu Autoteilen. Auch an wichtigen Handelshäfen nehmen die Schiffsstaus zu.
Die chinesische Regierung fährt eine strikte Null-Covid-Strategie. Mit dem Lockdown von Shanghai dürften auch die Sorgen der deutschen Wirtschaft vor Material- und Lieferengpässen zunehmen. Schließlich ist China ihr mit Abstand wichtigster Handelspartner: Zwischen beiden Ländern wurden im vergangenen Jahr Waren im Wert von 245,4 Milliarden Euro gehandelt und damit 15,1 Prozent mehr als im ersten Corona-Jahr 2020.
(Dieser Artikel wurde am Sonntag, 27. März 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, mdi/rts/AFP