Schütze besaß 13 Schusswaffen Amokläufer hatte angeblich Christen im Visier
02.10.2015, 21:39 Uhr
Bei dem Amokläufer handelt es sich um den 26-jährigen Chris Harper Mercer.
(Foto: AP)
Obama lässt seinem Frust über die Waffengesetze der USA freien Lauf. Und die Details, die jetzt über den 26-jährigen Schützen bekannt werden, scheinen den Präsidenten zu bestätigen: Der Täter besaß Unmengen von legal erworbenen Waffen.
Nach dem Amoklauf an einem College in Oregon ist die Identität des Schützen bestätigt worden. Es handelt sich um den 26-jährigen Chris Harper Mercer. Derweil wandte sich US-Präsident Barack Obama wegen der Schießerei mit insgesamt zehn Toten an die Nation: "Wir stumpfen ab", warnte der Präsident und ließ seinem Frust über die Waffengesetze freien Lauf.
Der Todesschütze besaß nach Behördenangaben legal 13 Waffen. Sechs Schusswaffen seien nach dem Amoklauf am Umpqua Community College im US-Bundesstaat Oregon gefunden und sieben weitere in der Wohnung des Mannes sichergestellt worden, sagte Celinez Nunez von der US-Waffenkontrollbehörde ATF. Alle Waffen seien von lizenzierten Händlern verkauft worden. Der Schütze habe auch eine Splitterschutzweste und viel Munition besessen.
Täter war "kein freundlicher Typ"
Mercer wurde als schüchterner, zurückgezogener Einzelgänger beschrieben, der mit seiner Mutter in Winchester in Oregon lebte. Nachbarn sagten der "New York Times", er habe jeden Tag die gleiche Kleidung getragen: Armeestiefel, eine grüne Militärhose und ein weißes T-Shirt. Er sei "kein freundlicher Typ" gewesen und habe mit niemandem etwas zu tun haben wollen.
Ein früherer Nachbar aus Torrance im Süden Kaliforniens sagte der Zeitung, er habe Mercer öfter gefragt, ob alles klar sei, da er so unglücklich ausgesehen habe. Er sei aber so schüchtern gewesen, dass er nur "Hi" gesagt habe. Ein Onlineprofil einer Partnerbörse, das Mercer zugeschrieben wurde, zeigte einen jungen Mann mit kahlrasiertem Schädel. Auf dem Profil bezeichnet er sich selbst als "nicht religiös, aber spirituell".
Der Vater einer Studentin sagte dem Sender CNN, der Schütze habe die christlichen Studenten aufgefordert aufzustehen und diese dann erschossen. "Er sagte: 'Gut, weil Du Christ bist, wirst Du Gott in nur etwa einer Sekunde sehen'", sagte Stacy Boylan. Seine Tochter habe überlebt, weil sie sich totgestellt habe. Die Behörden bestätigten aber nicht, dass der Täter gezielt Christen ins Visier genommen habe. "Es ist zu früh zu sagen, was das Motiv war", sagte der Bezirks-Sheriff Hanlin.
"Gebete sind nicht genug"
Obama sagte, er sei verärgert und betrübt, dass derlei Schießereien mittlerweile "zu einer Art Routine" geworden seien. "Wir können durchaus etwas dagegen tun, aber dafür müssen wir unsere Gesetze ändern." In der Vergangenheit war der Präsident mit Initiativen für schärfere Waffengesetze immer wieder im Kongress gescheitert, wo vor allem die Republikaner nicht am in der Verfassung verankerten Recht auf Waffenbesitz rütteln wollen.
"Gebete sind nicht genug", mahnte Obama. Es dürfe nicht sein, dass jemand, der anderen Menschen schaden wolle, "so leicht" an Waffen komme. Die demokratische Präsidentschaftsbewerberin Hillary Clinton erklärte, es gehe "über ihre Vorstellungskraft hinaus, dass diese Massenmorde wieder und wieder geschehen". Sie sei überzeugt, "dass es einen Weg hin zu sinnvollen Waffenkontrollen gibt".
Der republikanische Präsidentschaftsbewerber und Ex-Gouverneur von Florida, Jeb Bush, sagte, er bete "für die Opfer und Familien, die von dieser sinnlosen Tragödie getroffen wurden". Sein Mitbewerber Ben Carson erklärte, Forderungen nach Waffenkontrollen seien nicht das Thema. Es gehe darum, psychische Störungen der Täter früher zu erkennen.
Der 26-jährige Schütze eröffnete am Donnerstagmorgen (Ortszeit) in einem Unterrichtsraum des Umpqua Community College das Feuer. Anschließend ging er in andere Räume, um andere Studenten zu erschießen. Neun Menschen starben, zehn weitere wurden verletzt. Der Schütze kam später bei einem Schusswechsel mit der Polizei ums Leben.
Quelle: ntv.de, jgu/AFP