21-Jährigem droht Todesstrafe Charleston-Schütze wegen Mordes angeklagt
19.06.2015, 17:08 Uhr
Blumen und Ballons vor der Kirche in Charleston: Es ist eine Tat, die die Menschen besonders trifft - weil sie so sinnlos ist.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Tat des 21-jährigen Dylann R. macht viele Amerikaner fassungslos: Neun Menschen müssen sterben, weil sie eine andere Hautfarbe haben. Der mutmaßliche Schütze tritt nun vor einen Richter, während die Gouverneurin bereits die Todesstrafe fordert.
Nach den Todesschüssen auf Afroamerikaner in einer Kirche in Charleston im US-Bundesstaat South Carolina ist der mutmaßliche Täter wegen neunfachen Mordes angeklagt worden. Dylann R. werde zu einem Gerichtstermin erwartet, teilte die Polizei mit. Weiterer Anklagepunkt sei der Waffenbesitz bei der Durchführung eines Gewaltverbrechens.
US-Medien zufolge hat er die Tat bereits gegenüber den Ermittlern gestanden. Er soll auch gesagt haben, er habe einen "Krieg der Rassen" entfachen wollen. Wie der Sender NBC berichtet, sagte R. auch, er habe seine "Mission" fast abgebrochen, weil alle in der Kirche so nett zu ihm gewesen seien.
Die Gouverneurin von South Carolina, Nikki Haley, sprach sich in einem TV-Interview dafür aus, den mutmaßlichen Attentäter mit dem Tode zu bestrafen. Das rassistisch motivierte Verbrechen sei "der schlimmste Hass, den ich und dieses Land in einer langen Zeit gesehen haben", sagte die Republikanerin im US-Sender NBC. "Wir wollen absolut, dass er die Todesstrafe bekommt." Die Gouverneurin kündigte an, für dieses Urteil "so hart wie wir können" zu kämpfen.
Der Schock über das Massaker sitzt tief. Mit deutlichen Worten verzichtete zum Beispiel der Moderator der "Daily Show", einer der beliebtesten Late-Night-Satire-Sendungen in den USA, darauf, in seiner Sendung an diesem Tag Witze zu machen. "Ich habe meine Arbeit heute nicht gemacht, aufgrund dessen, was in South Carolina passiert ist", verkündete Jon Stewart zu Beginn seiner Show. "Ich habe heute keine Witze für Sie. Ich habe nichts. Außer, wieder einmal, Traurigkeit darüber, dass wir in den Abgrund der verdorbenen Gewalt schauen müssen, die wir uns gegenseitig zufügen." Er kritisierte, dass Amerika die Augen vor dem Gewaltproblem im eigenen Land verschließe.
New York schützt Kirchen
Nach der Bluttat in sind auch in der Millionenmetropole New York die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt worden. Alle Kirchen, die hauptsächlich von Afroamerikanern besucht werden, würden mit zusätzlichem Personal bewacht, teilte Bürgermeister Bill de Blasio mit. "In New York hat Hass keinen Platz." Es gebe aber keine konkreten Gefährdungshinweise, das Ganze sei lediglich eine Vorsichtsmaßnahme.
Zu der Tat in South Carolina werden immer neue Details bekannt. Die Mitglieder der afroamerikanischen Gemeinde hatten sich am Mittwochabend zur Bibelstunde versammelt. Nach bisherigen Erkenntnissen setzte R. sich eine Stunde lang dazu, bevor er um sich schoss. Eine Verwandte eines Opfers sagte dem US-Sender CNN, jemand habe den Schützen noch von weiteren Morden abbringen wollen. Der junge Mann habe aber entgegnet: "'Nein, Ihr habt unsere Frauen vergewaltigt und Ihr übernehmt die Macht im Land. Ich muss tun, was ich tun muss'."
Sechs Frauen und drei Männer im Alter zwischen 26 und 87 Jahren starben. Nach einer Großfahndung wurde der mutmaßliche Schütze am Donnerstag in der etwa vier Autostunden entfernten Kleinstadt Shelby im Bundesstaat North Carolina bei einer Verkehrskontrolle festgenommen. Noch am selben Tag wurde er in einem Flugzeug zurück nach Charleston gebracht.
Quelle: ntv.de, fma/dpa/AFP