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Wenn Infektionsketten brechen Drosten: Maskenpflicht ein großer Erfolg

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Virologe Christian Drosten denkt, dass das Tragen von Masken bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie ein sehr effizientes Mittel ist.

(Foto: picture alliance/dpa)

Christian Drosten ist überzeugt, dass die Maskenpflicht sehr stark dazu beigetragen hat, dass die Infektionszahlen in Deutschland jetzt so niedrig sind. Der Virologe erklärt, warum dies so ist und weshalb wir Mund und Nase auch in den kommenden Monaten weiter bedecken sollten.

Der Virologe Christian Drosten hat in der aktuellen Diskussion um die Maskenpflicht eine klare Meinung. Verschiedene Studien belegten den durchschlagenden Erfolg der Maßnahme, sagt er. Und er erklärt in seinem NDR-Podcast, warum es wichtig ist, auch in der nächsten Zeit die Masken aufzuhaben, wenn die Infektionszahlen so niedrig wie jetzt bleiben sollen.

Wie wirksam die Maskenpflicht war und ist, zeigt für den Charité-Virologen sehr schön eine kürzlich veröffentlichte Studie von dänischen und deutschen Universitäten. Sie stellten die Pandemie-Entwicklung in Jena, wo man schon am 6. April die Hygienemaßnahme anordnete, einem "synthetischen" Jena ohne Maskenpflicht gegenüber. In einem zweiten Schritt verglichen die Forscher die Fallzahlen in den Städten und Kreisen, welche die Maskenpflicht zum 22. April eingeführt hatten, mit denen der Städte und Kreise, welche sie erst zum 27. April oder später einführten. In beiden Fällen hätten sich beeindruckende Unterschiede ergeben, sagt Drosten.

Masken schalten Superspreader aus

Er führt die unmittelbare Wirksamkeit der Masken darauf zurück, dass sie Tröpfchen zurückhalten und vermutlich auch die Ausbreitung von Aerosolen einschränken können. Warum die Bedeckung von Mund und Nase so einen durchschlagenden Effekt in der breiten Bevölkerung hat, erklärt er sich über die sogenannte Überdispersion, eine schiefe Verteilung der Infektiosität. Das heißt, in der Corona-Pandemie gäbe es nur wenige Virus-Träger, die ganz viele Menschen infizierten (Superspreader), während die meisten anderen Patienten wenige oder keine anderen Personen ansteckten, erklärt Drosten.

Wenn von zehn Infizierten nur einer das Virus weiterträgt, ist der Dispersionsfaktor 0,1. Das bedeutet: Statt zehn Infektionsketten gilt es nur eine einzige zu unterbrechen. Bei einem so niedrigen Faktor kann dies sogar ohne einschränkende Maßnahmen oft genug passieren, dass ein Virus verschwindet. Dies war bei der ersten Sars-Pandemie 2002/2003 der Fall.

Infektionsketten im Keim ersticken

Bei jedem Wert unter 1 spricht man von einer Überdispersion. Wo er bei der aktuellen Pandemie liegt, weiß die Wissenschaft noch nicht genau, es gibt aber verschiedene Vorabstudien (Preprints), die alle darauf hindeuten, dass der Faktor bei Sars-CoV-2 auch niedrig ist. Drosten hält eine chinesische Forschungsarbeit derzeit am ehesten für zutreffend, die einen Wert von 0,45 ermittelt hat. Damit darf man nicht hoffen, dass sich die Pandemie von alleine in Luft auflöst. Aber der Dispersionsfaktor sei niedrig genug, um durch bevölkerungsweite, milde Maßnahmen wie das Tragen von Masken beginnende, kleine Infektionsketten "immer wieder im Keim zu ersticken", erklärt der Virologe.

Drosten hält dies für eine gute Erklärung für das aktuelle Pandemie-Geschehen in Deutschland. "Obwohl wir uns doch jetzt relativ viel Freiheit gestatten, kommt es nicht sofort zu einer neuen, rasenden exponentiellen Kinetik", sagt der Virologe. Es bräuchte eine große Zahl von Infektionsherden im Superspreader-Bereich, die aber nicht entstehen könnten, "da frühe Infektionsketten eigentlich immer aussterben". Damit dies so bleibe, gelte es weiter große Kontaktgruppen zu vermeiden, draußen zu bleiben und Masken zu tragen, sagt Drosten.

Quelle: ntv.de, kwe

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