Panorama

Verdopplung alle zwei Tage Omikron legt in UK und Dänemark rasant zu

Die Sars-CoV-2-Variante Omikron scheint sich sehr schnell verbreiten zu können.

Die Sars-CoV-2-Variante Omikron scheint sich sehr schnell verbreiten zu können.

(Foto: imago images/MiS)

Britische Daten lassen vermuten, dass Omikron schon bald die vorherrschende Sars-CoV-2-Variante im Königreich sein könnte. Die bestätigten Infektionen mit B.1.1.529 verdoppeln sich etwa innerhalb von zwei Tagen auf 336 Fälle. Auch in Dänemark verbreitet sich Omikron immer schneller.

Noch gibt es zu wenig Informationen über die Coronavirus-Variante Omikron, um sicher zu sagen, wie gefährlich sie tatsächlich ist. Für die Einschätzung sind Daten aus Großbritannien besonders wertvoll, denn dort werden weit mehr positive Proben auf ihren Virenstamm untersucht als in den meisten anderen Ländern. Die jüngsten Zahlen lassen vermuten, dass sich Omikron sehr schnell in Großbritannien ausbreitet und möglicherweise schon bald die aktuell vorherrschende Delta-Variante verdrängen könnte.

Die ersten zwei bestätigten Omikron-Fälle registrierte die britische Gesundheitsbehörde UK Health Security Agency am 27. November. Zwei Tage später waren es elf, am 2. Dezember bereits 42. Am nächsten Tag sprang die Anzahl auf 134, am 4. Dezember zählte die UKHSA 160 Omikron-Infektionen, am Sonntag 246, heute 336.

Die Kurve steigt also rasant an, offenbar verdoppelt sich die Zahl der registrierten Fälle etwa alle zwei Tage. Befürchtungen, die neue Variante könnte nochmal wesentlich infektiöser als Delta sein und auch den Schutz von Geimpften und Genesenen leichter überwinden, scheinen sich zu bestätigen.

Hohe Dunkelziffer wahrscheinlich

Die tatsächliche Anzahl der Omikron-Fälle dürfte dabei wesentlich höher sein als offiziell gezählt. Zum einen werden bei weitem nicht alle Covid-19-Infektionen erkannt. Im Juni schrieb das RKI in der Zusammenfassung einer Studie mit Daten bis Februar 2021, dass es etwa doppelt so viele Ansteckungen gegeben hatte. Aktuell schätzt Epidemiologe Hajo Zeeb die Dunkelziffer mindestens genauso hoch ein. "Ich gehe davon aus, dass die uns bekannten Fälle zwischen der Hälfte und einem Drittel der tatsächlichen Zahlen ausmachen", sagte er der Deutschen Welle.

Großbritanniens Dunkelziffer sollte aber zumindest aktuell niedriger als die deutsche ausfallen, da dort nur rund 4 Prozent der Tests positiv ausfallen, während die Bundesrepublik mit etwa 21 Prozent eine der schlechtesten Quoten der EU hat und damit eine hohe Untererfassung aufweist.

Andererseits führen Impfungen und eine wachsende Zahl von Genesenen dazu, dass viele Covid-19-Infektionen sehr leichte Verläufe haben oder oft auch symptomlos bleiben. Damit wird seltener getestet und letztendlich weniger Fälle entdeckt.

Sequenzierung zu langsam

Schließlich hinken die erkannten Zahlen der Realität hinterher, weil es normalerweise mehr als einen Tag dauert, bis durch Sequenzierung eine Variante bestimmt ist. Das Aufwändigste sei dabei die Aufbereitung einer Probe für die Genomanalyse, sagte ein Labor-Mitarbeiter "Tagesschau.de". Denn aus den positiven Proben müsse die Virus-RNA herausgelöst und vervielfältigt werden. Erst dann könne das Erbgut des Virus entschlüsselt werden. Die weitere Arbeit erledige eine Maschine automatisch in 30 Stunden.

Grundsätzlich könnten Omikron-Infektionen schneller identifiziert werden, da es laut "Ärzteblatt" bei PCR-Tests zum sogenannten "S Gene Target Failure" kommt. Das heißt, positive Proben fallen teilweise negativ aus, da sich eine der Omikron-Mutationen in einem der drei Gen-Abschnitte befindet, die die Tests erkennen. Das gab es schon bei Alpha, doch diese Variante wurde vollkommen von Delta verdrängt, die zu keinem "S Gene Target Failure" führt.

Ausbreitung nicht zu unterbinden

Laut "itv" können aber nicht alle für die Auswertung zuständigen britischen Labore nach dem S-Gen suchen. Ein UKHSA-Sprecher sagte dem TV-Sender, lediglich die Hälfte sei dazu ausgestattet. Mit seinen Testkapazitäten könne Großbritannien offenbar zwar das Wachstum von Omikron darstellen, schreibt der Autor. Allerdings sei das britische Gesundheitssystem wohl nicht in der Lage, die Ausbreitung effektiv zu unterbinden, da zu viele Infektionen mit der Variante unerkannt blieben.

Das Problem, wird wahrscheinlich nur von kurzer Dauer sein. Eine Firma in Singapur hat heute den ersten Omikron-spezifischen PCR-Test auf den Markt gebracht. Eine Probe ergebe eins von drei Resultaten, schreibt "The Straight Times": Covid-19-positiv und Omikron-positiv, Covid-19-positiv und Omikron-negativ oder Covid-19- und Omikron-negativ. Allerdings zählt bei der offensichtlich sehr infektiösen Variante jeder Tag und die spezifischen Tests kommen wahrscheinlich zu spät, um Omikron noch aufzuhalten.

Exponentielles Wachstum auch in Dänemark

Das zeigen auch Daten aus Dänemark, das wie Großbritannien viel sequenziert und eine niedrige Test-Positivrate von 2,5 Prozent aufweist. Dazu hat das Land mit 77 Prozent eine weitaus höhere Testquote in der Gesamtbevölkerung als Deutschland.

Trotzdem hat die Gesundheitsbehörde Statens Serum Institut (SSI) heute bereits 261 Omikron-Fälle gemeldet. Zwei Tage zuvor waren es noch 135 registrierte Infektionen. "Wir sehen einen besorgniserregenden Anstieg der Zahl der Omikron-Infizierten in Dänemark", schreibt SSI-Chef Henrik Ullum. "Es gibt jetzt anhaltende Infektionsketten, bei denen die Infektion bei Personen beobachtet wird, die nicht gereist sind oder Verbindungen zu Reisenden haben."

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Wie in Großbritannien hat sich die Zahl der entdeckten Omikron-Ansteckungen innerhalb von zwei Tagen fast verdoppelt. Ginge es in diesem Tempo weiter, wären es am Mittwoch rund 500 Fälle, weitere zwei Tage später 1000. Nächsten Sonntag hätte Dänemark mehr als 2000 Omikron-Neuinfektionen, am folgenden Samstag 16.000, acht Tage später 256.000 Fälle.

Auch wenn es offiziell in Deutschland bisher nur einige registrierte Omikron-Fälle gibt, muss man davon ausgehen, dass sich die Variante hier ebenfalls bereits schnell verbreitet und nur seltener erkannt wird. Allerdings könnte das Wachstum aufgrund von 2G- und 3G-Regeln sowie weiterer Einschränkungen langsamer als in Großbritannien und Dänemark ausfallen, wo es keine oder kaum Corona-Maßnahmen gibt.

Quelle: ntv.de

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