Antwort auf Kardinalsfragen Papst kann sich Segnung homosexueller Paare vorstellen
03.10.2023, 08:22 Uhr Artikel anhören
Franziskus fand eine Antwort vor der Synode wichtig.
(Foto: IMAGO/ABACAPRESS)
Am Mittwoch beginnt in Rom die Weltsynode. Vor der Zusammenkunft stellen fünf konservative Kardinäle unter anderem die Frage, ob Segensfeiern für homosexuelle Paare weiter verboten bleiben sollen. Die Antwort von Franziskus fällt überraschend aus.
Papst Franziskus hat angedeutet, dass er offen für eine Segnung gleichgeschlechtlicher Paare in der katholischen Kirche ist. Fünf Kardinäle hatten Franziskus kurz vor der Weltsynode in Rom in einem kritischen Brief zur Klärung zentraler Fragen der katholischen Lehre aufgefordert. Die als konservativ geltenden Kirchenmänner, darunter der Deutsche Walter Brandmüller, stellten dem Oberhaupt der katholischen Kirche in einem sogenannten Dubia-Schreiben fünf kritische Fragen zu kontrovers diskutierten Themen.
In einem Dubia-Schreiben werden theologische Fragen als Zweifel formuliert, auf die der Papst üblicherweise in einem "Ja-oder-Nein"-Format antwortet. Zu den gestellten Fragen gehörte unter anderem die, ob Segensfeiern für homosexuelle Paare weiter verboten bleiben sollen.
Der Vatikan veröffentlichte nun die Antworten des Papstes. Demnach schrieb Franziskus, dass jede Bitte um einen Segen mit "seelsorgerlicher Nächstenliebe" behandelt werden sollte. "Wir können keine Richter sein, die nur leugnen, ablehnen und ausschließen", sagte er. Er fügte jedoch hinzu, dass die Kirche gleichgeschlechtliche Beziehungen immer noch als "objektiv sündig" betrachte und gleichgeschlechtliche Ehen nicht anerkennen würde.
"Pastorale Klugheit" nötig
Ende September hatten mehrere Hundert Menschen vor dem Kölner Dom einen Segnungsgottesdienst auch für gleichgeschlechtliche Paare gefeiert. Die Feier mit mehreren katholischen Priestern und Gemeindereferentinnen war eine Reaktion auf die Maßregelung eines Pfarrers aus Mettmann bei Düsseldorf, der ebenfalls eine Segensfeier für homosexuelle Paare abgehalten hatte. Das Erzbistum Köln hatte ihn dafür gerügt und darauf verwiesen, dass der Vatikan solche Feiern verbiete.
Seelsorgerische Umsicht müsse hinreichend erkennen, "ob es Formen des Segens gibt, die von einer oder mehreren Personen beantragt werden und die kein falsches Konzept der Ehe vermitteln", betonte der Papst. Dies könnte als Angebot verstanden werden, Bitten um Segnungen von Fall zu Fall zu prüfen. "Entscheidungen, die unter bestimmten Umständen Teil der pastoralen Klugheit sein könnten, nicht unbedingt zur Norm werden sollten". Das kanonische Recht sollte und könne nicht alles abdecken.
Die fünf konservativen Kirchenmänner, neben dem 94 Jahre alten Brandmüller auch die Kardinäle Raymond Burke aus den USA, Juan Sandoval aus Mexiko, Robert Sarah aus Guinea sowie der emeritierte Bischof von Hongkong, Joseph Zen, veröffentlichten ihr Schreiben zwei Tage vor Beginn der mit Spannung erwarteten Weltsynode. Sie wird als eines der größten Reformprojekte Franziskus' gesehen. Der Papst teilte den Kardinälen mit, dass es zwar nicht immer ratsam sei, an ihn gerichtete Fragen direkt zu beantworten. Angesichts der Nähe zur Synode habe er es in diesem Fall jedoch für angebracht gehalten, dies zu tun.
Die Weltsynode soll vom 4. bis zum 29. Oktober in Rom stattfinden. Daran nehmen Kleriker und auch einige Laien aus der ganzen Welt teil.
Quelle: ntv.de, sba