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Anzeige nach Kirchenrecht Papst soll in Causa Woelki ein Machtwort sprechen

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Kommt Woelki noch einmal so glimpflich davon wie 2022 unter Papst Franziskus?

Kommt Woelki noch einmal so glimpflich davon wie 2022 unter Papst Franziskus?

(Foto: picture alliance/ipa-agency/Matteo Nardone)

Die Staatsanwaltschaft schließt das Verfahren gegen Woelki durch Zahlung einer Geldstrafe ab. Für Betroffene sexuellen Missbrauchs geht das aber nicht weit genug. Sie fordern jetzt neue Ermittlungen vom Papst persönlich und Sanktionen gegen den Kölner Kardinal.

Der Betroffenenbeirat der Deutschen Bischofskonferenz erstattet Anzeige nach Kirchenrecht gegen den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki. Das berichten der WDR und der "Kölner Stadt-Anzeiger" unter Berufung auf die vorliegende Anzeige sowie Angaben der Beiratssprecherin Katharina Siepmann. "Die Betroffenen nehmen das Verhalten des Kölner Kardinals vielfach als verletzend wahr", sagte sie dem Sender.

Siepmann und die elf anderen Mitglieder des Betroffenenbeirats schrieben in ihrer Anzeige, sie hätten jegliches Vertrauen verloren, dass unter Woelkis Leitung Missbrauchstaten ohne Rücksicht auf die Täter aufgeklärt werden. Im Erzbistum Köln scheine die Aufarbeitung vor allem dem Selbstschutz des Kardinals zu dienen, so Siepmann zum WDR. "Letztendlich hoffen wir, dass die Zuständigen in Rom und auch der Papst ein solches Verhalten des Kardinals für unzumutbar halten, und intervenieren", sagte die Missbrauchs-Betroffene weiter.

Kardinal Woelki sollte die Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch durch Priester des Erzbistums Köln eigentlich unterstützen. Allerdings: "Die Staatsanwaltschaft stellte als juristisch gesichert fest, dass Kardinal Woelki an Eides statt sowie unter Eid mit der religiösen Eidesformel ('So wahr mir Gott helfe') 'objektiv unwahre' Angaben zu seinem Umgang mit mutmaßlichen bzw. erwiesenen Fällen von sexuellem Missbrauch gemacht hat", heißt es in der Anzeige, mit der sich nun der neue Papst befassen soll.

Papst Leo XIV. soll Worten "Taten folgen lassen"

"Für uns als Betroffene ist das Verhalten des Kardinals nicht nur unerklärlich. Sein offensichtlicher Mangel an Einsicht in eigenes Fehlverhalten und schwere Versäumnisse ist auch schmerzhaft und retraumatisierend", schrieben die Betroffenen weiter. Sie hoffen, dass sich Leo XIV. der Sache annimmt. Nicht zuletzt, weil er direkt zu Beginn seiner Amtszeit deutlich machte, dass "Missbrauch in der Kirche keinen Platz hat, dass Missbrauch aufgeklärt und aufgearbeitet werden muss", erinnerte Siepmann an die Worte des Kirchenoberhaupts. Sie forderte, dass der Amerikaner seinen Worten "alsbald auch Taten folgen lässt". Der Beirat hofft auf mögliche Sanktionen gegen Woelki - bis hin zur Amtsenthebung. Eine Antwort aus dem Vatikan liegt laut Kirchenrecht binnen Dreimonatsfrist vor.

"Wenn der Papst einen schweren Schaden sieht, kann er Woelki seines Amtes entheben", sagte der Bonner Kirchenrechtler Norbert Lüdecke dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Doch er schränkte ein: "Der Papst kann sich über eigene Regeln jederzeit hinwegsetzen." Ob es zur drastischsten Maßnahme kommt, hängt also von Leo allein ab. Dem Vorgänger, Papst Franziskus, bot Woelki bereits 2022 seinen Rücktritt an. Offiziell entschied das damalige Kirchenoberhaupt nie darüber. Nach dem Tod des Pontifex erklärte der Kardinal, er sei mit diesem im Reinen gewesen und im Gespräch ermutigt worden, weiterzumachen.

Thomas Schüller, Professor für Kirchenrecht in Münster, erwartet jetzt Erfolg in der Sache. Die Betroffenen könnten durch die "staatsanwaltlichen Ermittlungen nachweisen, dass Kardinal Woelki grundlegende Dienstpflichten im Umgang mit Taten von sexualisierter Gewalt nach Kirchenrecht nicht sachgerecht bearbeitet und dementsprechend pflichtwidrig gehandelt hat". Leo XIV. kenne die Causa Woelki bereits "sehr gut", sagte Schüller dem WDR.

Das Erzbistum Köln reagierte bereits auf die Berichte. Die Vorwürfe des Beirats seien "offenkundig haltlos", sagte ein Sprecher des Erzbistums dem WDR. Sie bauen "sicherlich unabsichtlich mangels besseren Wissens auf einer Reihe falscher Annahmen und Behauptungen auf". Woelki hätte sich den Angaben zufolge einen direkten Austausch mit dem Betroffenenbeirat gewünscht.

Quelle: ntv.de, mpa

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