Panorama

Hygiene in Bus und U-Bahngurr Wie groß ist die Infektionsgefahr im ÖPNV?

Die Berliner Verkehrsbetriebe rufen die Fahrgäste zu mehr Achtsamkeit auf. Vor allem die Hust- und Niesetikette müsse eingehalten werden.

Die Berliner Verkehrsbetriebe rufen die Fahrgäste zu mehr Achtsamkeit auf. Vor allem die Hust- und Niesetikette müsse eingehalten werden.

(Foto: picture alliance/dpa)

Wie kann man die Ansteckung mit Sars-CoV-2 vermeiden? Viele Reisende und Pendler fragen sich zunehmend, ob die Nutzung von Bussen und Bahnen gesundheitsgefährdend ist. Wie groß ist die Gefahr und was tun die Verkehrsunternehmen zur Prävention?

Das Coronavirus beeinflusst viele Alltagsentscheidungen. Vor allem Berufspendler sind sich unsicher, ob sie noch Bus und Bahn fahren oder sich besser für ihr Auto oder das Fahrrad entscheiden sollten. Wie hoch die Ansteckungsgefahr im öffentlichen Personennahverkehr wirklich ist, ist allerdings nicht klar. Laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist eine Übertragung über Oberflächen, die kurz zuvor mit Viren kontaminiert wurden, grundsätzlich "denkbar". "Aufgrund der relativ geringen Stabilität von Coronaviren in der Umwelt ist dies aber nur in einem kurzen Zeitraum nach der Kontamination wahrscheinlich", erklärt das BfR.

Eine aktuelle Studie aus China ist dagegen deutlicher: Laut einem Forschungsbericht des chinesischen Zentrums für Seuchenbekämpfung (Chinese Center for Disease Control) deuten erste Ergebnisse darauf hin, dass das Virus in einer klimatisierten und geschlossenen Umgebung mindestens 30 Minuten lang effektiv überleben könnte. Die Wissenschaftler hatten sich mit dem Infektionscluster im Ausbruchsort Wuhan beschäftigt und ermittelt, dass zehn Pendler durch einen Bus-Fahrgast infiziert worden waren. Der Hauptübertragungsweg von Sars-CoV-2 ist die Tröpfcheninfektion.

Die Deutsche Bahn (DB) verkürzt als Präventionsmaßnahme schrittweise die Reinigungsintervalle der Fernzüge. Außerdem verteilt das Unternehmen aktuell an fahrende Mitarbeitergruppen wie Zugbegleiter und Busfahrer 100.000 Mundschutzmasken. Auch die Fahrgäste sind offenbar sensibilisiert, denn sie achten stärker auf Hygiene: Um bis zu 20 Prozent sei der Verbrauch von Seife und Desinfektionsmitteln in den vergangenen Tagen und Wochen an Bord der Züge gestiegen, teilte ein Sprecher der Deutschen Bahn mit. Die Mitarbeiter sollen deshalb verstärkt darauf achten, dass die Behälter immer gefüllt sind.

Die BVG verweist in ihrem "Berliner Fenster" auf Hygienemaßnahmen.

Die BVG verweist in ihrem "Berliner Fenster" auf Hygienemaßnahmen.

(Foto: BVG)

Mehr Hygiene, mehr Desinfektionsmittel

Noch sei nicht absehbar, wie viele Fahrgäste die Bahn aufgrund des Sars-CoV-2 genannten Virus verlieren wird. "Der Bahn-Betrieb läuft derzeit regulär", teilte Personenverkehrsvorstand Berthold Huber mit. "Allerdings spüren wir in den letzten drei, vier Tagen, dass die Buchungen zurückgehen." Die bestehenden Pandemieplanungen der DB würden nach Angeben des Unternehmens den Aktualisierungen der Bundesregierung und der Bundesländer angepasst.

Sobald in Zügen der DB eine Person mit Corona-Verdacht identifiziert wird, isolieren Mitarbeiter den möglichen Erkrankten. In der vergangenen Woche sind bereits mehrere Züge deswegen gestoppt worden. Für den Fall, dass sich ein Verdacht bestätigt, sieht sich die Bahn ebenfalls vorbereitet: "Bei einem von Behörden festgestellten Corona-Verdacht wird der betroffene Bereich im Zug gesperrt und nach der Fahrt professionell gereinigt und desinfiziert. Die Fahrgäste werden durch das Zugpersonal gebeten, dass sie ihre Kontaktdaten hinterlegen, um von den Behörden im Bedarfsfall kontaktiert werden zu können", heißt es in einem Statement.

Regionale Betriebe setzen auf Aufklärung

Auch regionale Verkehrsbetriebe befassen sich nun verstärkt mit Covid-19. Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) wollen mit mehr Fahrgastinformationen zur Prävention beitragen: "Wir werden nun über das U-Bahn-Fernsehen, das Berliner Fenster, generelle Hinweise zur Husten-Etikette und Hygiene geben", erklärt Sprecherin Petra Nelken ntv.de. Auch via Twitter sollen die Fahrgäste zu mehr Achtsamkeit aufgerufen werden. "Unsere Züge werden täglich gereinigt", sagt die Sprecherin. Eine komplette Desinfektion könne damit aber nicht stattfinden. Die Sprecherin verweist vielmehr auf die üblichen Hygienevorschriften: Es komme auf das Verhalten jedes einzelnen an - beispielsweise in die Armbeuge zu husten und mindestens einen Meter Abstand zu anderen Personen zu halten. Die BVG will ihre Busfahrer nun verstärkt schützen: Ab heute werden sie keine Tickets mehr im Bus verkaufen und die Passagiere müssen in den hinteren Türen einsteigen.

"Wir beobachten die Entwicklung sehr genau und stehen dabei in engem Kontakt zum städtischen Gesundheitsamt. Das Robert-Koch-Institut schätzt die Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland derzeit als mäßig ein", sagt Matthias Pesch, der Sprecher der Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) der Mediengruppe RTL." Als Verkehrsunternehmen habe die KVB sowieso betriebliche Vorsorgemaßnahmen in Form eines Pandemieplanes getroffen. Die Aktivierung der darin beschriebenen Maßnahmen erfolge nach Absprache mit den Behörden. "Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es keine Veranlassung, das öffentliche Leben und damit den ÖPNV einzuschränken", fasst Pesch zusammen.

Quelle: ntv.de

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