Ändert Scholz seine Meinung? Selenskyj-Berater erwartet baldige Panzer-Einigung
31.10.2022, 11:57 Uhr (aktualisiert)
Wunsch der ukrainischen Führung: deutsche Leopard-Panzer - auch zum Schutz der Besatzung.
(Foto: picture alliance/dpa)
Seit Monaten bittet die Ukraine die Bundesregierung um die Lieferungen deutscher Kampfpanzer. Immer wieder lehnt vor allem die SPD, angeführt von Kanzler Scholz, ab. Mychailo Podoljak, Berater des ukrainischen Präsidenten Selenskyj, sieht dennoch Fortschritte.
Der Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, Mychailo Podoljak, rechnet mit einer schnellen Einigung mit der Bundesregierung über die Lieferung von westlichen Kampf- und Schützenpanzern. "Wir arbeiten weiter hart daran und haben auch Erfolge", sagt Podoljak im Interview mit der "Welt am Sonntag". "Ich denke, dass wir für die Panzer einen Konsens mit unseren deutschen Partnern finden werden. (...) Wir sind bereit, jeden Preis für die Sicherheit von Europa zu bezahlen. Aber helfen Sie uns mit Waffen!"
Podoljak zufolge hängt der weitere Kriegsverlauf von westlichen Waffenlieferungen ab, zum Beispiel die Rückeroberung der Gebiete im Süden und Osten der Ukraine. "Wir können doch nicht mithalten, wenn sie 10.000 Panzer haben und wir nur 100. Gerade Panzer können für eine Beschleunigung auf dem Schlachtfeld und für die Befreiung von Orten in den Regionen Cherson, Saporischschja, Luhansk und Donezk sorgen", sagt der Berater. "Und Deutschland könnte uns dabei mit den Leopard- und Marder-Panzern optimal helfen."
Bislang lehnt die Bundesregierung die Lieferung von Panzern westlicher Bauart an die Ukraine ab. Angeführt von Bundeskanzler Olaf Scholz, sträubt sich vor allem die SPD mit dem Argument, es dürfe keinen deutschen Alleingang geben. Kanzleramtschef Wolfgang Schmidt lehnte Panzerlieferungen sogar mit einem NS-Vergleich ab: "Ich bin manchmal versucht, es das V2-Syndrom der Deutschen zu nennen", sagte Schmidt: Eine Wunderwaffe, die wie Magie dafür sorge, dass Dinge sich erledigten. "Und jetzt ist der Leopard 2. Diese Wunderwaffe, die den Krieg beenden wird. Und das wird er nicht."
Panzer-Ringtausch hilft nicht
Militärexperten dagegen verweisen auf die Bedeutung von Panzern für die ukrainische Verteidigung. "Ohne mechanisierte Reserven wäre Kiew eingekesselt worden, vermutlich auch gefallen", sagte Gustav Gressel vom European Council on Foreign Relations (ECFR) im Interview mit ntv.de. "Diese Geräte sind nun aber stark beansprucht worden. Netto verliert die Ukraine pro Monat 75 Kampfpanzer."
Auch der deutsche Ringtausch mit Griechenland ist demnach für das ukrainische Militär keine Hilfe. "Erstens sind diese Panzer aus Griechenland in einem schlechten Zustand, manche davon nur noch gut als Ersatzteillager", sagt Gressel. Vor allem sei das griechische Schützenpanzer-Modell aber eine Gefahr für die Besatzung: "Der BMP-1 explodiert beim ersten Treffer und brennt aus. Oft fahren die ukrainischen Soldaten nicht im Panzer, sondern außen auf ihm sitzend ins Gefecht."
Griechenland soll insgesamt 40 Marder-Schützenpanzer aus Deutschland erhalten. Dafür sollen von dort an die Ukraine 40 Schützenpanzer sowjetischer Bauart des Typs BMP-1 geliefert werden, die Athen einst aus DDR-Beständen erhalten hatte.
(Dieser Artikel wurde am Sonntag, 30. Oktober 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, chr/AFP