Politik

Marco Rubio hat eine Antwort Der Obama der Republikaner

Bereits 2013 nannte "Time" Rubio den "Retter" der Republikaner. Nach seiner Bewerbungsrede hielt ein Anhänger Rubio eine Ausgabe der Zeitschrift für ein Autogramm hin.

Bereits 2013 nannte "Time" Rubio den "Retter" der Republikaner. Nach seiner Bewerbungsrede hielt ein Anhänger Rubio eine Ausgabe der Zeitschrift für ein Autogramm hin.

(Foto: REUTERS)

Der Republikaner Marco Rubio will Präsident werden. Die meisten Deutschen haben noch nie von dem Mann gehört. Aber seine Bewerbung verdient Beachtung.

Bislang ist er die Nummer drei. Marco Rubio ist der dritte Republikaner, der sich um die Präsidentschaftskandidatur seiner Partei bewirbt. Wie der christlich-konservative Fundamentalist Ted Cruz und der Erzlibertäre Rand Paul ist Rubio einer der jungen Wilden, die von der Tea-Party-Welle in den Kongress gespült wurden. In den Umfragen steht er derzeit noch hinter seinen Mitbewerbern. Dennoch sind seine Chancen nicht schlecht.

Wahlkampf mit Familie: In Miami trat Rubio mit seiner Frau und den vier gemeinsamen Kindern auf.

Wahlkampf mit Familie: In Miami trat Rubio mit seiner Frau und den vier gemeinsamen Kindern auf.

(Foto: imago/ZUMA Press)

Denn anders als Cruz und Paul ist Rubio anschlussfähig für Wähler der Mitte. Vor allem aber ist er der bislang einzige Bewerber, der seine Biographie nutzen kann, um den "amerikanischen Traum" anzupreisen. Er hat, was Präsidentschaftskandidaten in den USA meist fehlt: einen authentischen Arbeiterklassen-Hintergrund.

"Ich glaube, dass dies ein Land ist, das immer von Aufstiegsmöglichkeiten geprägt war", sagte Rubio dem Sender Fox News, nachdem er seine Kandidatur in Miami, Florida, vor rund eintausend Anhängern verkündet hatte. "Ich fürchte aber, dass wir diese Möglichkeiten gerade verlieren. Wir verlieren sie, weil wir aus den Chancen und Herausforderungen der neuen Zeit keinen Nutzen ziehen. Wir werden es nie schaffen, solange wir von Menschen geführt werden, die im 20. Jahrhundert gefangen sind."

Diese Sätze waren Rubios Antwort auf die Frage, warum er sich um die Präsidentschaft bewerbe. Genau diese Frage ist es, die ein Kandidat in den USA flüssig und glaubhaft beantworten muss - legendär ist das nachdenkliche Stammeln, das der Demokrat Ted Kennedy im Jahr 1979 als Antwort von sich gab. Kennedy unterlag danach in den Vorwahlen gegen Jimmy Carter, den späteren Präsidenten. Seither weiß jeder US-Politiker: Wer diese Frage nicht überzeugend beantworten kann, hat keine Chance.

"Wir waren privilegierte Kinder"

Das Problem, das Kennedy 1979 hatte, haben heute die Demokratin Hillary Clinton und der Republikaner Jeb Bush: Je länger man in der Politik ist, umso weniger überraschend kann die Antwort sein. Ex-Präsident Bill Clinton hat seiner Frau daher geraten, ein völlig neues Verhältnis zu den Wählern aufzubauen.

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(Foto: REUTERS)

Solche Spielereien hat Rubio nicht nötig. Seine Eltern waren Einwanderer aus Kuba; sein Vater arbeitete als Barmann, seine Mutter war Dienstmädchen in einem Hotel. "Sie konnten uns nicht alles geben, was wir wollten", schreibt Rubio in seiner 2012 erschienenen Autobiografie, "aber sie sorgten dafür, dass wir alles hatten, was wir brauchten." Damit bringt er auf den Punkt, was ihn von den Clintons und den Bushs unterscheidet: "Wir waren privilegierte Kinder: geborgen, glücklich, geliebt."

Das klingt alles sehr nach einem anderen Präsidentschaftskandidaten, der aus einfachen Verhältnissen kam und es trotzdem geschafft hat - Barack Obama. Nach dem ersten Schwarzen im Weißen Haus könnte Rubio der erste Latino werden, der es an die Spitze der USA schafft. Immerhin hat mehr als ein Zehntel der Wahlberechtigten in den USA hispanische Wurzeln. Rubio hat das Potenzial, Wähler anzusprechen, die 2008 und 2012 Obama mehrheitlich ins Weiße Haus getragen haben: Frauen, Minderheiten, junge Leute. Die Begriffe "hope" und "change" wird Rubio natürlich nicht in den Mittelpunkt seines Wahlkampfes stellen, das würde zu sehr nach Obama klingen. Aber genau darum geht es Rubio: Hoffnung und Wandel.

Wie jeder Wahlkämpfer in den USA will Rubio den "American Dream" erneuern. "Das Problem ist, dass jetzt zu viele Amerikaner zweifeln, ob es noch immer möglich ist, diesen Traum zu verwirklichen", sagt er. Damit hat Rubio recht: Was für Europa der Sozialstaat ist, ist für die USA der amerikanische Traum. Wenn die Mehrheit der US-Bürger nicht mehr glaubt, dass es zumindest theoretisch jeder nach oben schaffen kann, dann ist das amerikanische Gesellschaftsmodell von Freiheit und Selbstverantwortung gefährdet. Rubio verkörpert diese Idee nicht nur politisch, sondern auch persönlich. Die Reise von der Bar, hinter der sein Vater stand, bis zu diesem Podium, sei die Essenz des amerikanischen Traums, sagte er in seiner Bewerbungsrede in Miami.

Sein Mentor ist sein stärkster Konkurrent

Nach innen wird es für Rubio darauf ankommen, die zerstrittenen Republikaner zusammenzuführen. Das kann ihm gelingen. Vor zwei Jahren unterstützte er Obamas Einwanderungsreform. Von dieser Position hat er sich auf Druck der Rechten in seiner Partei verabschiedet, doch geblieben ist das Signal, dass er zur überparteilichen Zusammenarbeit bereit ist. Mittlerweile sagt Rubio, dass die USA zuerst ihre Grenzen sichern müssten, bevor sie ihr Einwanderungsrecht reformieren könnten. Den republikanischen Tea-Party-Flügel hat er damit zufriedengestellt, ihre Vertreter begrüßten seine Kandidatur. Im Gegensatz etwa zu Ted Cruz ist Rubio aber auch moderaten Republikanern vermittelbar.

Rubios stärkster Konkurrent ist Jeb Bush, der frühere Gouverneur von Florida. Obwohl der 62-Jährige noch gar nicht öffentlich erklärt hat, dass er antreten wird, führt er die Liste der potenziellen republikanischen Bewerber in den Umfragen an. Für Rubio ist das heikel: Bush war lange eine Art Mentor für ihn. Da beide ihre politische Heimat in Florida haben, kann Rubio nicht einmal darauf hoffen, im Fall der Fälle von Bush als "running mate", als Vizepräsidentschaftskandidat, ausgewählt zu werden.

Seinen Wahlkampf will Rubio offensichtlich gleichzeitig gegen Clinton und Bush führen. Mit Politikern aus der Vergangenheit werde es nicht gelingen, das 21. Jahrhundert zu einem weiteren "amerikanischen Jahrhundert" zu machen. "Wir müssen die Entscheidungen, die wir treffen, ändern, indem wir die Menschen auswechseln, die sie treffen."

Für Rubio, den das Magazin "Time" schon vor zwei Jahren zum "Retter" der Republikaner erklärte, kommt es darauf an, so schnell wie möglich so viel Geld wie möglich einzusammeln, um wenigstens ansatzweise mit den Unsummen mithalten zu können, über die Bush verfügt. Die Umfragen, die Bush vorne und ihn selbst hinten sehen, sind dagegen vermutlich kein Problem. Eine Bloomberg-Erhebung zeigt, dass 42 Prozent der republikanischen und unabhängigen Wähler sagen, sie würden "niemals" erwägen, Bush zu wählen. Von Rubio sagen dies nur 28 Prozent.

Quelle: ntv.de

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