Nach friedlicher Demonstration Dutzende greifen Polizisten in Hamburg an
01.05.2016, 02:52 Uhr
Die Demonstranten zogen auch durch St. Pauli.
(Foto: dpa)
Der 1. Mai steht bevor - und damit auch wieder viele Demonstrationen und Großeinsätze der Polizei. Zum Beispiel in Hamburg. In der Nacht gehen rund 1800 Linke auf die Straße. Einige Dutzend suchen schließlich Gewalt.
Rund 1800 Anhänger der linken Szene haben zu Beginn des 1.-Mai-Wochenendes in Hamburg demonstriert. Im Anschluss kam es nach Angaben der Polizei zu kleineren Auseinandersetzungen. Die Polizei war mit 1650 Mann im Einsatz, darunter auch Beamte aus Schleswig-Holstein, Bremen und der Bundespolizei. Ein 24-jähriger Mann wurde festgenommen. Er steht im Verdacht, ein Fahrzeug der Bundeswehr in Brand gesetzt zu haben, wie die Polizei mitteilte.
Die Demonstranten in Hamburg waren am Samstagabend zunächst vom Schanzenviertel über die Reeperbahn zum Hafen gezogen. Dort sammelten sie sich beim "Golden Pudel Club", der im Februar durch ein Feuer beschädigt worden war, zu einer Abschlusskundgebung. Die Demonstranten forderten den Wiederaufbau des Szenelokals. Auf Transparenten hieß es: "Burn to be alive".
Tausende Polizisten in Berlin im Einsatz
An einem Protestzug in Berlin-Wedding gegen steigende Mieten und Rassismus beteiligten sich am Samstag etwa 2300 Menschen, wie die Polizei mitteilte. Hier und da knallten Böller und Signalfeuer brannten ab, hieß es. Ansonsten verlief die Veranstaltung laut Polizei störungsfrei. Auch zwei Demonstrationen in Neukölln mit insgesamt 760 Teilnehmern seien weitgehend friedlich verlaufen.
Im Mauerpark feierten nach Polizeiangaben rund 1500 Menschen. Hier galt für die Walpurgisnacht erstmals seit Jahren kein Verbot von Flaschen mehr, die früher auch als Wurfgeschosse gegen Polizisten eingesetzt wurden. Im Park durften kleinere Feuer entzündet werden.
In der Hauptstadt hat die Polizei rund 6500 Beamte für einen sicheren Feiertag aufgeboten. Zum traditionellen Straßenfest "Myfest" in Kreuzberg werden wieder Tausende Besucher erwartet. Am Abend sollte die "Revolutionäre 1. Mai Demonstration" mit erwarteten 20.000 Teilnehmern starten. Die Linksautonomen waren jedoch vor Gericht mit der Forderung gescheitert, mit ihrer Demo durch das "Myfest" zu ziehen. Sie müssen das Straßenfest und das Zentrum des Stadtteils umgehen.
Auseinandersetzungen im Schanzenviertel
Anschließend wurde die Kundgebung offiziell für beendet erklärt. Mehrere Hundert Demonstranten zogen nach Angaben von Augenzeugen daraufhin wieder ins Schanzenviertel, wo noch Konzerte und Veranstaltungen stattfanden, etwa an der S-Bahnstation Sternschanze ein "Klassenfest gegen Staat und Kapital". Dort hätten dann etwa 50 Demonstranten mehrere Bundespolizisten angegriffen, sagte ein Polizeisprecher in der Nacht. Die Beamten seien mit Steinen und Flaschen beworfen worden, berichtete ein Zeuge. Andere Polizisten seien dann eingeschritten und hätten die Angreifer vertrieben.
Die offizielle Kundgebung verlief nach Angaben der Polizei zunächst ruhig, dann sei es aber zu vereinzelten Böllerwürfen gekommen. Auch hätten sich einzelne Demonstranten vermummt und Bengalofeuer angezündet. In der Nähe des Hafenkrankenhauses ging ein Bundeswehrauto in Flammen auf, an einem Porsche wurden alle vier Reifen durchstochen, wie ein Polizeisprecher sagte. Die Demonstranten zogen auf ihrem Weg zum Hafen auch durch die Straße, in der Innensenator Andy Grote wohnt, und skandierten ironische Grußworte.
Die Polizei hatte angekündigt, bei Ausschreitungen konsequent vorzugehen. Sie war auch mit der Reiterstaffel im Einsatz. Am Sonntagabend will die linke Szene erneut auf die Straße gehen. Dann lautet die Parole: "Klasse gegen Kasse - heraus zum 1. Mai!"
Quelle: ntv.de, vpe/dpa/AFP