Evakuierung aus dem Sudan Erste Bundeswehrmaschine landet in Jordanien
23.04.2023, 21:40 Uhr Artikel anhören
Mehr als 1000 Männer und Frauen der Bundeswehr sind an der Rettungsmission beteiligt.
(Foto: picture alliance/dpa/Bundeswehr)
Tagelang bereitet die Bundeswehr die Rettungsmission von Deutschen Staatsbürgern aus dem Sudan vor. Trotz schwieriger Voraussetzungen glückt der Einsatz. Der EU-Botschafter soll anders als zahlreiche andere Diplomaten im Land bleiben.
Nach dem Start der Evakuierungsmission der Bundeswehr im Krisenland Sudan sind die ersten Deutschen nach Jordanien ausgeflogen worden. Ein Airbus A400M sei mit 101 evakuierten Menschen "sicher in Jordanien gelandet", teilte das Einsatzführungskommando der Bundeswehr am späten Abend mit. An Bord der Maschine waren nach Angaben eines Sprechers neben deutschen Bürgern auch Angehörige anderer Staaten.
Eine weitere Bundeswehrmaschine mit 113 Menschen an Bord ist inzwischen auf dem Weg nach Jordanien, eine weitere steht noch im Sudan bereit. Die drei Bundeswehrmaschinen waren aus dem jordanischen Al-Asrak Richtung Sudan gestartet und landeten auf einem Flughafen in der Nähe der Hauptstadt Khartum. Die Evakuierten werden nach Jordanien ausgeflogen und kehren von dort nach Deutschland zurück. "Die Weiterreise der evakuierten Staatsbürgerinnen und Staatsbürger anderer Nationen wird mit den betreffenden Staaten abgestimmt", erklärte das Einsatzführungskommando.
Angesichts der eskalierenden Gewalt in Khartum hatten Deutschland und zahlreiche andere Länder Evakuierungseinsätze für ihre Staatsangehörigen in dem nordostafrikanischen Land gestartet. Das Auswärtige Amt und das Verteidigungsministerium hatten am Sonntagnachmittag mitgeteilt, der angelaufene Bundeswehreinsatz ziele darauf ab, "so viele deutsche Staatsangehörige wie möglich aus Khartum auszufliegen". Rund 300 Deutsche sollen evakuiert werden. Die Bundeswehr werde "im Rahmen der Möglichkeiten" auch Bürger aus anderen EU-Ländern und weiteren Staaten in Sicherheit bringen, kündigten die beiden Ministerien an.
Spanien und Italien melden erfolgreiche Evakuierung
Die USA hatten ihr diplomatisches Personal bereits am Vortag evakuiert, Großbritannien folgte am Sonntagnachmittag. Gegen 23 Uhr meldete dann der spanische Außenminister José Manuel Albares auf Twitter, Flugzeuge der spanischen Luftwaffe seien "gerade" von Khartum aus mit Spaniern und Mitarbeitern der spanischen Botschaft an Bord gestartet. Zudem habe man auch Bürger anderer europäischer Länder sowie Menschen aus Staaten Lateinamerikas in Sicherheit gebracht. Es habe dabei keine Zwischenfälle gegeben.
Italiens Außenminister Antonio Tajani schrieb ebenfalls auf Twitter: "Alle Italiener, die darum gebeten hatten, den Sudan zu verlassen, sind in Sicherheit und im Flugzeug auf dem Weg nach Dschibuti". Er sei "stolz auf die Teamarbeit, die zum Erfolg dieser heiklen und komplexen Evakuierungsaktion geführt hat." Tajani hatte zuvor die Evakuierung von insgesamt rund 200 Zivilisten und Botschaftsmitarbeitern angekündigt. Etwa 140 davon seien Menschen mit italienischer Staatsangehörigkeit, einige Schweizer, Mitarbeiter der apostolischen Nuntiatur - also vatikanischen Botschaft - sowie rund 20 weitere europäische Bürger.
Der EU-Botschafter im Sudan soll anders als zahlreiche andere Diplomaten trotz der Kämpfe weiter in dem Land bleiben. Das Personal der Vertretung in der von schweren Gefechten getroffenen Hauptstadt Khartum werde evakuiert, schrieb der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell auf Twitter. EU-Botschafter Aidan O'Hara, der kurz nach Ausbruch der Kämpfe vor mehr als einer Woche selbst angegriffen worden war, werde weiterhin aus dem Sudan arbeiten.
Borrell schrieb weiter, er sei "erleichtert", dass die Evakuierung mit der Hilfe des französischen diplomatischen Dienstes, der französischen Armee und des Nachbarstaats Dschibuti ermöglicht worden sei. "Wir sind weiterhin entschlossen, die Waffen zum Schweigen zu bringen und allen Zivilisten zu helfen, die zurückgeblieben sind." Kurz zuvor hatte Borrell in einem weiteren Tweet berichtet, dass er mit den Anführern beider Konfliktparteien gesprochen und eine sofortige Waffenruhe und den Schutz von Zivilisten gefordert habe.
Baerbock reist nicht zu Treffen mit EU-Außenministern
Außenministerin Annalena Baerbock reist wegen der Lage im Sudan nicht zu einem Treffen mit ihren EU-Kollegen. Sie werde sich am Montag in Luxemburg von Botschafter Michael Clauß vertreten lassen, hieß es aus dem Auswärtigen Amt. Die Bundeswehr hatte zuvor mit der Evakuierung deutscher Staatsbürger aus dem Unruhestaat im Nordosten Afrikas begonnen. Dort waren vor einer Woche schwere Kämpfe zwischen den zwei mächtigsten Generälen des Landes und ihren Einheiten ausgebrochen.
Die Außenminister der EU-Staaten wollen in Luxemburg über die anhaltenden Bemühungen der EU beraten, der Ukraine einen Sieg über die russischen Angreifer zu ermöglichen.
Im Sudan toben seit mehr als einer Woche schwerste Gefechte zwischen den zwei mächtigsten Generälen des Landes und ihren Einheiten. Zahlreiche Staaten, darunter auch Deutschland, evakuieren seit diesem Wochenende Diplomaten und Bürger aus dem nordostafrikanischen Land.
Quelle: ntv.de, vmi/ino/AFP/dpa