Franzose, männlich, arabischer Name Genfer Flughafen entlässt Muslime
20.01.2016, 11:48 Uhr
Urlauber am Genfer Flughafen: Die Sicherheitsbestimmungen wurden im Dezember nochmals verschärft.
(Foto: picture alliance / dpa)
Vor Weihnachten erhalten mehrere Flughafen-Mitarbeiter arabischer Herkunft und mit französischem Pass "aus Sicherheitsgründen" ihre Kündigung. An einen Zufall glauben sie nicht - vielmehr fühlen sie sich in Zeiten der Terror-Angst verunglimpft.
Am Genfer Flughafen sind offenbar mehr als zwei Dutzend Männer mit französischem Pass und arabischem Namen "aus Sicherheitsgründen" entlassen worden. Die meisten von ihnen sind Muslime. Wie die "Neue Zürcher Zeitung" unter Berufung auf den Schweizerischen Verband des Personals öffentlicher Dienste (VPOD) berichtet, sollen insgesamt 30 Angestellte kurz vor Weihnachten fristlos entlassen worden sein.
Zuvor war bekannt geworden, dass ein ehemaliger Gepäckträger des Flughafens eine sogenannte "fiche S" hatte - also auf der Liste der französischen Behörden mit verdächtigen Personen stand, die möglicherweise Kontakte zu terroristischen Gruppierungen haben.
Mitte Dezember war auch Genf in erhöhte Terror-Alarmbereitschaft versetzt worden. Wie auch später in Brüssel hatten die Behörden Hinweise auf geplante Anschläge in der Schweizer Metropole erhalten - und daraufhin die Sicherheitsvorkehrungen verschärft. Auch am Flughafen. Dem Genfer Polizeidirektor Pierre Maudet zufolge sollte fortan nicht mehr nur alle fünf, sondern alle zwei Jahre überprüft werden, wer genau Zugang zu den nicht-öffentlichen Bereichen des Flughafens erhält. Hat ein Mitarbeiter eine Polizei-Akte, würde der Zugang verwehrt.
Ehemalige Angestellte wollen klagen
Maudet erklärte der Zeitung, der Flughafen sei "kein Terrornest". Dennoch sei man aufgrund der schärferen Kontrollen auf "problematische Fälle" gestoßen. Die sogenannten Badges - also Ausweise, die den Zugang zu nicht-öffentlichen Bereichen im Flughafen ermöglichen -, seien unter anderem nach Hinweisen der französischen Behörden entzogen worden. Ob auch unter den entlassenen Muslimen Personen mit einer "fiche S" sind, wollte der Polizeichef nicht sagen.
Die Männer haben sich nach "NZZ"-Angaben mittlerweile einen Anwalt genommen und wollen gegen ihre Entlassung rechtlich vorgehen. Allerdings: Ein Dokument, das alle Ex-Mitarbeiter vor ihrer Einstellung unterschreiben müssen, soll den Flughafenbetreiber dazu ermächtigen, aus "Sicherheitsgründen" den Zutritt zum Gebäude zu verwehren - und damit faktisch eine Kündigung auszusprechen.
Unter den Attentätern, die am 13. November 2015 Anschläge auf mehrere Orte in Paris verübt hatten, waren mehrere Männer muslimischen Glaubens, die arabische Wurzeln hatten, aber in Frankreich geboren worden waren. Darunter waren Omar Ismaël Mostefaï und Samy Amimour, die im Bataclan 90 Menschen ermordeten.
Quelle: ntv.de, jug