Politik

Merkel zu Griechenland "Hilft nichts, wenn wir alle nett sind"

Angela Merkel verteidigt ihre harte Linie gegenüber Athen und stellt sich dabei hinter Wolfgang Schäuble.

Angela Merkel verteidigt ihre harte Linie gegenüber Athen und stellt sich dabei hinter Wolfgang Schäuble.

(Foto: AP)

Das strenge Auftreten von Angela Merkel und ganz besonders von Wolfgang Schäuble gegenüber Alexis Tsipras wurde nicht nur in Rom als anmaßend und selbstgerecht empfunden. Im Sommerinterview verteidigt die Kanzlerin ihre harte Linie gegenüber Griechenland. Nett sein bringe nichts.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat den strengen Umgang mit Griechenland in den Verhandlungen über weitere Hilfen für das Land verteidigt. "Es hilft doch auch nichts, wenn wir jetzt alle nett miteinander sind und in zwei, drei Jahren ist es noch schlechter als es heute schon ist", sagte Merkel im ZDF-"Sommerinterview".

Die griechische Regierung habe ihre Herangehensweise geändert. Dies sei "der Härte auch vieler anderer Länder zu verdanken, aber auch Wolfgang Schäuble, auch der Bundesregierung". Auf die Frage, ob Deutschlands Ruf durch die harte Haltung der Bundesregierung Schaden erlitten habe, sagte sie: "Wir hatten sehr, sehr viel Unterstützung", beispielsweise von Irland und Portugal.

Athen habe jetzt "eingesehen, dass das Land nur auf die Beine kommen kann, wenn auch wirklich Reformen da sind", urteilte Merkel. Es bleibe nun allerdings abzuwarten, "ob diese Intensität des Arbeitens auch anhält". Weitere Anstrengungen seien dringend notwendig, "wenn man Licht am Ende des Tunnels sehen will".

Die Eurokrise dauere schon zu lange, mahnte die Kanzlerin. Europa solle aus der Krise stärker hervorgehen - "das wird ohne Reformen nicht gehen".

Schulenerleichterungen ja, Schuldenschnitt nein

Merkel sprach sich für Schuldenerleichterungen aus, Forderungen nach einem Schuldenschnitt wies sie jedoch klar zurück. Bei den Zinssätzen und den Laufzeiten der griechischen Kredite sieht die Kanzlerin aber noch "Spielraum".

Griechenland soll gemäß der Vereinbarung mit den internationalen Geldgebern ein drittes Hilfsprogramm erhalten. Vorgesehen sind bis zu 86 Milliarden Euro an frischen Krediten; im Gegenzug verpflichtet sich Athen zu umfassenden Reformen und Sparmaßnahmen. Das griechische Parlament stimmte den Auflagen in der Nacht zu Freitag zu, am Freitag billigten die Euro-Finanzminister das neue Programm.

Am Mittwoch stimmt der Bundestag in einer Sondersitzung über das ausgehandelte Paket ab. Mit Spannung wird dabei auf das Verhalten der Unionsabgeordneten geschaut. Mitte Juli hatte rund ein Fünftel der Fraktion nicht für die Aufnahme von Verhandlungen über das dritte Hilfsprogramm votiert. Auf die Frage, ob die Zahl der Abweichler diesmal noch höher ausfallen könne, sagte Merkel, sie spekuliere darüber nicht, sondern werde bei den Abgeordneten um Zustimmung für das nun ausgehandelte Paket werben.

Quelle: ntv.de, dsi/AFP/rts

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