Politik

Wie rassistisch sind Hogesa? Hooligans hadern mit Nazis

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Die Polizei vertreibt mit einem Wasserwerfer gewalttätige Demonstranten bei der Hogesa-Demo in Köln.

(Foto: dpa)

Die "Hooligans gegen Salafisten" sagen, sie hätten aus ihren Fehlern bei der Demonstration in Köln gelernt. Sie entschuldigen sich sogar und distanzieren sich von Gewalt-Aufrufen. Was hat das für die nächsten Aufmärsche zu bedeuten?

Vor einer Woche versammelten sich in Köln Nazi-Größen, NPD-Mitglieder und rassistische Gewalttäter. Der Hitlergruß war zu sehen, rechte Bekleidungsmarken und rassistische Slogans. Viele der Sprechchöre waren ausländerfeindlich, ebenso die Lieder der Band "Kategorie C". Doch drum herum sammelte sich auch eine Mischung aus teils fremdenfeindlichen, teils unpolitischen Demonstranten. Als der Versammlungsleiter Andreas Kraul auf der Bühne betonte, dass nicht jeder hier ein Nazi sei, bekam er dafür Protestrufe, aber auch Applaus. Ein Redner bezeichnete sich selbst als "links".

In einer ausführlichen Stellungnahme haben die "Hooligans gegen Salafisten", kurz Hogesa, nun Fehler eingestanden und sich für diejenigen entschuldigt, die "sich nicht ordnungsgemäß verhalten haben". In der Logik der Hogesa ergibt das Sinn: Zwar sind sie als Hooligans generell gewaltbereit, ihr Hobby ist es, gegenseitig aufeinander einzuschlagen. Doch ihre Demos wollen sie als gewaltloses Engagement gegen gefährliche Salafisten verstanden wissen. In Köln heizte Hogesa-Frontmann Kraul die Menge erst an und versuchte später, sie von Gewalt gegen Polizisten abzuhalten. Mittlerweile hat Kraul die Gruppe verlassen. Er könne es nicht mit seinem Gewissen vereinbaren, dass Unbeteiligte zu Schaden kommen, schreibt er auf seiner Facebook-Seite.

Kein Problem mit Islamfeindlichkeit

Kategorie C

An der Band "Kategorie C" lässt sich beispielhaft zeigen, wie eng die Verbindungen zwischen "Hogesa" und der rechtsradikalen Szene ist. Die Gruppe wurde gegründet von Hannes Ostendorf, einem der führenden Mitglieder einer Bremer Nazi-Hooligan-Gruppe. Dort ist auch sein Bruder Henrik aktiv, der laut Verfassungsschutz als "Drahtzieher im internationalen Netzwerk zwischen NPD, NS-SKin-Milieu und der Hooliganszene" wirkt. Hannes Ostendorf war 1991 an einem Brandanschlag auf ein Bremer Flüchtlingsheim beteiligt. Zeitweise sang er für eine Band namens "Nahkampf", die wiederum mit dem seit 2000 verbotenen Neonazi-Netzwerk "Blood & Honour" verbunden ist. Eines ihrer Lieder findet sich auf einem Sampler, den die NPD 2005 auf Schulhöfen verteilt hatte.

Ob die Angriffe auf Polizisten von den Hogesa beabsichtigt waren oder nicht – das Konzept, Nazis und andere Frustrierte zusammenzubringen, hatte Erfolg, wenn man die Teilnehmerzahl der Demo betrachtet. Das hat Rassisten in ganz Deutschland aufmerken lassen. Ihre Parteien erleiden derzeit eine Niederlage nach der anderen, der Nachwuchs fehlt. Unter dem Mantel von Anti-Salafismus-Demonstrationen hoffen sie nun offensichtlich, neue Mitglieder rekrutieren und Stärke zeigen zu können. So nutzte ein Unbekannter den Namen eines Hogesa-Mitglieds dazu, in Berlin eine Demonstration für den 15. November anzumelden. Zuerst gab er 1000, dann 10.000 Teilnehmer an und sorgte damit für Unruhe. Am Samstag stellte die Polizei dann klar, dass die Veranstaltung nicht korrekt angemeldet sei und darum nach aktuellem Stand der Dinge nicht stattfinden wird.

Die Hogesa sind darauf bedacht, sich von den Trittbrettfahrern zu distanzieren. In ihrer Stellungnahme schreiben sie, man versuche, ihnen eine Demo in Berlin "unterzuschieben", bei der zu Gewalt aufgerufen werde und bei denen rechte Parteien beteiligt seien. Sie selbst hatten in Köln allerdings rechtsextreme Parolen zugelassen und die Band "Kategorie C" folgenden Text über Muslime singen lassen: "Heute schächten sie Schafe und Rinder, morgen vielleicht schon Christenkinder." Ein Problem schienen die Veranstalter während der Demo damit nicht zu haben.

Welcher Aufruf von den Hogesa stammt und welcher nicht, ist nicht immer leicht zu erkennen. Auf Facebook gab es zwischenzeitig eine ganze Reihe von Seiten unter diesem Kürzel, mittlerweile sind die meisten davon wieder gelöscht. Auch die Hogesa muss fast täglich eine neue Seite aufsetzen. Für die Organisation der Hooligan-Treffen gibt es geschlossene Foren, Facebook ist aber wichtig, um weitere Teilnehmer zu mobilisieren.

Hogesa wollen am 15. November wieder demonstrieren

Im Chaos ist schwer erkennbar, in welcher Form die Hogesa ihren nächsten Aufmarsch planen. Neben der falsch angemeldeten Demo in Berlin sollte es ebenfalls am 15. November ein Treffen in Hamburg geben, das mittlerweile aber offiziell abgesagt ist. Auch von einer Demo am 9. November in Berlin war die Rede, eine Anmeldung gibt es bislang aber nicht. Der neueste Plan ist ein Aufmarsch am 15. November in Hannover. Der NDR berichtet von einem Anmelder aus Nordrhein-Westfalen und einem Versammlungsleiter aus Niedersachsen, der polizeilich bislang nicht aufgefallen war. Hannover sei ausgewählt worden, weil dort "weniger Gegenwehr aus Kreisen der linksgerichteten Szene zu erwarten" sei, heißt es beim NDR.

Die Hogesa kündigen ebenfalls eine Demo für den 15. November an, allerdings wird bislang nicht klar, ob es sich dabei um die angemeldete Demo in Hannover handelt. Genauso unklar ist, was die Hooligans meinen, wenn sie schreiben, sie hätten aus ihren Fehlern gelernt. Wollen sie Gewalt unterbinden oder handelt es sich um eine Finte, damit die Veranstaltung nicht verboten wird? Das ist auch deswegen schwer festzustellen, weil nicht klar ist, welche Personen genau hinter Hogesa stecken.

Quelle: ntv.de

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