Trotz Tränengas und Blendgranaten Hunderte überqueren mazedonische Grenze
21.08.2015, 18:10 Uhr
Tausende Flüchtlinge versuchen, von Griechenland nach Mazedonien zu kommen. Die Regierung in Skopje versucht, sie mit aller Macht daran zu hindern. Polizisten setzen unter anderem Tränengas ein. Trotzdem schaffen es Hunderte über die Grenze.
Wenige Stunden nach einem Polizeieinsatz gegen Flüchtlinge an Mazedoniens Grenze zu Griechenland sind Hunderte Menschen in die ehemalige jugoslawische Teilrepublik gelangt. "Die Polizei hat sich zurückgezogen, und wir sind reingekommen", sagte ein Mann, der seinen Namen nicht nennen wollte. "Niemand hat uns aufgehalten."
Der mazedonische Sender A1 berichtete am Nachmittag, die Behörden hätten einen kleinen Durchgang geöffnet, um vor allem Frauen und Kinder ins Land zu lassen. Hunderte Menschen drängten daraufhin vom Niemandsland in Richtung mazedonischer Eisenbahn-Grenzstation Gevgelije, wie griechische Medien berichteten.
Reporter berichten von einer weiteren Gruppe von rund 250 Flüchtlingen, die schon in der Nacht die Grenze in einem Wald überquert hatte. Die Flüchtlinge hätten danach am Bahnhof von Gevgelija auf einen Zug zur Weiterfahrt nach Norden gewartet. Anders wie vorherige Flüchtlinge in den vergangenen Wochen erhielten sie aber keine Papiere, um in Züge nach Serbien zu steigen, um von dort weiter Richtung EU zu reisen. "Sie wollen uns wohl nach Griechenland zurückbringen", sagte ein 24-jähriger Student aus Damaskus. "Wir sind völlig erschöpft."
Tausende im Niemandsland
Die mazedonische Polizei war zunächst mit Tränengas und Blendgranaten gegen die Flüchtlinge vorgegangen, bevor sie sich zurückzog. Mindestens vier Menschen wurden laut griechischen Fernsehberichten verletzt. Die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" sagte, eines ihrer Teams habe zehn Flüchtlinge behandelt, die durch Blendgranaten verletzt worden seien.
Tausende Menschen aus dem Nahen Osten und Afrika hatten die Nacht im Niemandsland verbracht. Vorher hatte Mazedonien an seinen Grenzen im Süden und Norden wegen der hohen Zahl von Flüchtlingen den Ausnahmezustand ausgerufen und damit die Übergänge faktisch geschlossen.
Warnung vor riesigen Auffanglagern
Die mazedonisch-griechische Grenze ist einer von vielen Brennpunkten der gegenwärtigen Flüchtlingskrise. Um die Weiterreise der Einwanderer aus Griechenland und Italien weiter Richtung Norden zu stoppen, fordern Deutschland und Frankreich die Einrichtung von Auffanglagern, sogenannten Hotspots.
Die Organisation Pro Asyl übte an den Plänen heftige Kritik. "Die Idee, diese Krise durch riesige europäische Aufnahme- und Entscheidungszentren in Griechenland zu lösen und Flüchtlinge von dort zu verteilen, ist realitätsfern", erklärte Pro-Asyl-Geschäftsführer Günter Burkhardt. Die Not der Flüchtlinge würde sich dadurch wohl noch weiter verschärfen.
Quelle: ntv.de, hul/rts