Politik

60 Granaten abgefeuert IS-Angriffe auf Kobane werden immer heftiger

Die Lage in Kobane wird als "sehr kritisch" eingestuft.

Die Lage in Kobane wird als "sehr kritisch" eingestuft.

(Foto: dpa)

Seit den frühen Morgenstunden bombardiert die Terrormiliz IS die nordsyrische Stadt Kobane mit Artillerie. Von Toten und Verletzten ist die Rede. Den Kurden ist es indes offenbar gelungen, drei IS-Panzer zu zerstören. Doch sie fordern effektive Hilfe.

Die Angriffe der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) auf die Kurden-Stadt Kobane in Nordsyrien werden immer heftiger. Die Extremisten hätten seit dem Morgen rund 60 Granaten auf die Stadt abgefeuert, meldet die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Es gebe Informationen über Tote und Verletzte. Die Angriffe der Terrormiliz auf Kobane (Arabisch: Ain al-Arab) seien die heftigsten seit dem Beginn der Offensive Ende vergangenen Monats. Die Beobachtungsstelle widersprach zugleich Meldungen, die Extremisten seien von Süden her in die Stadt vorgestoßen. Die Terrormiliz IS versucht seit Tagen, Kobane einzunehmen.

Die syrischen Kurden fordern von den USA schärfere Luftangriffe gegen die Extremisten. Das internationale Bündnis gegen den IS müsse deren Kämpfer nun direkt an der Frontlinie in Kobane bombardieren, sagt die Ko-Vorsitzende der syrisch-kurdischen Partei der Demokratischen Union (PYD), Asia Abdullah. Die bisherigen Angriffe der Koalition seien nicht effektiv gewesen, erklärte sie weiter.

"Widerstand bis zum letzten Kämpfer"

Die PYD steht der kurdischen Arbeiterpartei PKK nahe, die in der Türkei verboten ist. Sie ist zudem mit den kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG) verbunden, die Kobane seit Tagen gegen die Terrormiliz verteidigen. Die Kurden wehrten sich gegen heftige Angriffe der IS-Extremisten, sagte Abdullah. "Der Widerstand wird bis zum letzten Kämpfer der YPG weitergehen." Nach eigenen Angaben zerstörten die kurdischen Volksschutzeinheiten einen Panzer und zwei gepanzerte Wagen der Terrormiliz.

Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu sicherte den Kurden in Kobane Hilfe zu. "Wir würden nicht wollen, dass Kobane fällt", sagte Davutoglu nach Angaben des Senders "A Haber". "Wir werden tun, was immer nötig ist, um zu verhindern, dass das passiert." Das Parlament in Ankara hatte am Vorabend Militäreinsätze in Syrien und im Irak gebilligt. Damit kann die türkische Regierung in den beiden Nachbarländern mit Bodentruppen oder anderen militärischen Mitteln gegen Terrororganisationen vorgehen. Noch ist allerdings unklar, ob - und falls ja, wann - die Regierung von der Möglichkeit Gebrauch macht. Abdullah warnte die Türkei vor einem einseitigen Eingreifen. Sollte das türkische Militär in Syrien aktiv werden, müsse das eine "internationale Entscheidung" sein, sagte sie.

Kaum noch Hoffnung für Kobane

Unter den Kurden jenseits der Grenze gibt es kaum noch Hoffnung, das Kobane verteidigt werden könne. "Das ist ein Massaker vor den Augen der ganzen Welt", sagte Burhan Atmaca an einem Grenzposten im türkischen Mursitpinar. Nach Angaben der Beobachtungsstelle harren in der einst drittgrößten Kurdenstadt der Region nur noch wenige tausend Menschen aus. Die US-geführte Koalition habe ihre Angriffe trotz des Vorrückens der Extremisten nicht verstärkt, sagte der Leiter der Organisation, Rami Abdel Rahman.

Für die Luftangriffe gegen den IS im Irak erhalten die USA unterdessen immer breitere Unterstützung. Das australische Parlament stimmt der Beteiligung an den Luftangriffen sowie der Entsendung von Spezialkräften zur Unterstützung der irakischen Truppen zu, wie Premierminister Tony Abbott bekanntgab. Es sei allerdings "nicht vorgesehen", dass die Spezialkräfte kämpfen. Die USA haben bereits 1600 Spezialkräfte entsandt, welche die irakischen Truppen anweisen. Großbritannien schickte zwei weitere Kampfjets in die Region und erhöhte die Gesamtzahl damit auf acht. Die Franzosen hatten ihr Kontingent zuvor auf neun Jagdbomber erweitert.

Quelle: ntv.de, asc/dpa

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