Vorschlag von UN-Beauftragtem Länder sollen eine Million Syrer aufnehmen
22.04.2015, 13:47 Uhr
Hunderttausende wagen jährlich die gefährliche Reise nach Europa.
(Foto: imago stock&people)
Das Flüchtlingsdrama auf dem Mittelmeer versetzt die EU-Politiker in Hektik. Was kann man nur tun, um das zu verhindern? Der UN-Sonderbeauftragte für Menschenrechte macht nun einen einfachen Vorschlag.
Menschen sitzen eingepfercht in kleinen Booten, sind schutzlos den Wellen ausgeliefert und bangen um ihr Leben - Flüchtlinge riskieren ihr Leben, um über das Mittelmeer nach Europa zu kommen. Dass kürzlich besonders viele Menschen bei Unglücken ums Leben kamen, hat dem Problem neue Aufmerksamkeit verschafft. Allein in diesem Jahr sind schon 1750 Menschen bei der Flucht im Mittelmeer gestorben, 30 Mal so viel wie im Vorjahreszeitraum. Was kann man da tun? Ein Experte der Uno hat nun in der britischen Zeitung "Guardian" einen Vorschlag gemacht.
Der UN-Sonderbeauftragte für Menschenrechte, François Crépeau, fordert die wohlhabenden Länder auf, in den kommenden fünf Jahren eine Million Flüchtlinge aus Syrien aufzunehmen. Denn es sei damit zu rechnen, dass weiterhin "eine große Zahl" Syrer ihr Land verlässt. Insgesamt rechnet die Uno mit 500.000 Mittelmeerflüchtlingen und 10.000 Toten in diesem Jahr. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr flüchteten 170.000 Menschen über das Meer, 3000 starben.
Wenn den Flüchtlingen kein "offizieller Mechanismus" zur Verfügung stünde, um in die EU zu kommen, wendeten sie sich an Schlepperbanden, sagt Crépau. Die Untätigkeit Europas in dieser Frage schaffe also den Markt für Menschenschmuggler.
EU berät am Donnerstag
Eine Million Syrer in fünf Jahren? Das ist zu schaffen, meint Crépau. Großbritannien müsse etwa 14.000 Menschen pro Jahr aufnehmen, Kanada knapp 9000 und Australien 5000. Zahlen für Deutschland nennt er nicht, sie dürften aber über den Zahlen für die Briten liegen.
Die EU hat kürzlich beschlossen, sich mehr anzustrengen, um Flüchtlinge zu retten - ähnlich wie es zuvor im Rahmen des Programms "Mare Nostrum" getan wurde. Damit werden allerdings keine Schlepperbanden bekämpft. Um diesen das Handwerk zu legen, könnte auch das Militär eingreifen. Kriegsschiffe sollen Schleuserboote finden und zerstören. Ein Vorbild hierfür ist die Anti-Piratenmission "Atalanta" vor Somalia, die 2008 startete.
Am Donnerstag treffen sich die EU-Staats- und Regierungschefs in Brüssel. Dabei soll über eine Ausweitung der Seenotrettung, Maßnahmen gegen Schleuser sowie eine solidarische Verteilung von Flüchtlingen auf die EU-Mitgliedsstaaten beraten werden.
Quelle: ntv.de, vpe