Politik

Streit um Griechenland-Milliarden Liegen Schäuble und Merkel über Kreuz?

Verliert Angela Merkel ihren wichtigsten Minister? Ihr Alleingang wird im Finanzministerium offenbar als schwerer Vertrauensbruch bewertet.

Verliert Angela Merkel ihren wichtigsten Minister? Ihr Alleingang wird im Finanzministerium offenbar als schwerer Vertrauensbruch bewertet.

(Foto: imago stock&people)

In Sachen Griechenland-Rettung zieht er mit Kanzlerin Angela Merkel an einem Strang, versichert Wolfgang Schäuble noch vor wenigen Tagen. Doch nun sickern ganz andere Töne an die Öffentlichkeit. Offenbar fühlt sich der Finanzminister von Merkel übergangen.

Im griechischen Schuldendrama läuft es auf eine Entscheidung hinaus. Auch die deutsche Bundeskanzlerin schaltet sich aktuell selbst verstärkt in die Verhandlungen ein. Nötig seien "deutliche Anstrengungen von Seiten Athens", so Angela Merkel. Aus Regierungskreisen in Athen verlautete, Merkel und der französische Staatschef François Hollande hätten sich am Donnerstagabend in einer Telefonkonferenz erneut mit dem griechischen Regierungschef Alexis Tsipras ausgetauscht. Anfang der Woche diskutierte sie mit EZB-Chef Mario Draghi und IWF-Chefin Christine Lagarde im Kanzleramt – alles ohne den deutschen Finanzminister. Nur durch Zufall soll Wolfgang Schäuble durch Lagarde von dem Treffen erfahren haben.

Nach Informationen der "Bild"-Zeitung fühlt sich Schäubles Haus von der Kanzlerin übergangen: "Das war eine Solonummer der Dame", zitiert das Boulevardblatt einen hohen Beamten aus dem Finanzministerium. Die Bundesregierung ist dem Vernehmen nach bereit, Athen weitere Aufschübe und langfristige Hilfszusagen zu gewähren. "Merkel lässt sich gerade über den Tisch ziehen", so der Insider weiter.

Inzwischen mehren sich die Dementis. Die Bundesregierung wies die Spekulationen über ein Zerwürfnis zurück. "Die Bundeskanzlerin und der Bundesfinanzminister arbeiten prima zusammen", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Dies gelte insbesondere zu Griechenland. Ähnlich äußerte sich der Sprecher Schäubles, Martin Jäger: Beide arbeiteten eng und vertrauensvoll zusammen. Schäuble sei auch über ein Spitzentreffen vom Kanzleramt vorab informiert worden. Der "Bild"-Bericht sei Unsinn, hatte bereits zuvor die Nachrichtenagentur Reuters eine Reaktion in Berlin zitiert und sich auf Regierungskreise bezogen. Es drohe wegen Griechenland kein Zerwürfnis zwischen beiden.

"Merkel lässt sich gerade über den Tisch ziehen"

Im jüngsten Angebot, das Merkel mit EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker ausgehandelt hat, werden Griechenland neue Zugeständnisse gemacht. So gewährte der Internationale Währungsfonds (IWF)  der Tsipras-Regierung Aufschub für eine eigentlich am Freitag fällige Kredittranche in Höhe von 300 Millionen Euro. Das Geld müsse nun erst am Monatsende zusammen mit den anderen im Juni noch fälligen Tranchen im Volumen von insgesamt 1,6 Milliarden Euro gezahlt werden.  

Schäuble steht für einen harten Kurs gegenüber Athen. Offen und undiplomatisch liest er der griechischen Regierung und besonders Finanzmisiter Yannis Varoufakis die Leviten. Selbst einen Austritt Griechenlands aus der Währungsunion schließt er nicht aus. Merkel hingegen zeigt deutlich mehr Bereitschaft zu einer Einigung. Ihr Griechenland-Plan wird in der Union als brutale Grätsche in Schäubles bisherigen Sparkurs bewertet. Einige fürchten gar, der Finanzminister könnte seinen Posten hinschmeißen. "Wolfgang Schäuble geht keine faulen Kompromisse ein, er wird seine Glaubwürdigkeit nicht gefähhrden", sagt CSU-Mittelstandschef Hans Mittelbach gegenüber der "Bild"-Zeitung. "Ohne Schäuble stimmt die Fraktion nicht zu". Ex-Verkehrsminister Peter Ramsauer sagt dem Blatt zufolge: "Wenn Schäubles Linie aufgeweicht wird, gibt es einen Aufruhr in der Fraktion".

Quelle: ntv.de, dsi

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