Türkei lenkt ein und öffnet Grenze Peschmerga bereiten Einsatz in Kobane vor
20.10.2014, 21:24 Uhr
Überraschende Hilfe im Kampf um Kobane: US-Transportflugzeuge werfen erstmals Waffen für die Verteidiger der nordsyrischen Stadt ab. Und die Türkei gestattet, dass Peschmerga-Soldaten aus dem Nordirak den Kurden dort zu Hilfe eilen. Die Vorbereitungen laufen.
Vertreter der irakischen Kurden haben die Entsendung von Kämpfern aus dem Nordirak nach Kobane angekündigt. "Wir sind bereit, über Land oder per Flugzeug Verstärkung zu schicken", sagte ein Sprecher der kurdischen Regionalregierung. Die Vorbereitungen dafür liefen.
Nach wochenlanger Weigerung hatte die Türkei zuvor zugesagt, seine Grenze für die kurdischen Kämpfer zu öffnen. Damit können Kämpfer aus dem Nordirak nach Syrien in die Schlacht um die Stadt Kobane ziehen.
Die Stadt wird seit rund einem Monat von der Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) belagert. In den vergangenen Wochen ließ die Türkei kurdische Kämpfer, die den eingeschlossenen syrischen Kurden in Kobane zu Hilfe kommen wollten, nicht über die Grenze. Die türkische Regierung betrachte die syrische Kurdenmiliz YPG und ihren politischen Arm PYD genauso als Terror-Organisation wie die kurdische Arbeiterpartei PKK in der Türkei, lautete die Begründung von Präsident Recep Tayyip Erdogan. Auch lehnte er Waffenlieferungen an die Kurden im Nachbarland ab. "So etwas von uns zu erwarten ist unmöglich", sagte Erdogan laut türkischen Medien. Diese Haltung lösten in der Südtürkei schwere Krawalle zwischen Kurden und Sicherheitskräften aus, bei denen Dutzende Menschen getötet wurden.
Auch die USA reagierten zunehmend gereizt, dass der Nato-Partner sich nicht mehr in den Kampf gegen den IS engagiert, der weite Teile Syriens und des Irak unter seine Kontrolle gebracht hat. Mit Enthauptungen westlicher Geiseln und anderen Gräueltaten an Andersgläubigen sorgt die Organisation weltweit für Entsetzen. US-Außenminister John Kerry sagte in Indonesien, die USA hätten die Türkei gebeten mitzuhelfen, dass die kurdische Peschmerga-Miliz oder andere Gruppen nach Kobane gelangen könnten, um bei der Verteidigung der Stadt gegen den IS zu helfen.
USA werfen Waffen ab
Die in Kobane eingeschlossen Kurden erhielten zudem neue Waffen. Die Transportmaschinen der US-Luftwaffe warfen 27 Paletten mit Kleinfeuerwaffen, Munition und medizinischen Gütern ab. Das Material wurde nach US-Angaben von den kurdischen Behörden im Irak bereitgestellt. Damit sollten die Kämpfer in Kobane in die Lage versetzt werden, dem IS weiter Widerstand zu leisten, teilte das US-Militär mit. Ein Sprecher der Kurden-Kämpfer sagte, das werde die Kampfmoral stärken. Allerdings brauchten sie noch viel mehr Waffen, um gegen die sunnitischen Extremisten bestehen zu können.
Dort ist die Sicherheitslage weiter instabil, auch wenn die 135 US-Luftangriffe gegen den IS in den vergangenen Tagen den Vormarsch der Islamisten gebremst und ihnen große Verluste eingebracht hatten.
Obama telefonierte mit Erdogan
Die USA unterrichteten den Nato-Partner Türkei vorab von den Versorgungsflügen, die aber den türkischen Luftraum außen vor ließen. Präsident Barack Obama und er hätten die Türkei über das Vorhaben informiert und ihr klargemacht, dass die Waffenlieferungen keinen Politikwechsel bedeuteten, sagte Kerry. Die USA hätten Verständnis für die türkischen Bedenken gegenüber kurdischen Gruppen, mit denen es Konflikte gebe. Allerdings seien die USA der Ansicht, dass sie und die Türkei mit dem IS einen gemeinsamen Feind hätten "und dass wir dringend handeln müssen". "Es wäre unverantwortlich von uns und auch moralisch sehr schwierig, einer Gemeinschaft die kalte Schulter zu zeigen, die ISIL bekämpft", sagte Kerry.
Quelle: ntv.de, ppo/dpa/rts