
Nordkorea und Russland pflegen schon seit dem Kalten Krieg enge Beziehungen.
(Foto: REUTERS)
Russland wird wegen des Angriffskriegs in der Ukraine mit Sanktionen überschüttet. Ganz isoliert ist Putin aber trotzdem nicht. Der russische Präsident bekommt weltweit Unterstützung. Viele Länder sind abhängig von russischen Waffenlieferungen.
Seitdem Russland vor zwei Wochen die Ukraine angegriffen hat, ist Staatschef Wladimir Putin international zur geächteten Person geworden. "Mit jedem Tag, mit jeder Bombe entfernt sich Putin mehr aus dem Kreis der Weltgemeinschaft." So hat es Bundeskanzler Olaf Scholz bei seinem Treffen mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan am Montag formuliert. Viele Staaten haben Sanktionen gegen Russland beschlossen. Im mittlerweile vierten Sanktionspaket verbieten die EU-Mitgliedstaaten unter anderem Investitionen im russischen Energiesektor und Transaktionen mit Staatsunternehmen.
Doch es gibt auch Länder, die trotz des Angriffskrieges weiterhin zu Russland halten. Das hat auch die UN-Vollversammlung Anfang des Monats deutlich gemacht. 141 Staaten haben für eine Resolution gestimmt. Sie fordern darin Moskau auf, "unverzüglich, vollständig und bedingungslos alle militärischen Kräfte von ukrainischem Territorium innerhalb dessen international anerkannten Grenzen abzuziehen".
Teil der Vereinten Nationen sind aber 193 Staaten. 35 haben sich enthalten, darunter China. Fünf Staaten haben gegen die Resolution gestimmt. Russland natürlich, außerdem Belarus, Syrien, Eritrea und Nordkorea. Einige der Länder haben wegen ausstehender Zahlungen zur Zeit kein Stimmrecht, wie Venezuela.
Putin heuert syrische Kämpfer an
Belarus ist wirtschaftlich und politisch komplett von Russland abhängig. Das Land ist Russlands engster Verbündeter. Das wird jetzt auch im Ukraine-Krieg deutlich. Der belarussische Machthaber Alexander Lukaschenko hat Moskau erlaubt, in seinem Land Soldaten aufmarschieren zu lassen, die von dort aus die Ukraine angreifen, auch mit Kampfjets und Raketen. Dass Belarus plant, in den Krieg einzugreifen, dementiert Lukaschenko.
Auch Syrien hat enge Beziehungen zu Russland. Moskaus Truppen haben geholfen, dass sich Diktator Baschar al-Assad an der Macht halten konnte. Dank der Hilfe von Russland und dem Iran beherrschen die Anhänger des syrischen Präsidenten inzwischen wieder rund zwei Drittel des Landes. Und Putin ist Assads wichtigster Partner im syrischen Bürgerkrieg und unterstützt den Machthaber seit Jahren militärisch. Russland hatte 2015 in den Syrienkrieg eingegriffen, das Land bombardiert. Experten sagen, er habe das Land möglicherweise als eine Art Versuchslabor genutzt, um russische Waffensysteme und Strategien zu testen.
Zudem will Putin im Ukraine-Krieg dem "Wall Street Journal" zufolge auch syrische Kämpfer einsetzen. Selenskyj hatte Russland vorgeworfen, "syrische Mörder" anzuheuern, um die Ukraine zu "zerstören". Assad verurteilt den Angriff Russlands auf die Ukraine nicht, er verteidigt den Krieg sogar. "Was heute geschieht, ist eine Korrektur der Geschichte und die Wiederherstellung des Gleichgewichts in der Welt", wird Assad von der syrischen staatlichen Nachrichtenagentur Sana zitiert. Assad hat auch die Unabhängigkeit der beiden Gebiete in der Ostukraine, Donezk und Luhansk, bereits anerkannt.
Schon Sowjets halfen Nordkorea
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Gegen die UN-Resolution hatte auch Nordkorea gestimmt. Russland ist einer der wenigen Staaten, die Nordkorea freundschaftlich gesinnt sind, findet beispielsweise die Raketentests nicht problematisch und lehnt die internationalen Sanktionen gegen das Kim-Regime ab. Schon seit dem Kalten Krieg gibt es enge Verbindungen. Die Sowjetunion unterstützte Nordkorea wirtschaftlich und militärisch und hat beim Aufbau des Atomprogramms geholfen. Pjöngjang erhofft sich mehr wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Moskau, um unabhängiger von China zu werden.
Ähnlich könnte es Eritrea gehen. In dem Land, das häufig als "Nordkorea Afrikas" bezeichnet wird, herrschen brutale Zustände. Der isolierte afrikanische Staat hat immer wieder mit westlichen Sanktionen zu kämpfen. Das Regime bemüht sich schon länger um eine Zusammenarbeit mit Russland. Für Moskau ist Eritrea durch die Lage am Roten Meer strategisch interessant. In ganz Afrika versucht Russland seinen Einfluss auszuweiten.
Die Beziehungen Russlands reichen bis nach Lateinamerika. Venezuela hat erst vor Kurzem ein Militärabkommen mit Russland unterzeichnet und gehört zu den größten Käufern von russischen Waffen. Das Land hat zwar die Sanktionen gegen Russland verurteilt. Aber abgestimmt hat der südamerikanische Staat nicht, da es seine Beiträge nicht bezahlt und deshalb sein Stimmrecht bei den Vereinten Nationen verloren hat.
Russische Waffen in Nicaragua und Kuba
Auch Nicaragua und Kuba hatten sich sich bei der Abstimmung in der UN-Vollversammlung enthalten. Trotzdem sieht es Nicaraguas Präsident Daniel Ortega so, dass sich Russland einfach nur verteidigt. Als einer der ersten Machthaber weltweit hatte er sich positiv zu Putins Einmarsch in der Ukraine geäußert.
Die guten Beziehungen zwischen Russland und Nicaragua gehen bis in die 1980er Jahre zurück. Damals hatten Rebellen einen Guerilla-Krieg gegen die linksgerichtete Regierung Nicaraguas geführt. Nicaragua bekam von der Sowjetunion Waffen und Munition. Bis heute ist Nicaragua auch wirtschaftlich - genau wie Kuba - eng mit Russland verbandelt. Beide Länder werden mit Militärausrüstung beliefert und haben hohe Schulden in Moskau.
Kuba konnte das seit den 1960er Jahren geltende Embargo der USA nur mit Unterstützung der Sowjetunion und später Russlands überleben. Kubas Präsident Miguel Díaz-Canel sieht Russland als Opfer, die Wirtschafts-, Handels- und Finanzsanktionen der westlichen Staaten würden die "Krise" nicht lösen.
Auch Indien hat sich bei der Abstimmung in der UN-Vollversammlung enthalten - und auch vorher schon bei der Resolution im UN-Sicherheitsrat gegen den Einmarsch Russlands in die Ukraine. Bisher betont das Land seine Neutralität. Aber eigentlich ist es seit Jahrzehnten enger Partner Russlands. Moskau liefert schon seit langer Zeit Waffen an Indien. Neu-Delhi will verhindern, dass Russland enger an China heranrückt und braucht Moskau auch im Grenzkonflikt mit China im Himalaya.
Putin kann sich Chinas Freundschaft sicher sein
Bei China ist es ähnlich. Auch Peking hat sich bei den UN-Abstimmungen enthalten und vermeidet es bisher, Russland für den Angriff auf die Ukraine zu kritisieren. China ist seit mehreren hundert Jahren ein enger Partner Russlands. Für Moskau ist China das wichtigste Exportland, liefert unter anderem Öl, Gas und Kohle. Peking will aber auch nicht sein Verhältnis zum Westen gefährden. Spätestens bei der Tagung des Volkskongresses vergangene Woche ist klar geworden, dass China trotz des Krieges zu Putin steht. Laut US-Medien soll Russland China wegen des Ukraine-Kriegs um militärische und wirtschaftliche Hilfe gebeten haben, was beide Länder aber zurückweisen.
"China hat Russland kurz vor den Olympischen Spielen den Rücken freigehalten. Das war die Bedingung dafür, dass Russland seine ganzen Kräfte im Westen massieren konnte. Dass man eben mit China übereingekommen ist, hier an einem Strang ziehen zu wollen. Und dann blieb China die Zeit über eigentlich fest auf der Seite Russlands. Mal ein bisschen mehr, mal ein bisschen weniger", analysiert Politikwissenschaftler Thomas Jäger bei ntv.
Zwar hat Russland Unterstützer in der ganzen Welt - diese Freundschaften nützen Putin derzeit aber anscheinend wenig. Durch die Sanktionen schlittert das Land immer tiefer in eine Wirtschaftskrise. Von seinen Partnern auf der Weltbühne kann Russland bisher kaum profitieren. Nicht nur politisch, sondern auch wirtschaftlich könnte Putin sein Land schon bald in die fast vollständige Isolation stürzen.
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Quelle: ntv.de