USA ziehen letzte Soldaten ab Präsident macht Aden zu Jemens Hauptstadt
21.03.2015, 17:14 Uhr
Ein Junge passiert ein bei den Anschlägen in Sanaa zerstörtes Auto.
(Foto: dpa)
Die jemenitische Hauptstadt Sanaa ist von Huthi-Rebellen besetzt. Also erklärt Präsident Hadi kurzerhand Aden vorübergehend zur neuen Hauptstadt des Landes. Die USA zweifeln derweil daran, dass der IS den verheerenden Anschlag in Sanaa verübt hat.
Der in den Südjemen geflohene Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi hat die Hafenstadt Aden zur neuen offiziellen Hauptstadt des zerrissenen Landes erklärt. Aden werde "vorübergehend" die bisherige Hauptstadt Sanaa ablösen, sagte Hadi in der ersten Fernsehansprache seit seiner Flucht.
Sanaa wird seit Monaten von schiitischen Huthi-Rebellen kontrolliert. Hadi sowie mehrere Regierungsmitglieder waren von den Aufständischen Mitte Januar dort unter Hausarrest gestellt worden. Ende Februar konnte Hadi aus Sanaa ins südlich gelegene Aden fliehen. Von dort aus versucht er, die Macht über den Jemen wiederzuerlangen.
Aden ist die zweitgrößte Stadt des Jemens und war einst Hauptstadt des sozialistisch geführten Südjemens, der 1990 in den von Sanaa aus regierten Nordjemen integriert wurde. In einem folgenden Bürgerkrieg hatte der Süden vergeblich um seine erneute Unabhängigkeit gekämpft. Nun steht der Jemen erneut kurz vor einem Bürgerkrieg.
Die USA ziehen sich derweil nach der Gewalteskalation endgültig aus dem Jemen zurück. Die letzten verbliebenen 100 US-Sondereinsatzkräfte würden abgezogen, meldete der Sender CNN unter Berufung auf mit der Situation vertraute Personen. Es handle sich um ein Truppenkontingent, das Al-Kaida und andere radikal-islamische Gruppen bekämpft habe. Bereits im Februar hatten die USA wie auch andere Staaten, darunter Deutschland, ihre Botschaft geschlossen.
USA zweifeln an Anschlags-Bekenntnis
Am Freitag verübten Extremisten Anschläge mit mehr als 130 Toten in zwei schiitischen Moscheen. Unter den Opfern waren vor allem Anhänger der Huthi. Experten sehen den Anschlag als Versuch, aus den politischen Wirren im Jemen Kapital für einen religiösen Konflikt zu ziehen. Vier Selbstmordattentäter hatten sich während der Freitagsgebete in die Luft gesprengt. Mindestens 345 Menschen wurden verletzt.
Die sunnitische Miliz Islamischer Staat (IS) bekannte sich zu den Angriffen auf die schiitischen Gotteshäuser. Die USA zweifelten aber zunächst an dem Bekenntnis. Eine Verantwortung des IS könne bislang nicht bestätigt werden, sagte Jeff Rathke, Sprecher im US-Außenministerium in Washington. Gegenwärtig werde überprüft, ob Verbindungen über Syrien und den Irak hinaus in den Jemen bestehen.
Die Terrormiliz IS hatte sich in dieser Woche bereits zu dem Attentat auf das Nationalmuseum in Tunis mit 21 Toten und zu einem Anschlag im nordsyrischen Al-Hassaka mit 45 Toten bekannt. Ursprünglich versuchte die Miliz, ein Staatsgebiet im Irak und in Syrien zu errichten.
Der Jemen galt bislang als Hochburg eines mächtigen Ablegers des Terrornetzes Al-Kaida. Die angeblich vom IS begangenen Anschläge könnten nun zu einem Machtkampf beider Gruppen führen. Am Freitag stürmten Al-Kaida-Kämpfer nach Angaben von Behörden und Bewohnern die Provinzhauptstadt Huta, die gerade einmal 30 Kilometer von Aden entfernt liegt. Sie sollen etwa 20 Soldaten getötet und die Stadt mehrere Stunden in ihrer Gewalt gehalten haben, bevor es der Armee gelang, sie zurückzuschlagen und die Kontrolle zu übernehmen.
Quelle: ntv.de, mli/dpa/rts