Politik

Informationszentrum in Bagdad Russland verstärkt Engagement gegen IS

Panzer der irakischen Armee in der Nähe von Tikrit.

Panzer der irakischen Armee in der Nähe von Tikrit.

(Foto: picture alliance / dpa)

Russland engagiert sich immer stärker im Syrienkonflikt - und findet im US-Verbündeten Irak einen Partner. Bei seiner UN-Rede am Montag dürfte Präsident Putin vom Westen eine Zusammenarbeit mit Syriens Machthaber Assad einfordern.

Vor seiner mit Spannung erwarteten Rede vor den Vereinten Nationen hat Russlands Präsident Wladimir Putin im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) neue Fakten geschaffen. Russland, Syrien, der Irak und der Iran hätten ein gemeinsames Informationszentrum in der irakischen Hauptstadt Bagdad gegründet, bestätigten Diplomatenkreise in Moskau.

Russischen Agenturen zufolge könnte die Einrichtung nicht nur zum Austausch, sondern auch zur Koordination gemeinsamer Kampfeinsätze gegen den IS genutzt werden. Die irakische Armee wird militärisch von den USA ausgerüstet, die den Ausbau der russischen Position in dem Konfliktgebiet mit Argwohn sehen. Putin dürfte bei einem Treffen mit US-Präsident Barack Obama ein Konzept für ein umfassendes Bündnis gegen den IS und zur Stabilisierung Syriens vorbringen.

Das neue Informationszentrum in Bagdad gilt als ein weiterer Schritt zu einer Allianz gegen den IS, an der Putin trotz westlicher Bedenken auch Syriens Machthaber Baschar al-Assad beteiligen will. Dies wurde lange Zeit von Russland gefordert, aber von den Westmächten abgelehnt. Allerdings ist in die Haltung des Westens Bewegung gekommen.

Camerons radikale Wende

Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte vor wenigen Tagen überraschend gesagt, es müsse auch mit Assad gesprochen werden. Auch Frankreich rückte von einem strikten Nein ab. Die australische Außenministerin Julie Bishop erklärte sogar, die Haltung nehme zu, "dass die einzig denkbare Option eine Regierung der nationalen Einheit unter Einschluss von Präsident Assad" sei. Bei einem UN-Treffen habe sie gemerkt, dass mehr und mehr Staaten diese Ansicht teilten, sagte sie der Zeitung "Weekend Australian".

Auch der britische Premierminister David Cameron rückt nach einem Bericht des "Sunday Telegraph" von der Forderung eines sofortigen Rücktritts Assads ab. Cameron sei offen gegenüber Vorstellungen, dass Assad über kurze Zeit in einer Regierung der nationalen Einheit bleiben könnte, berichtet die Zeitung unter Berufung auf namentlich nicht genannte Regierungsquellen. Das Blatt sprach von einer "radikalen Wende", die Cameron bei der UN-Generaldebatte deutlich machen werde. Zwar sei eine langfristige, stabile Friedenslösung in Syrien mit Assad nach Ansicht Camerons nicht möglich. Dies mache aber keinen sofortigen Rückzug notwendig.

Assad lässt im syrischen Bürgerkrieg unter anderem international geächtete Fassbomben einsetzen und wird für einen Großteil der getöteten Zivilisten in dem Konflikt verantwortlich gemacht. Russland beliefert Assad seit Jahren mit Waffen. Zudem hat das Land Berichten zufolge in den vergangenen Monaten eigenes Kriegsgerät und Armeeangehörige nach Syrien verlegt.

Die Führung in Moskau bestätigt bislang lediglich, dass Militärberater in Syrien seien. Russland schließt aber auch die Entsendung von Soldaten für Kampfeinsätze nicht aus. Der Westen, der unter US-Führung selbst mit Luftangriffen auf den IS und mit der Ausrüstung syrischer Rebellen engagiert ist, sieht dies mit Skepsis.

Zehntausende Ausländer beim IS

Seit 2011 sind nach Einschätzung der US-Geheimdienste rund 30.000 Ausländer aus mehr als 100 Staaten in den Dschihad nach Syrien und in den Irak gezogen. Die meisten kämpften für das vom IS ausgerufene Kalifat, berichtet die "New York Times". Aus den USA seien dabei 250 islamistische Kämpfer gekommen, Dagegen habe das US-Programm von 500 Millionen Dollar zur Ausbildung gemäßigter Rebellen in Syrien nur eine Handvoll Kämpfer hervorgebracht.

Nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums wurden bei Luftangriffen der von den Vereinigten Staaten geführten Allianz westlicher und arabischer Staaten bereits 10.000 IS-Kämpfer getötet. Laut " New York Times" kann der IS mit einem Zustrom von durchschnittlich 1000 Dschihadisten pro Monat die Verluste ausgleichen.

Quelle: ntv.de, wne/dpa

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