Politik

"Anschlag geplant und vorbereitet" Terrorverdächtiger hatte IS-Kontakte

Die Polizei konnte den Verdächtigen dank der Mithilfe von Syrern festnehmen.

Die Polizei konnte den Verdächtigen dank der Mithilfe von Syrern festnehmen.

(Foto: dpa)

Die Ermittler sind sich sicher: Der festgenommene Terrorverdächtige Dschaber al-Bakr hatte Kontakte zur Terrororganisation Islamischer Staat. Demnach hat er offenbar ein Sprengstoffattentat in Deutschland geplant.

Der Terrorverdächtige, der nach dem Bombenfund von Chemnitz festgenommen wurde, hat laut Bundesanwaltschaft einen islamistisch motivierten Anschlag in Deutschland geplant und bereits konkret vorbereitet. Erkenntnisse dafür, dass Dschaber al-Bakr schon ein konkretes Ziel ins Auge gefasst habe, lägen aber derzeit nicht vor, teilte die Behörde in Karlsruhe mit. In der Wohnung des 22-Jährigen Syrers wurden demnach "rund 1,5 Kilogramm extrem gefährlichen Sprengstoffs" gefunden sowie weitere Materialien, die zur Herstellung einer Sprengstoffweste geeignet gewesen wären.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière sieht im Fall al-Bakr Parallelen zu den tödlichen Anschlägen von Paris und Brüssel. "Die Vorbereitungen in Chemnitz ähneln nach allem, was wir heute wissen, den Vorbereitungen zu den Anschlägen in Paris und Brüssel", sagte er in Berlin. "Die Ermittlungen zeigen, dass solche Taten, wie wir sie in Frankreich und Belgien gesehen haben, auch in Deutschland nicht auszuschließen sind", erklärte de Maizière. Der Fall zeige aber auch, "dass unsere Sicherheitsbehörden sehr wachsam sind und dass unser Rechtsstaat wehrhaft ist."

Mittlerweile hat die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen "wegen der besonderen Bedeutung des Falles" übernommen. Dem ebenfalls inhaftierten 33-jährigen Syrer Khalil A. wirft die Bundesanwaltschaft vor, Al-Bakr seine Chemnitzer Wohnung überlassen und für ihn "in Kenntnis seiner Anschlagspläne" die notwendigen Stoffe im Internet bestellt zu haben.

Weiter teilte die Bundesanwaltschaft mit, Al-Bakr habe zumindest Anfang Oktober 2016 nach Anleitungen zur Herstellung von Sprengstoffvorrichtungen und Ausrüstungsgegenständen für den "Dschihad" im Internet gesucht.

Die Ermittler des sächsischen Landeskriminalamts gehen davon aus, dass er Kontakte zum Islamischen Staat (IS) hatte. Vorgehensweise und das Verhalten des Verdächtigen sprächen derzeit für einen "IS-Kontext", sagte der Leiter der Behörder, Jörg Michaelis. Sachsens Innenminister Markus Ulbig sagte, der 22-Jährige sei am Nachmittag einem Haftrichter in Dresden vorgeführt worden. Der CDU-Politiker sprach von einem "großartigen Erfolg". Die Sicherheitsbehörden hätten "konsequent und erfolgreich" zusammengearbeitet.

Verdächtiger "sicher identifiziert"

Zwei Tage nach dem brisanten Bombenfund in Chemnitz hatte die Polizei den bundesweit gesuchten Terrorverdächtigen Al-Bakr in der Nacht in einer Wohnung in Leipzig festgenommen. Dort hielten ihn zwei Landsleute fest, wie die Polizei auf Facebook mitteilte. Er hatte am Leipziger Hauptbahnhof einen Landsmann angesprochen und gefragt, ob er bei ihm schlafen könne. Der Syrer lud ihn demnach zu sich ein und informierte die Polizei. Auf Facebook teilte die Polizei mit, dass der Verdächtige "sicher identifiziert" sei. "Wir machen ganz bewusst keine weiteren Angaben zu den näheren Umständen der Festnahme, da wir keine Gefährdung für die Hinweisgeber provozieren wollen", hieß es in der Mitteilung. Die bundesweite und internationale Fahndung wurde aufgehoben.

Über das Wochenende waren die Sicherheitsvorkehrungen an Bahnhöfen und Flughäfen verschärft worden. Die Bundesanwaltschaft führt die Ermittlungen wegen des Verdachts der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Straftat. Am Samstag war der Mann noch dem Zugriff in Chemnitz entkommen. Die Beamten gaben in dem Plattenbau-Viertel einen Warnschuss ab und sahen ihn auch, konnten ihn aber nicht fassen. Das Landeskriminalamt wies Vorwürfe zurück, es sei eine Panne passiert.

Die Spurensicherung in der Wohnung des mutmaßlichen Komplizen von Dschaber al-Bakr im Chemnitzer Fritz-Heckert-Viertel dauert indes an. "Ein Ende ist nicht in Sicht", teilte die Polizei in Dresden mit. Wann die rund 20 Bewohner zurück dürfen, ist unklar.

Quelle: ntv.de, cri/ghö/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen