Neue Eskalationsstufe erreicht Trump schickt Flugzeugträger in den Kampf gegen Drogenkartelle
24.10.2025, 21:30 Uhr Artikel anhören
Der Flugzeugträger "USS Gerald R. Ford" ist das weltgrößte Kriegsschiff. (Archivfoto)
(Foto: picture alliance/dpa)
Die USA greifen seit Wochen immer wieder Boote in der Karibik an. US-Präsident Trump begründet den Einsatz mit seinem Kampf gegen den Drogenhandel aus Lateinamerika. Nun setzt das Pentagon seinen militärischen Aufmarsch in der Region fort und fährt dafür eines seiner größten Geschütze auf.
US-Präsident Donald Trump hat mit der Verlegung des Flugzeugträgerverbands "Gerald Ford" in lateinamerikanische Gewässer die Militärpräsenz in der Region massiv ausgeweitet. Die Entsendung des weltgrößten Kriegsschiffes ist die bislang deutlichste Machtdemonstration in Lateinamerika und geht weit über alle bisherigen Einsätze gegen den Drogenhandel hinaus. "Die erhöhte US-Militärpräsenz im Zuständigkeitsbereich des US-Südkommandos wird die Fähigkeit der USA stärken, illegale Akteure und Aktivitäten aufzuspüren, zu überwachen und zu unterbinden", teilte Pentagon-Sprecher Sean Parnell auf X mit.
Nur wenige Stunden nach dem Bekanntwerden des jüngsten Angriffs auf ein angeblich mit Drogen beladenes Boot hat US-Verteidigungsminister Pete Hegseth den Flugzeugträger in die Region entsandt. US-Präsident Donald Trump kündigte zudem ein hartes Durchgreifen gegen Rauschgiftschmuggler an – sowohl auf See als auch an Land. Allerdings gibt es an der bisherigen Vorgehensweise viel Kritik.
Hegseth, der sich inzwischen Kriegsminister nennt, hatte zuvor einen erneuten Schlag gegen angebliche Drogenschmuggler auf See öffentlich gemacht. Über Nacht sei auf Anweisung Trumps ein Schiff in internationalen Gewässern attackiert worden, das das Pentagon der venezolanischen Drogenbande Tren de Aragua zuordne, teilte Hegseth auf X mit.
Hegseth drohte, weiterhin konsequent gegen Drogenkartelle vorgehen zu wollen. Er steht damit auf einer Linie mit Trump. "Ich denke, wir werden einfach Leute töten, die Drogen in unser Land bringen", sagte der Präsident am Donnerstag. Er stellte erneut in Aussicht, auch an Land gegen die Kartelle vorgehen zu wollen. Trump kündigte an, das Parlament über das weitere Vorgehen in Kenntnis zu setzen. Bereits am Mittwoch hatte er gesagt: "Wir werden sie sehr hart angreifen, wenn sie auf dem Landweg kommen." Details dazu, wann und wie diese Angriffe geführt werden sollen, nannte er nicht.
Trump: Erlaubnis nicht nötig
Die explizite Erlaubnis für weitere Angriffe auf Rauschgiftschmuggler will sich Trump allerdings nicht beim US-Parlament einholen. Ein Journalist hatte zuvor gefragt, warum Trump den Kongress nicht um eine formelle Kriegserklärung bitte, wenn er den Kartellen doch bereits den Kampf angesagt habe und das republikanisch dominierte Parlament seinem Ansinnen wohl zustimmen würde. Trump antwortete: "Ich glaube nicht, dass wir unbedingt um eine Kriegserklärung bitten werden."
Gemäß Verfassung ist der US-Präsident zwar Oberbefehlshaber der Streitkräfte, allerdings kann nur der Kongress offiziell einen Krieg erklären. In der Praxis haben nur wenige Präsidenten diesen Weg gewählt – öfter entschieden sie sich für andere rechtliche Instrumente, durch die sie auch ohne formelle Kriegserklärung Militäreinsätze befehlen konnten.
Seit Wochen US-Angriffe auf See
In den vergangenen Wochen hatte das US-Militär mehrfach angeblich mit Drogen beladene Boote in der Karibik und im Pazifik angegriffen. Dutzende Menschen sollen dabei getötet worden sein. Das Vorgehen zog viel Kritik nach sich, auch weil die rechtliche Grundlage für die Angriffe unklar ist. Die Vereinten Nationen riefen die US-Regierung zur Zurückhaltung auf.
US-Medien berichteten jüngst, der Präsident schätze die Situation so ein, dass sich die Vereinigten Staaten in einem "bewaffneten Konflikt" mit Drogenkartellen befänden. Die Drogenkartelle und ihnen zugerechnete mutmaßliche Schmuggler stuft die US-Regierung demnach als "unrechtmäßige Kombattanten" ein.
Trump zog eine Parallele zu religiös motiviertem Terrorismus und nannte die Drogenkartelle "den Islamischen Staat der westlichen Hemisphäre". Hegseth vergleicht sie mit der islamistischen Terrororganisation Al-Kaida.
Sorge vor Eskalation
Angesichts der jüngsten Entwicklungen wächst in der Region die Sorge, dass es zu einer Eskalation kommen könnte: Bereits in den vergangenen Wochen verlegte das US-Militär Medienberichten zufolge Kampfflugzeuge, Marineschiffe und Hubschrauber in die Karibik.
Die 2017 in Dienst gestellte "Gerald Ford" ist nach dem 38. Präsidenten der USA benannt und der neueste der insgesamt elf US-Flugzeugträger. An Bord des 333 Meter langen Schiffs sind mehr als 5000 Seeleute. Der atomgetriebene Träger kann mehr als 75 Militärflugzeuge aufnehmen, darunter Kampfjets vom Typ F-18 Super Hornet und Frühwarnflugzeuge vom Typ E-2 Hawkeye.
Der Einsatz ist Teil eines von Trump betriebenen Aufmarsches in der Karibik. Bislang sind dort acht Kriegsschiffe, ein Atom-U-Boot und F-35-Kampfflugzeuge im Einsatz.
Maduro fürchtet Sturz
Der sozialistische Präsident Venezuelas, Nicolás Maduro, fürchtet, die USA wollten ihn stürzen. Die US-Regierung hatte im August das Kopfgeld für Hinweise, die zur Ergreifung Maduros führen, auf 50 Millionen Dollar verdoppelt. Sie wirft ihm Verbindungen zum Drogenhandel und zu kriminellen Gruppen vor, was Maduro bestreitet.
Das venezolanische Militär übte seinerseits bei einem Manöver die Landesverteidigung. An strategischen Punkten seien Luftabwehreinheiten stationiert worden, sagte Maduro. Jeder Versuch der Destabilisierung werde scheitern, sagte Venezuelas Verteidigungsminister Vladimir Padrino López.
Auch der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva kritisierte die jüngsten US-Militärangriffe gegen mutmaßliche Drogenschmuggler vor den Küsten Südamerikas. "Wenn sich das durchsetzt, glaubt jeder, er könne in das Territorium des anderen eindringen, um zu tun, was er will", sagte Lula laut einem Bericht des Fernsehsenders TV Globo auf einer Reise nach Indonesien. "Wo bleibt dann der Respekt vor der Souveränität der Länder?" Lula steht kurz vor einem möglichen Treffen mit Trump beim Asean-Gipfel in Malaysia.
Quelle: ntv.de, gut/dpa/rts