Politik

Rom und Paris für neue Regeln Vorstoß für EU-Lizenz zum Schuldenmachen

"Breit geteilter Wille": Frankreichs Präsident Macron Ende November zu Besuch bei Italiens Premier Draghi in Rom.

"Breit geteilter Wille": Frankreichs Präsident Macron Ende November zu Besuch bei Italiens Premier Draghi in Rom.

(Foto: picture alliance/dpa/MAXPPP)

Die Corona-Krise reißt gewaltige Löcher in die Haushalte der EU-Staaten. Insgesamt wird mit einer Schulden-Quote von 100 Prozent gerechnet. Doch Italien und Frankreich wollen die Fiskalregeln der Eurozone dauerhaft lockern. Um Investitionen anzustoßen, heißt es in Rom und Paris.

Frankreich und Italien wollen die Finanzregeln der Europäischen Union reformieren und eine leichtere Schuldenaufnahme für Investitionen ermöglichen. Es brauche mehr Handlungsspielraum und ausreichend Ausgaben für die Zukunft, um die europäische Souveränität zu gewährleisten, schrieben Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron und Italiens Ministerpräsident Mario Draghi in einem Gastbeitrag in der "Financial Times". Neue Fiskalregeln sollten die Aufnahme von Schulden für Investitionen begünstigen, forderten sie.

Aus Élyséekreisen hieß es, der Text solle Anstoß zu einer gemeinsamen Debatte der 27 EU-Staaten sein. Es gebe einen breit geteilten Willen, voran zu gehen. Frankreich, das zum Januar die EU-Ratspräsidentschaft übernimmt, will das Thema weiter vorantreiben. Einen genauen Zeitplan gebe es aber nicht. Draghi und Macron bezogen in ihrem Beitrag auf eine Analyse von Regierungsberatern, wie es aus Kreisen des Palazzo Chigi in Rom hieß.

Schuldenpakt wegen Corona bis 2023 ausgesetzt

Angesichts massiver neuer Schulden wegen der Corona-Pandemie und bevorstehender Investitionen in den Klimaschutz wird auf EU-Ebene derzeit über eine Umgestaltung der EU-Schuldenregeln gestritten. Der sogenannte Stabilitäts- und Wachstumspakt sieht vor, dass EU-Staaten insgesamt nicht mehr als 60 Prozent der Wirtschaftsleistung an Schulden aufnehmen. Zudem ist in den auch als Maastricht-Kriterien bekannten Vorgaben geregelt, dass Haushaltsdefizite bei drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) gedeckelt werden sollen. Der Pakt wurde aber - wegen der hohen Corona-Kosten - bis 2023 ausgesetzt.

Nach Angaben der sogenannten Eurogruppe wird die Verschuldung der Euro-Länder in diesem Jahr 100 Prozent des BIP erreichen, die Defizitquote 7,1 Prozent. Doch nicht alle EU-Länder wollen die Kriterien reformieren. Sparsamere Staaten - etwa die Niederlande oder Dänemark - sind dagegen. Bundeskanzler Olaf Scholz von der SPD hatte zu seiner Zeit als Finanzminister betont, die Regeln seien flexibel genug. Frankreich und Italien hatten sich bereits in der Vergangenheit mehrfach für eine leichtere Schuldenaufnahme ausgesprochen.

Quelle: ntv.de, mau/dpa

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