Politik

Mobilisierungshilfe aus Holland Wilders soll Pegida wieder Leben einhauchen

Der Rechtspopulist Geert Wilders wird bei der Pegida-Demo in Dresden sprechen.

Der Rechtspopulist Geert Wilders wird bei der Pegida-Demo in Dresden sprechen.

(Foto: AP)

Pegida holt Europas Vorzeige-Rechten Geert Wilders nach Dresden - für Aufmerksamkeit um jeden Preis. Die Bewegung braucht das Rampenlicht. Zuletzt glänzte sie mit personellen Schlammschlachten, aber nicht mit politischen Thesen.

An die Glanzzeiten wie im Januar, als mehr als 20.000 Menschen die Pegida-Demo besuchten, konnte die Bewegung zuletzt nicht anknüpfen. Pegida ist auf der Suche nach Bedeutung und braucht eine Projektionsfläche mit möglichst großer Strahlkraft. Und er soll die Protestbewegung lautstark aus dem Schlaf reißen: Geert Wilders.

Der Rechtspopulist ist ein Garant für Aufmerksamkeit - mit Verbalattacken von ganz rechts. Der Islamhass steht ganz oben auf der politischen Agenda des Niederländers.

Seine Islamfeindlichkeit und Angst vor Überfremdung trägt Wilders durch ganz Europa. Ende März propagierte er seine Thesen auch in Wien. Er schürt Angst vor muslimischen Einwanderern und setzt sie in Kontext mit IS-Terroristen in Syrien: "73 Prozent der Muslime in meinen Land sagen, dass die niederländischen Muslime, die in Syrien kämpfen, Helden sind." Wilders sieht im Islam eine "kranke Ideologie" und vergleicht den Koran mit Hitlers "Mein Kampf".

Islamkritiker wird in Dresden wohl mehr Menschen locken

Dieser Mann wird wohl auch in Dresden viele Zuhörer finden, meinen Wissenschaftler. "Für dieses Einzelereignis rechne ich mit einem großen Zulauf, durchaus im fünfstelligen Bereich. Wilders ist weit über die Grenzen der Niederlande hinaus bekannt, und seine Position in Sachen Einwanderung ist wohl auch die vieler Pegida-Sympathisanten", sagt Werner Patzelt von der TU Dresden n-tv.de.  

Pegida-Sprecher Lutz Bachmann hat bei der Ankündigung der Wilders-Rede auch Spekulationen um weitere Prominente aufgeworfen, sprach von einem "Line Up mit internationalen Rednern". Doch Patzelt sieht darin eine vollmundige Ankündigung, die Bachmann wohl nicht einhalten kann. "Es ist fraglich, ob Bachmann weiterhin Prominente aus dem Ausland überreden kann, bei seinen Demonstrationen aufzutreten - zumal dann, wenn sie im eigenen Land wirklich erfolgreich sind wie Marine Le Pen." Ist es für Pegida ein verzweifelter Kampf um Aufmerksamkeit, aus Angst in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden?

Pegidas Kernthemen sind noch aktuell

Der Untergang der Protestbewegung wurde in den vergangen Wochen von so manchem ausgerufen. Doch Patzelt sieht noch kein Ende der Strömung: "Die Triebkraft hinter Pegida ist durchaus nicht erlahmt, eher im Gegenteil. Denn die ungesteuerte Einwanderung geht weiter und wird in diesem Jahr auch noch größer werden, weil mehr Flüchtlinge und Asylbewerber nach Deutschland kommen und dann auf Hunderte von Kommunen aufzuteilen sind, wo sich Widerstand regen dürfte."

Seiner Meinung nach gibt es genug Zündstoff: "Im Untergrund brodelt es auch nach einem etwaigen Verschwinden von Pegida weiter. Wir wissen nur noch nicht, wo und wie es dann zur nächsten Entladung kommt." Ihre Themen sind noch da, doch die Organisation Pegida hat sich in den letzten Wochen verändert.

Personalstreitereien im Vordergrund

Wenn die islamkritische Bewegung in letzter Zeit in die Schlagzeilen geraten ist, dann vor allem mit ihren personellen Querelen. Im Januar hatten sich die führenden Organisatoren überworfen, nachdem Lutz Bachmann mit einem Hitlerbild und ausländerfeindlichen Parolen für große Empörung sorgte. Lutz Bachmann und Kathrin Oertel lieferten sich einen erbitterten Machtkampf. Gemeinsam mit vier anderen Vereinsmitgliedern trat Sprecherin Oertel aus. Die Bewegung sei ihr zu radikal geworden. Sie sehe es nicht ein, "dass ich mich für Äußerungen von Mitgliedern des Organisationsteams rechtfertigen muss, hinter denen ich überhaupt nicht stehe". Sie baute ein eigenes Bündnis auf, war damit aber nicht besonders erfolgreich.

Jetzt führt Lutz Bachmann die Protestbewegung wieder alleine. Die Führungsrolle des aktuellen Sprechers sieht Werner Patzelt kritisch. Bachmann habe Pegida in eine Sackgasse geführt. Man wolle zwar politisch etwas bewegen, doch parteifern sein, man wolle Politiker zum Handeln bewegen, ohne ihnen konkrete Anreize zugeben, sich auf Pegida einzulassen. Das werde so nicht funktionieren.

Doch nun soll der große Coup alles rausreißen - Bachmann setzt mit seiner Mobilisierungsstrategie voll auf die Zugkraft von Geert Wilders: "Wir sind sehr glücklich, dass Geert Wilders uns die Ehre erweist und rechnen für diesen Abend mit 30.000 Teilnehmern." Die Zahl lässt auch die Behörden aufhorchen. Die Polizei in Dresden rechnet mit einem Großaufgebot an Gegendemonstranten. Damit rückt Pegida wieder in den Fokus der Aufmerksamkeit - wenn auch nur für einen Abend.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen