Aufreger der COP28 in Dubai Wo man in langen Schlangen auf Öl-Lobbyisten traf
13.12.2023, 18:51 Uhr Artikel anhören
COP28-Präsident Sultan al-Dschaber ist Leiter des emiratischen Öl-Konzerns Adnoc.
(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)
Bei der Klimakonferenz in Dubai gibt es auch abseits von Verhandlungen mehrere Aufreger-Themen. Zum Beispiel die Äußerungen des COP28-Chefs gegen eine Abkehr von fossilen Energien. Auch lange Schlangen sorgen für Kritik. Und dass man darin auf Öl-Lobbyisten treffen kann, von denen es auf der Konferenz nur so wimmelt.
Zehntausende Teilnehmer und lange Wege
Die Metro, die bis zum Konferenzgelände fährt, ist schnell und zuverlässig. Doch bis die Konferenzteilnehmer von der Metro-Station an ihr eigentliches Ziel auf dem weitläufigen Konferenzgelände gelangten, konnte mitunter einige Zeit vergehen. Insbesondere zu Beginn der ersten und der zweiten Konferenzwoche sowie während des Gipfelsegments mit zahlreichen Staats- und Regierungschefs war der Andrang groß.
Um die Menschenmassen in geordnete Bahnen zu lenken, wurden Gurtbandabsperrungen wie vor Flughafenschaltern aufgebaut, sodass die Konferenzteilnehmer nicht einfach geradewegs zum Konferenz-Eingang laufen konnten, sondern viele zusätzliche Meter hin und her zurücklegen mussten. Dadurch konnte der eigentlich etwa fünfminütige Weg von der Metro bis zum Konferenzgelände eine halbe Stunde oder länger dauern.
"Es ist furchtbar hier", stöhnte eine Konferenzteilnehmerin zu Beginn. Nach den verschiedenen Warteschlangen vor der COP sei "man schon fertig, wenn man angekommen ist". Und auch vor Ort, auf dem früheren Gelände der Expo 2020, waren die Wege zwar gut ausgeschildert, aber mitunter lang. Ein großes Konferenzgelände war allerdings nötig angesichts der Rekord-Teilnehmerzahl bei der 28. Weltklimakonferenz: Mehr als 88.000 Menschen wurden akkreditiert.
Doch während sich viele Außenstehende über diese hohe Zahl und die vielen Flüge nach Dubai aufregten, sahen es die Teilnehmer vor Ort auch positiv. Der Andrang zeige die Bedeutung der Klimaverhandlungen, hieß es von Delegierten und NGOs. Die Weltklimakonferenzen seien nicht mehr nur ein Verhandlungsformat, sondern mittlerweile auch ein Forum für Austausch und Initiativen außerhalb der UN-Verhandlungen sowie eine Art Messe für klimafreundliche Lösungen für Konzerne.
Ein Mekka auch für Öl-Lobbyisten
COP28-Präsident Sultan Ahmed al-Dschaber gab vorab das Ziel aus, die Klimakonferenz in Dubai zur "inklusivsten COP" überhaupt zu machen. Es kamen aber nicht nur Vertreter der Zivilgesellschaft aus aller Welt, sondern auch Wirtschaftsvertreter und Lobbyisten. Insbesondere die Teilnahme von Lobbyisten aus der Öl- und Gas-Branche sorgte für viel Kritik.
In der ersten Konferenzwoche machte ein Bündnis aus Nichtregierungsorganisationen unter Berufung auf vorläufige, vom Gastgeberland bereitgestellte Unterlagen öffentlich, dass 2456 Interessenvertreter dieser Branche bei der COP28 akkreditiert worden seien - und dabei handele es sich nur um die klar erkennbaren Fälle.
Als "skandalös" beurteilten es Umweltorganisationen wie 350.org, dass die Öl- und Gas-Lobbyisten oft als Teil nationaler Delegationen nach Dubai reisten - beispielsweise der Chef des Energiekonzerns Total, Patrick Pouyanné, auf dem Ticket Frankreichs oder Mitarbeitende von BP, Eni und ExxonMobil auf dem EU-Ticket.
Erklärungsbedürftige Aussagen von COP-Präsident al-Dschaber
Als Lobbyist wurde auch COP28-Präsident Sultan al-Dschaber vorab kritisiert. Schließlich ist er nicht nur der Industrieminister der Emirate, sondern leitet auch den staatlichen Öl-Konzern Adnoc. Zu Beginn der COP28 sorgten Äußerungen gegen eine Abkehr von fossilen Energien für Wirbel, die der britische "Guardian" al-Dschaber zuschrieb.
"Keine wissenschaftliche Studie, kein Szenario besagt, dass wir durch den Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen 1,5 Grad erreichen können", sagte der Emirati demnach bei einer Veranstaltung am 21. November. Ein überhasteter Ausstieg aus fossilen Energieträgern könne die Welt "zurück ins Höhlenzeitalter bringen".
Al-Dschaber und sein Mitarbeiterstab hatten alle Hände voll zu tun, den Sturm der Entrüstung einzudämmen. Die Zitate im "Guardian" seien aus dem Zusammenhang gerissen, hieß es. Der COP-Präsident selbst versicherte den Konferenzteilnehmern, "dass alles, was wir tun, sich auf die Wissenschaft konzentriert". Er arbeite auch eng mit seinem "Freund Jim", dem Vorsitzenden des Weltklimarats IPCC, Jim Skea, zusammen. Laut IPCC ist die angestrebte Begrenzung der Erderwärmung auf möglichst 1,5 Grad ohne die Abkehr von fossilen Energieträgern nicht erreichbar.
Quelle: ntv.de, uzh/AFP