
Hass treibt sie beide an: Marine und Jean-Marie Le Pen.
(Foto: imago/PanoramiC)
Der alte Rassist Jean-Marie Le Pen hat einen Streit in seiner Partei ausgelöst, vielleicht wird seine Tochter Marine Le Pen ihn gar rauswerfen. Im Kern hat der Front National sich jedoch nicht verändert.
Jean-Marie Le Pen ist ein Rechtsradikaler, ein Rassist, ein Antisemit. Das sind die Wurzeln der von ihm gegründete Partei, des Front National: Rassismus, Antisemitismus und die ideologische Nähe zum Faschismus. Man muss dem alten Mann dankbar sein, dass er darauf noch einmal hingewiesen hat.
Vor vier Jahren übernahm Le Pens Tochter Marine Le Pen den Vorsitz der Partei, seither versucht sie, den Front zu "entdiabolisieren". Dabei geht es nicht etwa darum, den Teufel des Rechtsradikalismus auszutreiben. Es geht allein darum, das teuflische Image loszuwerden, das der Partei anhaftet: das Image einer Partei des Hasses.
Entdiabolisierung, das ist für Marine Le Pen nicht der Bruch mit den Ideen ihres Vaters. Seiner Partei gehört sie schließlich seit fast drei Jahrzehnten an. Sie gehörte ihr an, als Jean-Marie Le Pen sagte, die Mischung von Rassen stelle ein Risiko dar. Sie gehörte ihr an, als er sagte, "vielleicht" seien im Zweiten Weltkrieg Millionen Juden umgebracht worden. Und sie gehörte ihr an, als er die Gaskammern der Nationalsozialisten "ein Detail der Geschichte" nannte - mehrfach gab er diesen Satz von sich, erst jetzt scheint sich Marine Le Pen daran zu stören.
Vom Krypto-Faschismus ihres Vaters hat Marine Le Pen sich distanziert, um neue Wähler zu gewinnen, möglichst ohne die alten zu verprellen. Bislang funktionierte die Arbeitsteilung: FN-Ehrenpräsident Jean-Marie Le Pen kümmerte sich um die alten Kameraden, die es auch in Frankreich gibt, Parteichefin Marine Le Pen um die neuen Wähler aus der abstiegsbedrohten Mittelschicht. Verbindungselement der alten und der neuen Fremdenfeindlichkeit im Front National ist die Ablehnung von Arabern, heute getarnt als Islamkritik.
Dass Marine Le Pen die Arbeitsteilung aufkündigt, hat allein taktische Gründe: In Richtung Mitte hat sie mehr Wähler zu gewinnen, als sie am rechten Rand verlieren kann. Sie will schließlich französische Präsidentin werden. Selbst ein Parteiausschluss des 86-jährigen Jean-Marie Le Pen wird nun diskutiert. Mit allen Mitteln will die Tochter den Front National als gemäßigte, patriotische Kraft darstellen.
Dabei ist die Partei weder das eine noch das andere. Marine Le Pen will, dass Frankreich Europa und den Euro verlässt. Sie will Frankreich nach Moskau hin ausrichten. Sie will Zölle einführen, um die französische Wirtschaft zu schützen. Sie befürwortet Folter und will die Todesstrafe wieder einführen. Von Marine Le Pen gibt es vielleicht keine verharmlosen Äußerungen über den Holocaust. Ihre Partei ist jedoch die gleiche wie die ihres Vaters: eine Partei des Hasses.
Quelle: ntv.de