Pressestimmen

Datenklau durch Geheimdienste "IT-Revolution frisst ihre Kinder"

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Die britischen und amerikanischen Geheimdienste sollen im großen Stil Daten von Handy-SIM-Karten geklaut haben. Doch die Datenspionage scheint nur noch wenige Bürger wirklich zu schockieren, stellt die deutsche Presse fest.

Die britischen und amerikanischen Geheimdienste sollen im großen Stil Daten von Handy-SIM-Karten geklaut haben. Doch die Datenspionage scheint nur noch wenige Bürger wirklich zu schockieren, stellt die deutsche Presse fest.

An den Klau persönlicher Daten seien viele Bundesbürger bereits gewöhnt, meint die Presse.

An den Klau persönlicher Daten seien viele Bundesbürger bereits gewöhnt, meint die Presse.

(Foto: dpa)

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung stellt fest: Der amerikanische und der britische Geheimdienst, denen diese Piraterie zur Last gelegt wird, hätten damit nur den einfachen Weg gewählt: Warum aufwendig entschlüsseln, wenn Stehlen doch viel schneller und leichter geht? (...) "Wenn schon amerikanische oder britische Geheimdienste so skrupellos sind, werden es andere erst recht sein. Angesichts dieser staatlichen und einer nicht minder ausgeprägten kommerziellen internationalen Überwachungslust erscheint es fast aussichtslos, dass sie eines Tages gesetzlich eingedämmt werden könnte. So frisst die IT-Revolution ihre Kinder." Denn das Misstrauen, das sich daraus ergebe, werde der Faz zufolge nicht ohne Gegenreaktionen bleiben. "Sie äußern sich vorerst nur in Zweifeln wie: Leben wir etwa schon in einem Überwachungsstaat? Es wäre auch das keine Überraschung mehr."

"Der große Aufschrei in der Öffentlichkeit ist ausgeblieben", schreibt die Ludwigshafener Rheinpfalz. Zum einen, weil die Dimension des Ganzen noch nicht zweifelsfrei feststehe. Zum Zweiten sei die Öffentlichkeit abgestumpft. Niemand sei mehr überrascht über die Möglichkeiten zum Abhören, die sich Amerikaner und Briten "erarbeitet" haben, meint das Blatt. "Dieses achselzuckend vorgetragene 'Ach, schon wieder was Neues!?' ist indes gefährlich. Denn dem Satz wohnt der Gedanke inne: Da kann man eh nichts machen!"

Die Frankfurter Rundschau erklärt: Der Kriminologe Erich Wulffen hat vor gut 100 Jahren in seiner angewandten Kriminalpsychologie erklärt, wie Kreativität und kriminelle Energie zusammenhängen: "Alle drei - Psychopathen, Kriminelle, Geniale - leiden an egozentrischer Betrachtung und Zielsetzung, die aber beim Genialen in seinem 'Werk' auch eine objektive sachliche Erweiterung finden." Die Formel habe laut Meinung der Zeitung ihren Reiz. Zumal mit Blick auf die großen Geheimdienste in den USA (NSA) und England (GCHQ). "Dort scheinen ausreichend Geniale, Kriminelle und Psychopathen am Werk zu sein, die in grotesker Egozentrik alle Daten dieser Welt besitzen wollen, weil sie irgendwie eine Bedrohung gegen sie enthalten könnten." In diesem Sinne haben NSA und GCHQ 2010 mehrere Millionen Verschlüsselungscodes des führenden Sim-Karten-Herstellers Gemalto gestohlen. "Auf geniale Weise - und mit einer kriminellen Energie, die einem Angst und Bange macht."

Mit jeder neuen Nachricht verfestige sich der Eindruck, dass es keine geschützte digitale Kommunikation gibt, egal ob per Handy, Telefon oder Internet, meint Der Tagesspiegel. "Wenn der SIM-Karten-Klau überhaupt eine Konsequenz hat, dann ist das eben nur eine weitere Bestätigung, dass Geheimnisse nicht dem Telefon anvertraut werden dürfen. Und das sieht bei Standard-Smartphones nicht viel anders aus als bei Krypto-Handys."

Zusammengestellt von Lisa Schwesig

Quelle: ntv.de

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