Fifa-Boss Blatter suspendiert "Von innen nicht reformierbar"
08.10.2015, 21:13 Uhr
(Foto: picture alliance / dpa)
Der Skandal um Korruption belastet den Weltfußball-Verband seit Monaten. Bisher streitet Fifa-Chef Joseph Blatter alle Verantwortung dafür ab. Denooch wird auch er suspendiert - mit ihm zwei Anwärter auf seinen Posten. Für die deutsche Presse steht fest, wer das Fifa-Zepter künftig in die Hand nehmen soll, um dem Weltfußball zu altem Glanz zu verhelfen: DFB-Chef Wolfgang Niersbach.
Der Rücktritt des Fifa-Präsidenten sei seit Monaten überfällig, stellt die Ulmer Südwest Presse fest. Es gebe eine ganze Reihe von handfesten Beweisen für unlautere Machenschaften und Geschäfte, die im Namen des Fußball-Weltverbands vollzogen wurden. Spätestens das Strafverfahren, das seit Mitte September in der Schweiz gegen Joseph Blatter anhängig ist, mache ihn als Chef dieser seit geraumer Zeit unter Generalverdacht stehenden Organisation untragbar. "Den meisten der altgedienten Herren im Führungsgremium haftet der Makel der Mittäterschaft an. Dagegen ist der Ruf des DFB-Präsidenten tadellos. Wolfgang Niersbach ist integer, perfekt vernetzt und rund um den Globus wohl gelitten. Er muss jetzt ran, im Sinne des reinen Fußballs."
Der Schwarzwälder Bote schreibt: "Joseph Blatter ist endlich aus seinem Büro in der Züricher Fifa-Zentrale gejagt worden. Zwar zunächst nur für 90 Tage, aber die Hoffnung, dass der gleichermaßen starrsinnige wie beratungsresistente Schweizer den Palast des Fußball-Weltverbandes nicht mehr betreten wird, ist groß." Wer allerdings glaube, dass der an Korruption dahinsiechende Patient Fifa damit auf den Weg der Genesung zu bringen sei, irre gewaltig, so das Blatt. Nun regiert bis auf Weiteres ein Herr namens Issa Hayatou. "Fast unnötig zu erwähnen, dass auch der Kameruner längst ins Visier der Ermittler geraten ist." Mit Michel Platini hat die Fifa-Ethikkommission gleich noch den Uefa-Chef suspendiert. "Fatale Konsequenz: Der Weltfußball ist im freien Fall - von Fangnetz keine Spur."
"Von innen heraus ist die Fifa nicht mehr reformierbar, es liegt an den großen nationalen Verbänden und den führenden Ligen vor allem in Europa, jetzt auf einen kompletten Neuanfang zu drängen", fordern die Nürnberger Nachrichten. Dass DFB-Chef Niersbach - mit der Bemerkung, Platini müsse über seine Zukunft selbst entscheiden - noch immer ausweiche, sei dafür kein gutes Zeichen, meint die Zeitung. "Deutschland trägt eine große Verantwortung in diesem Prozess, in dem es spätestens seit gestern auch um die eigene Glaubwürdigkeit geht". Die Hoffnung, der Fußball könne nicht mehr tiefer sinken, sei zu oft enttäuscht worden.
Eine ganze Riege von Top-Funktionären schmort der Oldenburger Nordwest-Zeitung zufolge bereits hinter Gittern. Ob Blatter und Platini dereinst deren Zellen teilen, sei noch offen. "Sicher ist indes, dass der Weltfußball in seiner schwersten Krise steckt." Das System Blatter war fein gesponnen und funktionierte jahrzehntelang. Immer wieder gab es Journalisten, die Licht ins mafiöse Dunkle werfen wollten, doch das Netzwerk rund um den Erdball zerriss erst, als die US-Ermittler ernst machten, schreibt das Blatt. "Auch die Deutschen haben sich nicht mit Ruhm bekleckert. Ausrüster Adidas blieb bis heute an Blatters Seite." Dass DFB-Präsident Niersbach jetzt - endlich - den sofortigen Rücktritt fordert, weise ihn noch lange nicht als Aufklärer aus. Dafür habe er zu lange gezaudert und gezögert.
Die Sächsische Zeitung kommentiert: "Eine Vergangenheit ohne Funktionärs-Laufbahn steigert die Chancen, dass der neue Fifa-Präsident die dringend nötigen Reformen auch einleitet. Er muss immerhin seine eigene Macht beschneiden, die Vergabe von WM-Turnieren und Fernsehrechten transparent machen, den Stimmenkauf unterbinden und ein Kontrollgremium installieren, das wirklich unabhängig ist - und unempfänglich gegenüber dubiosen Geldgeschenken." Das alles war in der 17-jährigen Regentschaft von Blatter nicht möglich.
Zusammengestellt von Lisa Schwesig
Quelle: ntv.de