Ratgeber

Verbraucherberater im Interview Altersvorsorge mit Fonds

Der Markt der Investmentfonds ist inzwischen unüberschaubar. Mit zahllosen Produkten buhlen die Fondsgesellschaften um die Gunst des Kunden. Wie man Fonds sinnvoll in die Altersvorsorge integrieren kann, erklärt Thomas Bieler, Finanzexperte der Verbraucherzentrale NRW, im n-tv.de-Interview.

n-tv.de: Sind Anlagen in Investmentfonds für Altersvorsorge geeignet?

Thomas Bieler: Grundsätzlich sind Investmentfonds als Anlageform für die Altersvorsorge geeignet. Einer der Hauptansätze von Investmentfonds ist, dass man langfristig in bestimmte Märkte investieren kann und das auch mit kleinen Beträgen und einem entsprechend gestreuten Risiko. Es gibt bei den Fonds allerdings ein sehr breites Spektrum und nicht jeder Fonds ist für die Altersvorsorge geeignet.

Welchen Zeithorizont sollte man bei der Anlage in Investmentfonds mitbringen?

Da muss man differenzieren. Wenn man in Rentenfonds anlegt, ist ein anderer Zeithorizont angemessen als bei einem Aktienfonds. Grundsätzlich gilt, je spekulativer der Fonds ist, desto länger sollte der Anlagehorizont sein. Die Vergangenheit zeigt, dass mit zunehmender Anlagedauer das Risiko sinkt, aber natürlich auch nicht völlig ausgeschaltet ist.

Man unterscheidet Geldmarktfonds, Rentenfonds und Aktienfonds. Welche Fonds sollte wer mit welcher Gewichtung wählen?

Da gibt es kein generelles Rezept, sondern man muss die Ziele und Voraussetzungen jedes Anlegers individuell betrachten. Das sollte der Inhalt einer Anlageberatung sein. Wenn ich beispielsweise einen Anleger mit einem relativ kleinen Vermögen betrachte, der vielleicht im Hinterkopf hat, irgendwann eine Immobilie zu erwerben, muss ich diesen viel mehr auf Sicherheit einstellen, als diejenigen mit einem hohen Einkommen. Gutverdiener, die die Risiken realistisch einschätzen, können auch einen Teil des Vermögens spekulativer anlegen.

Ein konkretes Beispiel: Welche Gewichtung würden Sie einem Anleger empfehlen, der nur über ein geringes Einkommen verfügt, auf das er im Alter angewiesen ist?

Wenn er ausschließen kann, dass er zwischendurch an sein Geld muss, ist durchaus eine Beimischung von Aktienfonds mit einem Anteil von 20 bis 30 Prozent der Sparsumme empfehlenswert eine langfristige Investition vorausgesetzt. Wenn nicht ausgeschlossen werden kann, dass das angesparte Geld zwischendurch doch benötigt wird, würde ich die Aktienfondsquote deutlich kleiner oder gleich null ansetzen. Der Normalanleger muss eine sichere Basis haben. Dazu gehört eine gewisse Liquidität in Form eines Geldmarktfonds genauso wie ein festverzinslicher Teil, der beispielsweise in Rentenfonds angelegt werden kann. Doch selbst hier muss man auch immer einen Blick auf die Laufzeiten werfen, um nicht zum ungünstigen Zeitpunkt einen Rentenfonds verkaufen zu müssen.

Aktienfonds investieren beispielsweise auch in Schwellenländern. Sind solche Fonds auch zur privaten Altersvorsorge geeignet?

Aus meiner Sicht sind solche Fonds für den Normalanleger weniger geeignet. Der Fondssektor hat sich in diesem Punkt etwas schizophren entwickelt. Der Grundansatz bei Investmentfonds ist, Risiken zu streuen. Die Tendenz in den letzten Jahren war jedoch, dass die Anlageuniversen immer enger wurden. Damit werden die Produkte jedoch immer riskanter. Wenn Normalverdiener für das Alter sparen und Aktien ein Thema sind, heißt das breite Streuung, also zumindest einen Euro-Aktienfonds oder einen weltweit anlegenden Fonds.

Es gibt auch Fondsanlagen, die von staatlicher Seite gefördert werden? Sind diese Produkte besonders sicher oder wodurch unterscheiden Sie sich von nicht geförderten Produkten?

Die grundlegende Unterscheidung ist, dass wir bei diesen Produkten einen gesetzlichen Rahmen haben. Eines der Merkmale, die ich bei einem normalen Fondsprodukt nicht habe, ist, dass bei Beginn der Rente zumindest die eingezahlten Beiträge vorhanden sein müssen. Dabei muss man natürlich auch sehen: Wenn ich nach 20 Jahren gerade einmal die eingezahlten Beiträge zurückerhalte, habe ich real trotzdem große Verluste hingenommen.

Das Interview führte Alexander Klement

Quelle: ntv.de

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