Warentest warnt Bei Tchibo-Haus droht Kostenfalle
10.05.2011, 13:55 UhrTchibo verkauft jetzt auch Energiesparhäuser. Wer sich für das Angebot des Kaffeerösters entscheidet, kauft jedoch die Katze im Sack, kritisiert die Stiftung Warentest. Denn zum Kaufpreis von mindestens 170.000 Euro können noch eine ganze Menge weiterer Kosten hinzukommen. Wie viele, erfährt man aber erst, wenn die Tinte unter dem Vertrag schon trocken ist
Wer energieeffizient und günstig bauen will, wird derzeit bei Tchibo fündig. Zusammen mit der Baufirma Heinz von Heiden bietet der Kaffeeröster ein Energieeffizienzhaus nach KfW 70-Standard an. Preis: je nach Ausführung zwischen 170.000 Euro und 179.000 Euro. In einer ersten Prüfung kam n-tv.de Anfang April zu dem Schluss: Das Angebot ist fair, aber dennoch nicht für jeden Bauherren zu empfehlen. Jetzt hat die Stiftung Warentest die Verträge zusammen mit den Baurechts-Experten der Verbraucherzentrale Bremen genauer unter die Lupe genommen und warnt: Das Massivhaus könnte sich als Kostenfalle entpuppen.
Tchibo vermarktet das Einfamilienhaus als "Energie-Konzepthaus". Das Energiekonzept, auf dem das Haus basiert, nennt die Stiftung allerdings "abenteuerlich". Besonders für den Bauherren, der tief in die Tasche greifen muss, wenn das Konzept nicht wie geplant aufgeht. Als Problem kann sich beispielsweise die Erdwärmeanlage entpuppen. Für sie sind mindestens 60 Meter tiefe Bohrungen notwendig. Die müssen allerdings erst von den Behörden genehmigt werden – auf Kosten des Bauherrn. Falls das Amt die Bohrung verweigert oder der Bohrer plötzlich Felsgestein oder Grundwasser erreicht, fallen Zusatzkosten an. Auch die trägt wiederum der Bauherr. Wenn die Erdwärmeanlage nicht realisiert werden kann und stattdessen eine andere Heizung eingebaut werden soll, lassen sich die vergleichsweise hohen Geothermie-Kosten nicht einfach aus dem Vertrag herausrechnen. Denn Heinz von Heiden verkauft die Häuser zum Festpreis, ohne die einzelnen Posten aufzuführen. Am Ende kann das Haus also durchaus teurer werden – aber nicht billiger.
Vertrag lässt vieles offen
Auch sonst kritisieren die Verbraucherschützer das schwammig definierte Gesamtpaket. Ob etwa für die Solaranlage tatsächlich die beworbenen Marken-Module von SIG-Solar montiert werden, ist unklar. Im Vertrag ist die Alternative "oder gleichwertig" vorbehalten. Welche Fenster, Türen, Treppen, Dachziegel, Sanitär- und Elektroausstattung das Haus bekommt, wird erst im Bemusterungsgespräch festgelegt. Das findet statt, wenn der Vertrag abgeschlossen ist. Malerarbeiten oder Fußböden kosten extra, doch wie viel, das wird erst hinterher berechnet. Und auch ob das Grundstück überhaupt für das Bauvorhaben geeignet ist, wird erst geprüft, wenn die Tinte unter dem Vertrag trocken ist. Dabei können hohe Mehrkosten entstehen, etwa wenn das Grundstück am Hang liegt.
Zudem liegt rechtlich einiges im Argen. So ist im Zahlungsplan schon unmittelbar nach Vertragsschluss eine Rate in Höhe von zwei Prozent vorgesehen. Diese Klausel ist unwirksam, schließlich geht beim Bauen grundsätzlich die Baufirma in Vorleistung. Der Bauherr muss also nicht zahlen, bevor überhaupt der erste Stein gesetzt wurde. Kritik gibt es auch am mitgelieferten Bauherren-Schutzbrief, der für die Käufer des Tchibo-Hauses Pflicht ist. Zwar sind die Versicherungen während der ersten beiden Jahre beitragsfrei - wie teuer sie danach werden, erfährt er Kunde aber nicht. Zudem bietet die Baufertigstellungsversicherung im Paket kaum Schutz, wenn das Bauunternehmen tatsächlich Insolvenz anmelden muss.
Angesichts dieser Kritikpunkte sind die Verbraucherschützer nicht begeistert: Das Tchibo-Haus biete Bauherren weder Kosten- noch Planungssicherheit, so ihr Fazit. Wer sich dennoch dafür interessiert, sollte auf jeden Fall einen Rechts-, Bau- oder Energieberater einschalten - bevor der Vertrag unterzeichnet ist.
Quelle: ntv.de