Schön den Ball flach halten Bundesliga bald billiger?
04.10.2011, 17:15 UhrKonkurrenz belebt das Geschäft. Ob das das EuGH-Urteil zur Pay-TV-Vermarktung allerdings die deutschen Fußballgucker in eine bessere Position bringt, ist fraglich. Denn Alternativen zum Sky-Abo sind erstmal nicht in Sicht.

Die Exklusivvermarktung von Fussball-Spielen im Fernsehen muss geändert werden. Aber wer hat etwas davon?
(Foto: dapd)
Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat entschieden, dass Sportübertragungen im Pay-TV auch mit ausländischen Decoderkarten empfangen werden dürfen. Fußballfans steht es damit frei, Spiele auch bei Pay TV-Anbietern aus dem Ausland anzusehen. Zumindest in der Theorie. Ob das Urteil den Zuschauern praktische Vorteile bringen wird, ist aber fraglich. Zwar stehen jetzt Anbieter in verschiedenen Ländern formell im Wettbewerb miteinander, sagt Vera-Carina Elter, die Medienexpertin der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG. Ob das Auswirkungen auf die Preise haben wird, sei aber noch offen.
Vermarktung nur im Heimatland
Das Urteil besagt lediglich, dass Fernsehzuschauern der Zugang zu europäischen Pay-TV-Alternativen nicht verwehrt werden darf. Bislang werden viele Kanäle ausschließlich im Heimatland vermarktet. Wer ein Abo abschließen will, braucht eine Adresse im Inland. Bislang ist es deshalb ausschließlich mit Tricksereien und guten Kontakten möglich, an bestimmte Pay TV-Kanäle heranzukommen. Oder man bezahlt saftige Aufpreise für einen Vermittlerdienst, der das Abo organisiert. Das mag vielleicht für jene, die sich für internationale Ligen oder englischsprachige Filme und Serien interessieren, interessant sein. Billig ist das Ganze aber nicht. Wer lediglich die Bundesliga sehen will, findet auf dem europäischen Markt derzeit keine Alternativen zum entsprechenden Sky-Paket für 33,90 Euro. Wer einen T-Home-Anschluss hat, kann für 14,95 Euro auch das "Liga Total"-Paket dazubuchen.
Bei ausländischen Anbietern bleibt auch immer noch die Frage des Tons: Die britische Wirtin Karen Murphy, die sich für ihr Recht auf internationales Pay TV bis vor den EuGH klagte, hat den Kommentar des griechischen Senders abgedreht und nebenbei den Radiokommentar laufen lassen.
Eine Frage der Nachfrage
Für die Vermarktung der TV-Rechte dürfte das Urteil von großer Bedeutung sein, unklar ist aber, ob die Privatnutzer, die Deutschen zumal, davon viel spüren werden. Nur bei großen und wichtigen Sportrechten gebe es angesichts der regional stark unterschiedlichen Medienmärkte überhaupt eine europaweite Nachfrage, meint Elter. Dass etwa ausländische Sender Bundesliga-Rechte für die Verbreitung in Deutschland kaufen werden, sei unwahrscheinlich. Im Gegenzug müssten sie schließlich eine gewisse Zuschauerreichweite in Deutschland garantieren. Und das sei etwa für einen griechischen Sender kaum machbar.
Nicht geklärt hätten die Richter zudem die Frage, ob der Verkauf nationaler Rechte überhaupt weiterhin zulässig ist. Die Befürchtung, dass die Fußball-Ligen in Europa künftig nur noch einem einzigen Anbieter ein Recht für die EU verkaufen könnten, hält Elter für unrealistisch. Es fehle schlicht an einem Sender, der ein so großes Paket finanziell stemmen und für die Verbreitung in allen Ländern sorgen könnte. "Das wird spannend sein, wie die Rechte bei den anstehenden Verhandlungen zugeschnitten werden", sagt die Beraterin. Ein EU-weites Senderecht macht für sie wirtschaftlich wenig Sinn, denn die Sehgewohnheiten in den einzelnen Ländern seien einfach zu unterschiedlich. "Ein solches EU-Senderecht lässt sich nicht teilen. Und da es keinen in alle Länder ausstrahlenden Sender gibt, kann es ohnehin nicht europaweit vermarktet werden", so Elter.
Quelle: ntv.de, ino/dpa