Ratgeber

Folgen der Immobilienkrise Das große Abwarten bei REITs

Die Immobilienkrise in den USA hat auch ihre Folgen für den deutschen Immobilienmarkt. Darüber sind sich die Teilnehmer der diesjährigen Branchenmesse, der Expo Real in München, einig.

Vor allem bei den großen Immobilientransaktionen werden die Finanziers der Geschäfte, die Banken, vorsichtiger. "Es ist nach wie vor auch so, dass tatsächlich großvolumige Transaktionen stattfinden. Im Bereich von ein, zwei und sogar fünf Milliarden sind Immobilientransaktionen nach wie vor möglich", beobachtet Marcus Lemli von Jones Lang LaSalle die Entwicklung. "Richtig ist allerdings auch, dass insbesondere in diesem Segment die Kapitalkosten gestiegen sind." Damit finde auch eine neue Bepreisung der Portfolios statt, die Renditen gingen leicht nach oben, Preise fielen leicht.

Weniger Wettbewerber

Und genau wegen der fallen Preise bei Gewerbe-Immobilien gewinnen viele Experten der Finanzkrise durchaus positive Aspekte ab. Denn neben der Verunsicherung hat der Crash auch bereinigende Effekte. Das sieht auch Franz Lucien Mörsdorf von Deka Immobilien Investment so: "Das ist positiv für uns, weil die Anzahl der Wettbewerber zurückgegangen ist. Früher waren auf den Investoren-Longlists hundert bis zweihundert Investoren, davon der überwiegende Anteil fremdfinanzierte Investoren. Die sind alle verschwunden, so dass wir bei neuen Ankäufen keinen großen Bieterkampf mehr durchstehen müssen."

Zu einem ähnlichen Urteil gelangt auch Hubert Spechtenhauser von der Commerz Real AG: "Es handelt sich um eine Korrektur, mit der das System in der Summe auch fertig werden kann." Man müsse es zulassen, dass sich diese reinigenden Effekte nun im Markt vollzögen.

Gute Einstiegspreise, hohe Nachfrage an Gewerbe-Immobilien

Ist die Krise also nur halb so schlimm? Für Deutschland geben die Immobilienhändler jedenfalls grünes Licht - vor allem wegen der guten Einstiegspreise, der hohen Nachfrage bei Gewerbe-Immobilien und dem andauernden Wirtschaftswachstum.

Metehan Sen von der Franconofurt AG hält eine negative Sicht für unangemessen. "Im Zuge der Sub-Prime-Krise wurde alles in einen Topf geschmissen. Das war nicht gerechtfertigt", meint er. "Deutschland ist attraktiv als Immobilienstandort." Deutschland sei zu Unrecht "abgestraft" worden. "Das wird sich aber über die nächsten zwei, drei Monate legen, wenn sich dann wirklich die Spreu vom Weizen trennt."

Verhalten dagegen sind die Aussichten für den amerikanischen Immobilienmarkt. Wichtig wird hier die kommende Berichtssaison. Dann wird sich zeigen, ob noch faule Kredite in den Büchern der US-Banken stecken.

Aufs nächste Jahr verschoben

"Im Moment warten alle großen Institute, wenn sie können, mit ihren Paket-Transaktionen bis zum ersten Quartal des nächsten Jahres, um zu beobachten, was da im Markt passiert", berichtet Michael Zimmer von der Corpus Immobiliengruppe. "Ob dann wieder Paket-Transaktionen in der alten Größenordnung und Menge zu Stande kommen, wird sehr stark davon abhängen, wie es dann den Banken geht." Es sieht also nach einer bald überstandenen Krise mit hervorragenden Aussichten für den deutschen Immobilienmarkt und steigenden Renditen bei den Fonds aus.

Über REITs spricht dagegen kaum noch einer. Obwohl die börsengehandelten Immobiliengesellschaften noch im vergangenen Jahr als Wunderinvestment gepriesen wurden. Doch Metehan Sen von der Franconofurt AG ist sich sicher: "2008 wird das Jahr der REITs sein." Die REIT-Gesetzgebung sei gut für Deutschland. "Aber ich glaube nicht, dass wir im REIT-Segment bei Markkapitalisierungen mehr als fünf Milliarden Euro Volumen sehen werden."

Spätestens auf der Expo Real 2008 wird sich zeigen, ob die REITs ihren Durchbruch diesmal schaffen. Aber einige scheinen sich bereits darauf einzustellen: Anfang Oktober hat sich jedenfalls die Hamburger Immobilienfirma Alstria in den ersten deutschen REIT umgewandelt.

Quelle: ntv.de

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