Profitieren oder verlieren Die Folgen der Dollar-Schwäche
27.02.2008, 12:11 UhrDer Euro. Einst wurde er als Totgeburt verunglimpft, jetzt wird die Währung des Euroraums immer stärker oder der Dollar immer schwächer. Abgesehen von Schwäche und Stärke: Fakt ist, dass ein Euro zurzeit etwa 1,50 US-Dollar kostet. Daraus leiten sich für unseren Alltag zahlreiche Konsequenzen ab.
Zwar wäre es vermessen, angesichts von 1,40 Euro für den Liter Benzin von einem gedämpften Spritpreis zu sprechen. Eigentlich ist dies aber die Realität. Der Ölpreis befindet sich mit rund 100 US-Dollar pro Fass (159 Liter) auf Rekordhöhe. Weil der Ölpreis aber weltweit in Dollar gehandelt wird, würden wir den hohen Ölpreis noch viel stärker spüren, wenn der Dollar nicht so schwach wäre. Heizöl und Benzin und in der Folge auch Erdgas wären noch teurer.
Positiv fällt natürlich auch die Bilanz für Urlauber aus, die in die USA reisen. Die Katalogpreise sind im Vergleich zum Vorjahr beispielsweise bei Dertour und Neckermann gefallen. Noch günstiger kommen Individualtouristen weg, da die Katalogpreise noch auf Basis eines stärkeren Dollars erstellt wurden. Preiswerter sind auch direkt vor Ort gebuchte Übernachtungen, Mietwagen und natürlich nicht zuletzt das Shoppen.
Doch nicht nur USA-Reisende profitieren. Auch der Urlaub in dollarabhängige Gebiete wird in gleichem Maße günstiger. Dazu gehören Mexiko, Lateinamerika, China, Vietnam, Bali, Malediven und auch die Karibik.
Des einen Freud, des andern Leid
Da der US-Dollar weltweit immer noch Leitwährung ist, können die Deutschen zwar bei Import-Artikeln ebenfalls profitieren, doch in der Gesamtbilanz fällt uns dies eher auf die Füße, da Deutschland zu den Exportweltmeistern gehört. Wer aus Deutschland exportiert, wünscht sich einen schwachen Euro, da so die eigenen Waren zu einem günstigeren Preis-Leistungs-Verhältnis im außereuropäischen Ausland angeboten werden können. Das macht unsere Firmen wettbewerbsfähiger.
Der anhaltende Kursanstieg des Euro macht vielen Industriebetrieben, allen voran den Autoherstellern und Maschinenbauern, zu schaffen. Mittlerweile denken viele Firmen darüber nach, die Produktion in den Dollar-Raum zu verlagern, wenn der Dollar auf diesem schwachen Niveau bleibt oder noch weiter an Wert verliert. So kündigte der Autobauer Volkswagen beispielsweise vor einem Monat an, neben einem neuen Montagewerk in Nordamerika auch Motoren und Getriebe im Dollarraum fertigen zu lassen. Ohne diese Maßnahmen befürchtet VW, seine Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren. Auch die Opel-Mutter General Motors zieht in Betracht, das Massenmodell Astra in den USA herzustellen.
Wenn Produktionsstandorte von Deutschland in den Dollarraum verlagert werden, bedeutet dies natürlich auch, dass Arbeitsplätze in Deutschland verloren gehen können. Das betrifft nicht nur die Mitarbeiter der großen Konzerne, sondern setzt sich in den kleineren Zulieferbetrieben fort, wie man am Beispiel der geplanten Schließung des Bochumer Nokia-Werks sehen kann.
Fondsanleger aufgepasst
Zu spüren bekommen die Dollar-Schwäche auch Anleger, die international investiert sind. Auf der Hand liegt dies bei Investoren, die direkt Aktien und Wertpapiere gekauft haben, die in Dollar notieren. Dem Durchschnittsanleger, der beispielsweise einen international anlegenden Aktienfonds in Euro wegen der viel beworbenen breiten Streuung gekauft hat, dürfte das Währungsrisiko nicht so bewusst sein. Sehr deutlich wird dies jedoch am MSCI-Welt-Index, der für international anlegende Aktienfonds als Vergleichsmaßstab zitiert wird. Der in Dollar geführte Index schloss das Jahr 2007 mit einem Plus von 6,7 Prozent ab. Maßstab der Fondsgesellschaften ist allerdings der in Euro umgerechnete Index und der beendete das vergangene Jahr mit einem Minus von 1,2 Prozent.
Quelle: ntv.de