Ratgeber

So viele Mitglieder gab's noch nie Diese Krankenkassen boomen

Die gesetzlichen Krankenkassen verzeichnen enormen Zulauf, der guten Konjunktur sei Dank. Allerdings profitieren nicht alle gleichermaßen. Fast die Hälfte aller Neukunden sammelt sich bei einem Anbieter.

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(Foto: imago/McPHOTO)

Die Zahl der Krankenkassen ist seit Jahren rückläufig, von 280 Unternehmen aus dem Jahr 2004 sind noch 131 übrig geblieben. Die Zahl der Versicherten ist dagegen so hoch wie nie:  53,3 Millionen GKV-Mitglieder und deren Familien zählt der gesundheitspolitische Hintergrunddienstes Dfg in einer Studie, über die das "Versicherungsjournal" berichtet. Per Saldo sind zwischen dem ersten Januar und dem 1. Oktober fast 775.000 neue Mitglieder hinzugekommen, ein Rekordzuwachs. Klarer Favorit von Neu-Versicherten und Wechslern ist die Techniker Krankenkasse (TK). Doch trotz des Booms gab es auch einige Verlierer.

Von Medikamenten über Vorsorgeuntersuchungen bis zum Zahnersatz ist der größte Teil dessen, was die Krankenkassen bezahlen müssen, gesetzlich festgelegt. Und auch der Beitragssatz ist mit derzeit 15,5 Prozent identisch. Trotzdem bleiben Spielräume, und die nutzen Kassen auch aus. Zusatzbeiträge haben sie 2014 nicht erhoben im Gegenteil: Einige haben ihren Versicherten sogar Prämien überwiesen, ohne irgendwelche Bedingungen. Spendierfreudig zeigten sich unter anderem die BIG direkt gesund oder die BKK Mobil Oil. Letztere schüttete an zahlende Mitglieder 120 Euro Prämie aus, und konnte – wohl auch deshalb – mehr als 40.000 Neuzugänge begrüßen. Damit landet sie auf dem vierten Platz der Kassen mit dem höchsten Mitgliederzuwachs, hinter der AOK Bayern (rd. 46.500 Neuzugänge) und der AOK Baden-Württemberg mit knapp 60.000 zusätzlichen Mitgliedern. Gegen das Wachstum der Techniker sind solche Zuwächse aber Peanuts: 320.000 Neukunden ließen die TK im Lauf des Jahres zur nunmehr größten Krankenkasse Deutschlands werden.

Auch die Techniker zahlt Kunden einen Bonus, außerdem verfügt sie über einen recht umfangreichen Katalog an Extraleistungen. Dazu gehören beispielsweise die Kostenübernahme für viele Naturheilverfahren, etwa Homöopathie oder Osteopathie, kostenlose Grippeschutzimpfungen, freie Krankenhauswahl oder erweiterte Leistungen für die häusliche Pflege. Doch ihr Image als leistungsfähige Kasse für alle könnte der TK langfristig zum Verhängnis werden, warnt der Dfg. Schließlich sind unter den Neumitgliedern nicht nur Junge und Gesunde.

Billiger trotz Zusatzbeitrag

Wie fast alle anderen Kassen wird auch die TK im kommenden Jahr einen Zusatzbeitrag erheben. Eine Folge davon, dass der allgemeine Beitragssatz auf 14,6 Prozent sinkt. Die Ausgaben der Kassen steigen allerdings, insbesondere für Arzneimittel müssen sie deutlich mehr kalkulieren als noch vor einem Jahr. Um kostendeckend arbeiten zu können, haben viele Kassen bereits Zusatzbeiträge bis zu 0,9 Prozent angekündigt.

Auch die AOK Nordost will in diesem Rahmen bleiben, die AOK Sachsen-Anhalt hat sich bereits festgelegt und will den Aufschlag auf 0,3 Prozent begrenzen. Damit dürfte sie künftig zu den günstigsten Kassen  gehören. Ob das hilft? Rund 2700 Mitglieder hat die Kasse in den letzten Monaten verloren, die AOK Nordost hatte einen Abgang von über 6000 Versicherten zu verzeichnen. Das klingt überschaubar und ist durch die Sterberate zu erklären. Allerdings ist es den Kassen offenbar nicht gelungen, ihre Ausfälle durch Neukundenwerbung zu kompensieren.

Dabei ist der Ansturm auf die Kassen enorm. Der Grund liegt in der konjunkturellen Entwicklung der letzten Monate. Wenn mehr Menschen arbeiten, steigen die Mitgliederzahlen. Insgesamt sind nun über 70 Millionen Menschen in Deutschland in der gesetzlichen Krankenkasse versichert, gut 17 Prozent davon über die kostenlose Familienversicherung.

Quelle: ntv.de, ino

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