Ratgeber

Banken langen zu Dispozinsen nach wie vor unverschämt hoch

 Viele Geldinstitute verlangen trotz der Niedrigzinsphase unverändert hohe Dispozinsen.

Viele Geldinstitute verlangen trotz der Niedrigzinsphase unverändert hohe Dispozinsen.

(Foto: dpa)

Wer gerade etwas klamm ist, überzieht nicht selten sein Konto und nutzt den Dispokredit, um den Engpass zu überwinden. Was meist keine gute Idee ist. Denn der durchschnittliche Dispozins der Banken und Sparkassen beträgt immer noch fast zehn Prozent.

Obwohl das allgemeine Zins­niveau gleich­bleibend nied­rig ist, beträgt der durchschnittliche Dispozins der Banken und Sparkassen für Privatkunden 9,43 Prozent. Dies hat "Finanztest" bei der Sichtung von 1170 Banken, Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken ermittelt. Teil­weise sind die Geld­institute mit mehreren unterschiedlichen Konto­modellen in dem Dispozins-Vergleich vertreten.

Alle Banken veröffent­lichen ihren Dispozins mitt­lerweile im Internet. Einige machen leider immer noch so unklare Angaben, dass die Tester sie mitunter für nicht gesetzeskonform halten. Die Raiff­eisen­bank Aresing-Gerols­bach gibt ihren Dispozins zum Beispiel so an: "3-Monats-Euribor zuzüglich 12,00 Prozent" - kein Kunde kann sofort erkennen, wie teuer die Über­ziehung des Kontos ist.

Ein wichtiger Anhalts­punkt, um die Höhe des Dispozinses zu beur­teilen, ist der EZB-Leitzins. Das ist der Zins, zu dem sich Banken bei der Europäischen Zentralbank Geld leihen. Aktuell liegt er bei 0 Prozent. Der Abstand zwischen EZB-Leitzins und dem Durchschnittsdispo lag vor der Finanz­krise Anfang 2008 bei gut 8 Prozentpunkten. Dann stieg er 2010 auf fast 12 Prozent­punkte. Aktuell liegt der Unterschied immer noch bei knapp 10 Prozent­punkten.

Dispo ist meist der teuerste Kredit

Doch abgesehen davon sollte Schuldnern klar sein, dass der Dispokredit zum Girokonto meist der teuerste Kredit der Bank ist. Sie sollten ihn nur ausnahms­weise und für kurze Zeit in Anspruch nehmen.

Einen Dispozins von 8 Prozent hält "Finanztest" für noch akzeptabel. Flächen­deckend haben die Direkt­banken die güns­tigsten Dispozinsen. Bei einigen Banken mit Online-Konto­führung beträgt der Dispo etwa 6 bis 7 Prozent. So ist er bei der Comdirectbank für 6,5 Prozent zu haben. Bei der DKB sind es 6,58, bei der ING 6,99 Prozent.

Zwar gibt es Filial­banken, die dem nahekommen, aber Kunden sollten prüfen, zu welchem Konto­modell der Zins gehört. Die Tester beob­achten seit einigen Jahren, dass viele Banken spezielle Premium­konten mit sehr nied­rigen Dispozinsen und Extras wie einer goldenen Kreditkarte oder Versicherungen anbieten. Allerdings ist hier die Kontoführungsgebühr so hoch, dass selbst Kunden, die den Dispo regel­mäßig nutzen, aufs Jahr gerechnet mehr bezahlen müssen als für ein Stan­dard­konto mit deutlich höherem Dispozins.

Skatbank ist Trumpf

Signifikant erhöht hat die Zinsen die Raiff­eisen­bank im Nürn­berger Land von 10,25 auf 11,32 Prozent. Fünf Banken haben seit dem 1. September 2021 den Dispozins um mehr als 1 Prozent­punkt gesenkt. Am günstigsten ist die Deutsche Skat­bank: 0 Prozent beim Konto­modell Flat und 4,00 Prozent beim Modell Trumpf.

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Um Verbrauchern die Möglichkeit zu geben, die Angebote der Banken besser zu vergleichen, sind die Geldhäuser seit 2016 per Gesetz dazu verpflichtet, die aktuellen Zinssätze gut sichtbar auf ihrer Internetseite zu präsentieren. Bereits seit fast 12 Jahren müssen Kunden nachvollziehen können, wie und wann sich die Zinsbelastung verändert.

So gelingt der Konto-Wechsel

Quelle: ntv.de, awi

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