Banken langen zu Dispozinsen nach wie vor unverschämt hoch
02.06.2022, 14:50 Uhr
Viele Geldinstitute verlangen trotz der Niedrigzinsphase unverändert hohe Dispozinsen.
(Foto: dpa)
Wer gerade etwas klamm ist, überzieht nicht selten sein Konto und nutzt den Dispokredit, um den Engpass zu überwinden. Was meist keine gute Idee ist. Denn der durchschnittliche Dispozins der Banken und Sparkassen beträgt immer noch fast zehn Prozent.
Obwohl das allgemeine Zinsniveau gleichbleibend niedrig ist, beträgt der durchschnittliche Dispozins der Banken und Sparkassen für Privatkunden 9,43 Prozent. Dies hat "Finanztest" bei der Sichtung von 1170 Banken, Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken ermittelt. Teilweise sind die Geldinstitute mit mehreren unterschiedlichen Kontomodellen in dem Dispozins-Vergleich vertreten.
Alle Banken veröffentlichen ihren Dispozins mittlerweile im Internet. Einige machen leider immer noch so unklare Angaben, dass die Tester sie mitunter für nicht gesetzeskonform halten. Die Raiffeisenbank Aresing-Gerolsbach gibt ihren Dispozins zum Beispiel so an: "3-Monats-Euribor zuzüglich 12,00 Prozent" - kein Kunde kann sofort erkennen, wie teuer die Überziehung des Kontos ist.
Ein wichtiger Anhaltspunkt, um die Höhe des Dispozinses zu beurteilen, ist der EZB-Leitzins. Das ist der Zins, zu dem sich Banken bei der Europäischen Zentralbank Geld leihen. Aktuell liegt er bei 0 Prozent. Der Abstand zwischen EZB-Leitzins und dem Durchschnittsdispo lag vor der Finanzkrise Anfang 2008 bei gut 8 Prozentpunkten. Dann stieg er 2010 auf fast 12 Prozentpunkte. Aktuell liegt der Unterschied immer noch bei knapp 10 Prozentpunkten.
Dispo ist meist der teuerste Kredit
Doch abgesehen davon sollte Schuldnern klar sein, dass der Dispokredit zum Girokonto meist der teuerste Kredit der Bank ist. Sie sollten ihn nur ausnahmsweise und für kurze Zeit in Anspruch nehmen.
Einen Dispozins von 8 Prozent hält "Finanztest" für noch akzeptabel. Flächendeckend haben die Direktbanken die günstigsten Dispozinsen. Bei einigen Banken mit Online-Kontoführung beträgt der Dispo etwa 6 bis 7 Prozent. So ist er bei der Comdirectbank für 6,5 Prozent zu haben. Bei der DKB sind es 6,58, bei der ING 6,99 Prozent.
Zwar gibt es Filialbanken, die dem nahekommen, aber Kunden sollten prüfen, zu welchem Kontomodell der Zins gehört. Die Tester beobachten seit einigen Jahren, dass viele Banken spezielle Premiumkonten mit sehr niedrigen Dispozinsen und Extras wie einer goldenen Kreditkarte oder Versicherungen anbieten. Allerdings ist hier die Kontoführungsgebühr so hoch, dass selbst Kunden, die den Dispo regelmäßig nutzen, aufs Jahr gerechnet mehr bezahlen müssen als für ein Standardkonto mit deutlich höherem Dispozins.
Skatbank ist Trumpf
Signifikant erhöht hat die Zinsen die Raiffeisenbank im Nürnberger Land von 10,25 auf 11,32 Prozent. Fünf Banken haben seit dem 1. September 2021 den Dispozins um mehr als 1 Prozentpunkt gesenkt. Am günstigsten ist die Deutsche Skatbank: 0 Prozent beim Kontomodell Flat und 4,00 Prozent beim Modell Trumpf.
Um Verbrauchern die Möglichkeit zu geben, die Angebote der Banken besser zu vergleichen, sind die Geldhäuser seit 2016 per Gesetz dazu verpflichtet, die aktuellen Zinssätze gut sichtbar auf ihrer Internetseite zu präsentieren. Bereits seit fast 12 Jahren müssen Kunden nachvollziehen können, wie und wann sich die Zinsbelastung verändert.
Quelle: ntv.de, awi