Ratgeber

Indexfonds und ihre Nachahmer ETF-, ETN- und ETC-Verwirrung

Indexfonds zur Altersvorsorge gelten als sichere Geldanlage. Doch Vorsicht: Viele Produkte heißen ähnlich, sind aber ganz anders gestrickt. Hinter ihnen stecken Zertifikate - mit einem anderen Risiko für den Anleger.

(Foto: dpa)

Die Finanzwelt gibt ihren Anlageprodukten häufig undurchsichtige Namen. Vor zehn Jahren feierten börsengehandelte Indexfonds - ETF genannt - ihre Premiere. Privatanwender können diese Fonds als langfristige Geldanlage nutzen. Neuere Produkte heißen ETC und ETN. Die Abkürzungen klingen fast gleich, die Produkte dahinter haben mit ETFs aber so gut wie nichts gemeinsam. Vor allem die Risiken unterscheiden sich deutlich.

Unter ETFs, kurz für Exchange Traded Funds, werden rein passiv gemanagte Investmentfonds verstanden, erklärt Frank Bock vom Bundesverband Investment und Asset Management (BVI. Sie bilden die Wertentwicklung eines Indizes ab. Das heißt, der Fondsmanager greift nicht selbst ein. Die Gebühren sind entsprechend gering.

Schutz im Insolvenzfall bei ETFs

ETFs sind aus rechtlicher Sicht Sondervermögen. "Anleger sind damit im Insolvenzfall des Anbieters geschützt", sagt Florian Schöps von der Fondsgesellschaft ETFlab Investment, einer Tochter der DekaBank. Denn es gilt: Im Fall einer Insolvenz der Investmentgesellschaft oder der Depotbank geht das Fondsvermögen nicht in die Konkursmasse ein, sondern bleibt erhalten. Das Vermögen der Anleger ist damit von der Konkursmasse getrennt, ergänzt Bock.

Niedrige Gebühren, kein Ausfallrisiko: ETFs eigneten sich gut als langfristige Anlage, sagt Frank Lischke von der Verbraucherzentrale Berlin. "Für die Altersvorsorge kann das eine sinnvolle Sache sein." Anleger sollten dabei eher auf breitgefächerte Indexfonds setzen. Denn die Kursschwankungen des Euro Stoxx 50 zum Beispiel seien deutlich geringer als bei einem ganz speziellen Index. Wer ETFs als kurzfristige Investition nutzt, sollte dagegen den Markt kennen und entsprechendes Hintergrundwissen mitbringen.

ETCs mit Emittentenrisiko

Exchange Traded Commodities (ETC) bilden ebenfalls Indizes ab - und zwar von Rohstoffen und Edelmetallen. Der Unterschied zu ETFs: ETCs sind von der Rechtsform her Schuldverschreibungen. Anleger haben damit - ähnlich wie bei Zertifikaten - ein Emittentenrisiko, erklärt Schöps. Das bedeutet: Wird der Herausgeber der ETCs insolvent, geht der Anleger leer aus oder bekommt nur einen Teil seines eingesetzten Kapitals aus der Konkursmasse zurück.

Um das Risiko für den Anleger zu reduzieren, sichern viele ETC-Anbieter ihre Produkte durch physisch hinterlegte Rohstoffe oder andere geeignete Sicherheiten ab, wendet Stephan Kraus ein, Experte für Exchange Traded Products bei der Deutschen Börse. Das hinterlegte Edelmetall werde zusätzlich an eine Treuhandgesellschaft ausgegliedert, um es vor einer Insolvenz des Emittenten zu schützen, ergänzt Philip Knüppel, ETC-Experte bei der Deutschen Bank in Frankfurt.

Investment in Rohstoffe

Entscheidend ist Lischke zufolge immer der Emittent des Papiers. Grundsätzlich bestehe ein Ausfallrisiko. "Auch Lehmann galt vor der Finanzkrise als absolut sicher, und plötzlich waren die Zertifikate nichts mehr wert", sagt der Verbraucherschützer. ETCs seien durch ihren Fokus auf Rohstoffe außerdem abhängig von der Weltkonjunktur. Denn die Nachfrage kann in kurzer Zeit stark zurückgehen. Und ETC ist ohnehin kein geschützter Begriff. "Die einzige echte Gemeinsamkeit zwischen ETFs und ETCs ist die Möglichkeit, beide über die Börse zu handeln", fasst Schöps zusammen.

ETCs bieten für Anleger laut Knüppel aber prinzipiell die Möglichkeit, unkompliziert in Rohstoffe wie Gold zu investieren. Denn über ETCs ist der Handel mit dem Edelmetall günstiger. Ein Anleger spart sich dann die relativ hohen Preisspannen zwischen An- und Verkauf echten Golds, bestätigt Kraus. Kosten für Lagerung und Sicherung entfallen ebenfalls.

ETNs ohne physische Absicherung

Das dritte Wertpapier nennt sich Exchange Traded Note, kurz ETN. Sie sind ebenfalls Schuldverschreibungen, die einen bestimmten Index abbilden, erklärt Schöps. Dabei kann es um ganz unterschiedliche Werte gehen - zum Beispiel Währungen oder Rohstoffe. Im Gegensatz zu ETCs seien ETNs aber nicht mit physischen Werten abgesichert. "Anleger gehen ein ungesichertes Kreditrisiko gegenüber dem Emittenten ein." Das Risiko, sein Geld zu verlieren, ist also noch einmal höher. "Im Prinzip handelt es sich um klassische Zertifikate", räumt Knüppel ein.

Privatanleger legen ihr Geld am besten nur in Papieren an, die sie verstehen und deren Risiken sie einschätzen können, empfiehlt Schöps. Anleger, die noch nie etwas von Rollkosten, Emittentenrisiko, Swap-Gebühr, Spreads oder Kontrahentenrisiko gehört haben, sollten unbedingt auf eine professionelle Anlageberatung setzen. "Nur so lassen sich unliebsame Überraschungen vermeiden."

Quelle: ntv.de, dpa

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