Studium neben dem Job Erst büffeln, dann aufsteigen
29.07.2008, 09:20 UhrSeminare, Vorlesungen, Tutorien: Studenten müssen ziemlich viel büffeln, bis sie Diplom, Bachelor oder Master in der Tasche haben. Berufstätige, die ein Fernstudium aufnehmen, sind doppelt gefordert. Familie, Arbeitsalltag und abends noch Bücher und Skripte durcharbeiten - ein berufsbegleitendes Studium erfordert Disziplin. Doch die kann sich auszahlen: Schließlich ermöglicht ein Hochschulabschluss nicht selten den Aufstieg auf der Karriereleiter.
An der Universität Greifswald beispielsweise können Zahnärzte ihr Wissen beim Masterstudiengang "Zahnärztliche Funktionsanalyse und -therapie mit Computerunterstützung" erweitern. Bernd Kordaß von der Klinik für Zahnmedizin zufolge wird das nebenberufliche Studieren für Zahnärzte immer wichtiger. Denn es gebe einen steigenden Bedarf an Zahnmedizinern mit spezialisierten Kenntnissen und Fertigkeiten, beispielsweise für die Behandlung von funktionell verursachten Kopf- und Gesichtsschmerzen.
Nach Feierabend fängt die Arbeit an
Egal für welches Studium sich Weiterbildungsfreudige entscheiden - ohne Ehrgeiz, Disziplin und gutes Zeitmanagement geht es nicht. "20 Arbeitsstunden in der Woche sollte man schon investieren", sagt Sabine Damme von der Fakultät Bauingenieurwesen der Technischen Universität Dresden. Da müssten der Feierabend, ein Tag vom Wochenende oder der Urlaub für das Studium, das in Dresden im Schnitt etwa fünf Jahre dauert, geopfert werden.
Die meisten Menschen sind zwischen 30 und 45 Jahre alt, wenn sie feststellen, dass eine Weiterqualifizierung nötig wäre. Rund 70.000 Menschen studieren derzeit nach Angaben des Statistischen Bundesamtes berufsbegleitend, das sind 34 Prozent mehr als noch vor zehn Jahren. Das Wissen aus dem Studium kann sofort in die Praxis übernommen werden, das macht die Sache attraktiv. Vorteile gibt es auch in steuerlicher Hinsicht: Berufstätige können die Studiengebühren absetzen.
Nicht ganz billig
Wie ein ganz normaler Erstsemester müssen sich die berufserfahrenen Studenten nicht fühlen:
Egal ob Uni oder Privathochschule - bei beiden gibt es spezielle Konzepte für Berufstätige. Wer sich für den anstrengenden Weg bis zum Hochschulabschluss entscheidet, muss das allerdings auch finanzieren können. Der Arbeitgeber müsse das nicht bezahlen, erklärt Harald Beschorner, Kanzler der Fachhochschule für Oekonomie & Management (FOM) in Essen. "Viele beteiligen sich aber an den Kosten des Studiums."
Dabei kann es je nach Hochschule große Unterschiede geben: Während ein Fernstudent an der FOM mit monatlichen Studiengebühren von 295 Euro dabei ist, muss er an der TU Dresden nur 120 Euro pro Semester aufbringen, zuzüglich etwa 200 Euro für alle Materialen des Grundstudiums. An der Bauhaus-Uni Weimar, wo im Wintersemester 2008/2009 der berufsbegleitende Masterstudiengang "Bauphysik und energetische Gebäudeoptimierung" beginnt, kostet die Weiterbildung etwa 9500 Euro. Hinzu kommen Reisekosten für Fahrten zu Prüfungen.
Doch es gibt nicht nur finanzielle Hürden: "Abitur oder Fachhochschulreife sind erforderlich. Für beruflich Qualifizierte ohne Abitur gibt es Einstufungsprüfungen", erläutert Beschorner die FOM-Regeln. Altersbeschränkungen gebe es dagegen nicht.
Quelle: ntv.de