Ratgeber

Zweifelhafte "Aktion Spendenquittung" Hilfsorganisationen in der Kritik

Wenn Hilfsorganisationen früher an anonyme Spender herankommen wollten, fragten sie einfach bei der Bank nach dem Absender der Überweisung. Das dürfen sie heute nicht mehr. Doch sie haben eine neue Methode entdeckt, mit Gebern in Kontakt zu treten.

Die Spendenbüchse garantiert Anonymität.

Die Spendenbüchse garantiert Anonymität.

(Foto: Günther Richter, pixelio.de)

Spender sind bei Hilfsorganisationen immer gern gesehen, besonders, wenn sie nicht nur Geld, sondern auch Kontaktdaten hinterlassen. Denn wer sich einmal großzügig zeigt, der tut es vielleicht wieder, wenn man ihn darauf anspricht. Um an die Adressen von Gelegenheitsspendern zu gelangen, greifen einige Hilfsorganisationen auf einen umstrittenen Trick zurück: Sie nehmen per Kontoauszug Kontakt auf.

Einen Cent pro Spender lassen sich die Gesellschaften die Sache kosten. Dieser Cent wird auf das Geber-Konto überwiesen, verbunden mit der Bitte, sich zu melden. Angeblich, damit eine Spendenquittung ausgestellt werden kann: "Nur mit gültiger und vollständiger Adresse wird die Zuwendungsbestätigung vom Finanzamt anerkannt", heißt es etwa beim BUND. Um die Bestätigung zu verschicken, braucht es natürlich die Adresse, abzuliefern gerne per Telefon oder E-Mail.

Kontoauszug reicht

Bei Daten- und Verbraucherschützern sorgt diese Praxis für Ärger. So kritisiert die Verbraucherzentrale NRW das ihrer Ansicht nach "dreiste Vorgehen": Der Verdacht liege nahe, dass das Hilfsprojekt "Aktion Spendenquittung" nur vorgeschoben sei. Denn schon seit Jahren akzeptieren Finanzämter den vereinfachten Spendennachweis per Kontoauszug. Eine offizielle Zuwendungsbestätigung der jeweiligen Organisation muss man nur noch für Beträge über 200 Euro einreichen.

Wer seine Adressdaten weitergibt, geht zwar kein unkalkulierbares Risiko ein. Er muss aber damit rechnen, öfter mal Post von Spendensammlern zu bekommen. Zu den Hilfsorganisationen, die sich per Überweisung in Erinnerung bringen, zählen beispielsweise Oxfam Deutschland, die Kindernothilfe, Care, Cap Anamur und Ärzte für die Dritte Welt. Auch die "Aktion Deutschland Hilft", in der sich unter anderem der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), Paritätischer, Johanniter und Malteser zusammengeschlossen haben, nutzt den Ein-Cent-Trick.

Fundraiser ohne Alternative?

Berlins Datenschutzbeauftragter Alexander Dix hat das Verfahren für rechtswidrig erklärt und es mehreren Organisationen mit Sitz in Berlin inzwischen verboten. "Kontoverbindungsdaten dürfen nicht für Werbezwecke genutzt werden", sagt Dix. Anders sieht das der Deutsche Fundraising Verband. "Ohne die gezielte Bitte um Unterstützung wäre die Finanzierung unzähliger Projekte in unserer Zivilgesellschaft gar nicht denkbar", argumentiert dessen Vorsitzender Matthias Buntrock. Es gebe kaum Alternativen, um an Spender heranzukommen.

Immerhin haben die Spender heute die Wahl, ob sie mit den Organisationen in Kontakt treten wollen. Das war noch vor einiger Zeit nicht so: Bis 2009 nutzten die Empfänger einfach die sogenannte "Bankanfrage", um an die Kontaktdaten anonymer Spender zu kommen. Eine Datenschutznovelle hat dieser Praxis einen Riegel vorgeschoben. Wer keinen Wert auf weitere Informationen legt, der kann die Überweisung einfach ignorieren.

Quelle: ntv.de, ino

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