Nachhaltige Riester-Rente Ist wirklich alles grün?
31.10.2010, 08:00 UhrNachhaltige Geldanlage ist gefragt. Wer die Altersvorsorge nach ökologischen und ethischen Kriterien ausrichten möchte, findet inzwischen auch diverse Riester-Produkte. Doch wie grün sind die Versicherungen, Fonds- und Banksparpläne wirklich? "Ökotest" hat nachgeprüft.

Nur ein Anbieter kann garantieren, dass alles im grünen Bereich ist.
(Foto: Rainer Sturm, pixelio.de)
Firmen, die geächtete Streumunition herstellen, unterstützt man ungern. Und auch mit Unternehmen, die mit Menschenrechtsverletzungen oder Umweltzerstörung in Verbindung stehen, will man lieber nichts zu tun haben. Wer solche Geschäftspraktiken nicht indirekt fördern möchte, der sollte sehen, wo er sein Geld anlegt. Wenn nicht nur die Rendite nachhaltig sein soll, gibt es zahlreiche Möglichkeiten, nach ethischen und ökologischen Kriterien zu investieren. Auch im Bereich der Riester-Renten hat sich in den letzten Jahren Einiges getan. Die Zeitschrift "Ökotest" hat nun nachgeprüft, wie grün die so beworbenen Vorsorgeprodukte tatsächlich sind.
Die Schwierigkeit dabei ist, dass nicht alle Anbieter das gleiche unter dem Begriff "Nachhaltigkeit" verstehen. Grundsätzlich gibt es drei verschiedene Konzepte: Negativkriterien schließen all jene Unternehmen aus, die gegen ökologische, ethische oder soziale Standards verstoßen. Bei Positivkriterien gehen die Anbieter selektiver vor und setzen auf Unternehmen in spezifischen Branchen oder Tätigkeitsfeldern. Am meisten Spielraum lässt der "Best in Class"-Ansatz, bei dem jeweils die vorbildlichsten Unternehmen einer Branche ausgewählt werden – so hielt beispielsweise BP bei vielen Fondshäusern lange den Titel als nachhaltigste Ölfirma.
Auswahl muss sein
Wer nachhaltig riestern will, wird wahrscheinlich bei einem Fondssparplan landen, denn hier ist die Auswahl am größten. 23 Gesellschaften von Allianz bis Volkswohl Bund haben mehr oder weniger grüne Riester-Renten im Angebot, sinnvoll ist das aber nur, wenn die Anbieter mehr als einen Öko-Fonds im Portfolio haben. Nur dann nämlich können Sparer ihr Kapital auf mehrere Anlageklassen verteilen und so das Risiko streuen. Ein einzelner grüner Fonds bleibt nichts mehr als ein Feigenblatt. Die größte Auswahl finden Anleger derzeit bei der Skania, auch HDI-Gerling, Swiss Life und die Continentale sind gut aufgestellt. Auch ein ertragreicher Öko-Fonds nutzt allerdings wenig, wenn die Kosten die Gewinne wieder auffressen. Besonders hohe Belastungen kommen auf die Anleger in Dachfonds zu. Hier streicht das Management zudem eine üppige Erfolgsvergütung ein. Steigt der Ertrag über vier Prozent, kommen 20 Prozent des Mehrertrags den Managern zugute. Das bremst die Freude am grünen Wachstum.
Nur einer ist dunkelgrün
Wer auf derlei Zusatzkosten verzichten will, findet in Riester-Banksparplänen eine günstige Alternative. Hier gibt es allerdings nur zwei grüne Angebote und vom besseren von beiden kann nur ein sehr begrenzter Kreis profitieren: Der Riester-Sparplan der Bank für Kirche und Caritas glänzt im Renditevergleich, steht aber nur Mitarbeitern eben jener Institutionen offen. Es bleibt der "VR-RentePlus" der Ethikbank. Hinter diesem Sparplan steht allerdings die Volksbank Eisenberg und die lässt sich beim Anlegen nicht in die Karten schauen. Es bleiben also Zweifel, wie nachhaltig das Angebot wirklich ist – ein Problem, das auch bei den meisten anderen Angeboten besteht. Denn auch die Öko-Fonds müssen mit konventionellen Versicherern oder Garantiefonds zusammenarbeiten, um die garantierte Rendite zu sichern. Und so werden auch bei Öko-Fondssparplänen nur 30 bis 50 Prozent der Einzahlungen nach Nachhaltigkeitskriterien angelegt.
Nur bei einem einzigen Produkt kann man sich sicher sein, dass die Beiträge vollständig in nachhaltige Anlagen fließen: Die "Förder Rente" von Oeco Capital ist eine klassische Rentenversicherung, die sowohl nach Positiv-, als auch nach Negativkriterien investiert. Und die sind ziemlich konkret. Die Liste der Ausschlusskriterien reicht von artwidriger Tierhaltung und Atomkraft über Gen-Manipulation bis hin zu Störung der Lebensgrundlage indigener Völker. Das gute Gewissen bezahlt man allerdings mit relativ hohen Versicherungskosten und unterdurchschnittlichen Ertragschancen. Dafür ist die Versicherung das einzige Riester-Produkt, dem Ökotest das Siegel "dunkelgrün" verleiht.
Quelle: ntv.de