Rallye nach unten hat begonnen Jetzt schnell noch hohe Festgeldzinsen sichern
11.09.2024, 11:59 Uhr Artikel anhören
Auch im aktuellen Marktumfeld lassen sich noch Kaufkraftverluste vermeiden.
(Foto: Christin Klose/dpa-tmn)
Wenn die Zinsen sinken, spüren Anleger das zuerst beim Tagesgeld. Wer sich mittel- bis langfristig noch gute Renditen sichern will, sollte daher über Festgeldanlagen nachdenken. Was dabei zu beachten ist, erläutert Max Herbst von der FMH-Finanzberatung.
Um der Rekordinflation im Euroraum entgegenzuwirken, hat die Europäische Zentralbank (EZB) ab Mitte 2022 fast regelmäßig an der Zinsschraube gedreht. Nun, da diese Maßnahmen Wirkung zeigen und die Teuerung sich normalisiert hat, richten sich die Augen erneut nach Frankfurt.

Max Herbst ist Inhaber der FMH-Finanzberatung, die seit 1986 unabhängige Zinsinformationen erstellt.
Experten gehen davon aus, dass die EZB bereits im Laufe dieser Woche die nächsten Zinskorrekturen nach unten vornehmen wird. Weitere Senkungen im Laufe des Herbstes sind sehr wahrscheinlich.
Für die schwächelnde deutsche Wirtschaft sind dies gute Nachrichten. Sparer hingegen dürften die Entwicklung mit Sorge beobachten. Denn schon nach den letzten Zinssenkungen im Juni und Juli dieses Jahres zeigte sich: Banken mit besonders guten Tagesgeldzinsen geben die niedrigeren Zinsen relativ schnell an ihre Kunden weiter. Aus Sicht der Institute ist das nachvollziehbar: Wenn sie für das bei der EZB geparkte Kundengeld weniger Zinsen erhalten, aber trotzdem noch verdienen wollen, müssen sie den Anlegern ebenfalls weniger zahlen.
Vor diesem Hintergrund muss man davon ausgehen, dass die Tagesgeldzinsen in den kommenden Wochen erneut deutlich sinken werden. Einige Banken haben - in Erwartung des Zinsschrittes aus Frankfurt - sogar schon vor etwa drei Wochen damit begonnen, ihre Zinsen nach unten zu korrigieren: Spürbar wurde das vor allem in verkürzten Zinsgarantien.
Denkbar erscheint es zwar, dass einige Institute vorerst noch Tagesgeldzinsen von 3,75 Prozent und mehr bezahlen. Dennoch darf man davon ausgehen, dass Neukunden bis auf Weiteres mit 3,50 Prozent zufrieden sein und mit jeder EZB-Leitzinssenkung weitere Abschläge hinnehmen müssen.
Sparer, die Wert auf Sicherheit und Rendite legen, tun daher gut daran, ihr Erspartes für einige Zeit zu fixen Konditionen anzulegen - auf einem Festgeldkonto. Der Vorteil: Die einmal festgelegten Zinsen gelten für den gesamten Anlagezeitraum, also etwa ein Jahr, zwei, drei oder sogar fünf Jahre. Der Nachteil: Während dieser Zeit hat der Kunde keinen Zugriff auf sein Geld. Um dennoch eine gewisse Verfügbarkeit und Liquidität zu erreichen, ist es daher sinnvoll, den gewünschten Anlagebetrag auf mehrere Konten mit unterschiedlichen Laufzeiten zu verteilen.
Festgeld: Welche Laufzeiten sind sinnvoll?
Wer nun überlegt, welcher Anlagezeitraum der richtige ist, muss sich zuvor über folgende Punkte klar werden:
- Wie lange kann bzw. will ich auf mein Geld verzichten?
- Wie wichtig ist mir eine möglichst hohe Rendite?
- Und welcher Bank in welchem Land vertraue ich ausreichend, um ihr mein Geld auch für fünf Jahre oder sogar länger zu überlassen?
Wie die Antworten auf diese Fragen zusammenspielen, zeigt das folgende Beispiel.
Unterstellen wir, eine Arbeitnehmerin mit Mitte 50 will Geld für ihre Rente sicher anlegen. In einer solchen Situation wäre grundsätzlich sogar ein Anlagezeitraum von fünf bis zehn Jahren überlegenswert. Wer sich so lange bindet und eine möglichst hohe Einlagensicherung wünscht, erhält allerdings auch bei den besten Anbietern nur drei bis 3,15 Prozent.
Höhere Renditen gibt es zwar im EU-Ausland. Doch selbst als überzeugter Europäer muss man überlegen, ob man bereit ist, sein Erspartes für eine Dekade nach Italien oder Estland zu verschieben und auf die Einlagensicherheit in diesen Ländern zu vertrauen.
Anlage im europäischen Ausland: Mittelfristig durchaus zu empfehlen
Die spannendsten Angebote in der aktuellen Situation dürften daher die Festgelder europäischer Banken mit Laufzeiten bis zu drei Jahren sein. Je nach Sicherheitsbedürfnis finden sich hier Banken mit erweiterter deutscher (und damit unbegrenzter) Einlagensicherung und solche, die das gesetzlich vorgeschriebene Minimum bieten, also bei einer Bankenpleite bis zu 100.000 Euro ersetzen. Je nach Sicherheitsbedürfnis sind hier pro Jahr Zinsen zwischen rund 3,5 und 3 Prozent drin.
Zusätzlich gibt es noch eine Sondervariante der Einlagensicherung: Wer den Festgeldvergleich der FMH nutzt, wird beim Festgeld mit einer Laufzeit von zwölf Monaten ganz oben den Anbieter "Freedom24" finden. Er bietet hervorragende Zinsen, begrenzt die gesetzliche Einlagensicherung aber auf maximal 90 Prozent der Geldanlage und deckelt die Summe zudem bei 20.000 Euro. Wer auf Top-Zinsen aus ist, kann hier gute Gewinne einfahren, sollte aber das Risiko kennen.
Wer hingegen für ein Jahr lang hervorragende Zinsen und eine erweiterte deutsche Einlagensicherung wünscht, sollte sich die Offerten der Grenke Bank ansehen (3,35 Prozent). Sie ist gerade neu in den Festgeld-Markt eingestiegen und will gleich ganz oben mitmischen.
Grundsätzlich gilt: Wer gute Zinsen will, sollte zügig handeln, da sich auch die Festgeldkonditionen konstant verschlechtern - und durch jede Leitzinssenkung geht es weiter nach unten.
Der Mittelwert der Top-53-Banken liegt aktuell nur noch bei 2,68 Prozent für ein Jahr. Da sind Angebote von mehr als 3,25 Prozent schon eine Überlegung wert, bevor auch diese nicht mehr zu haben sind.
Max Herbst ist Inhaber der FMH-Finanzberatung, die seit 1986 unabhängige Zinsinformationen erstellt.
Quelle: ntv.de