Warentest prüft Kamera-Drohnen Mehr Frust als Lust bei günstigen Coptern
22.11.2017, 16:20 Uhr
Für Drohnen mit guten Kameras muss man vierstellige Beträge hinlegen.
(Foto: Stiftung Warentest)
Drohnen für Foto-Profis kosten meist weit über 4000 Euro. Amateure müssen nicht ganz so viel ausgeben. Wer spektakuläre Luftaufnahmen machen will, sollte von Billig-Modellen aber die Finger lassen.
Kameradrohnen boomen. Rund 500.000 Exemplare dürften allein im Jahr 2017 über die Ladentische wandern, schätzen die Marktforscher von der GfK, im Vorjahr waren es etwa 300.000. Die Quadrocopter sind inzwischen weit mehr als Spielzeuge. Kameradrohnen liefern Luftaufnahmen, die früher nur mit großem technischen Aufwand möglich gewesen wären. Ganz billig ist das Hobby aber nicht: Wer auf professionelle Bildqualität Wert legt und Frust vermeiden will, sollte mehr als 1000 Euro investieren. Das empfiehlt die Stiftung Warentest, die sich zehn exemplarisch ausgewählte zehn Kameradrohnen angesehen hat.
Die billigsten Modelle im Test kosteten um die 130 Euro, das teuerste, die DJI Phantom 4 pro+, war im Durchschnitt für 1940 Euro zu haben. Gut angelegtes Geld für erfahrene Piloten mit hohen Ansprüchen: Der Testsieger machte nicht nur die besten Aufnahmen, sondern bot auch die meisten Flugmodi und ist obendrein sehr gut verarbeitet und leicht zu bedienen, so das Fazit.
GPS bringt Stabilität
Das kann man nicht von allen Geräten behaupten. Die drei billigsten Drohnen im Test hatten kein GPS an Bord, das macht die Steuerung sehr schwierig. Copter ohne Satellitennavigation erkennen nicht, wenn sie ins Driften geraten, selbst bei Windstille muss der Pilot am Boden ständig gegensteuern. "Weht der Wind, sind diese Drohnen kaum zu bändigen", stellen die Warentester fest. Die beiden Drohnen von DJI, die GoPro Karma und Parrots Bebop 2, stünden dagegen "wie festgenagelt" in der Luft. Doch nicht nur die Lenkung ist schwierig: GPS-Drohnen kehren selbständig oder auf Knopfdruck zurück oder sie landen wenigstens, wenn der Akku zur Neige geht. Copter ohne Navigation können das nicht, sie stürzen einfach ab.
Damit bei Videoaufnahmen keine Langeweile aufkommt, gibt es diverse Möglichkeiten. Geräte mit Sensoren und ausgefeilten Steuerungsprogrammen können zum Beispiel den Piloten umkreisen oder gesetzte Wegpunkte abfliegen. Und selbst die meisten Modelle am unteren Ende der Preisskala können Überschläge – oder sollten es zumindest können. Die Syma X8JW stürzte nach der Flugfigur einfach ab. Damit es zu solchen Bruchlandungen nicht kommt, haben die Modelle von DJI und Parrot spezielle Sensoren an Bord. Die GoPro – mit rund 1400 Euro nicht unbedingt ein Schnäppchen – hat dagegen keine Sicherungsfunktion, die günstigen Copter sowieso nicht.
Bis zu 70 km/h sind drin
Auffällig sind die Unterschiede bei Reichweiter und Geschwindigkeit. Parrot und DJI düsen mit über 60 km/h durch die Luft, der Testsieger schafft sogar 70. Mit den meisten Drohnen unter 300 Euro ist dagegen nur Kriechtempo drin, die Modelle von Jamara und Revell erreichen gerade mal 15 beziehungsweise 16 km/h. Ihr Radius ist mit einer Reichweite von 100 bis 200 Metern aber auch deutlich beschränkter als bei den Premium-Coptern. Die DJI-Drohnen können die Piloten bis zu sieben Kilometer weit und 500 Meter hoch schicken. Legal lässt sich dieses Potenzial allerdings nur auf Modellflugplätzen ausschöpfen. Außerhalb davon dürfen private Drohnen ohne Genehmigung nur 100 Meter hoch steigen.
Auch aus dieser Höhe lassen sich faszinierende Aufnahmen knipsen und filmen - eine gute Kamera vorausgesetzt. Auch hier überzeugten vor allem die DJI-Modelle: Die Kamera der Phantom schlug im Test die besten Handykameras, die Bildqualität der DJI Mavic Pro war mit der eines iPhones vergleichbar. "Gut" waren außerdem die Bilder der GoPro Karma. Bei Parrot kritisierten die Tester hingegen ein starkes Rauschen, die Yunec für rund 720 Euro gab Bilder verzerrt und mit teils unnatürlichen Farben wieder. Bei Jamara war stets das Landegestell mit im Bild und die Syma lieferte nur blasse und farblose Bilder ab. Die Modelle von Amewi und Conrad fielen bei der Bildqualität komplett durch. Weil sie auch bei der Flug-Wertung versagten, kassierten sie in der Gesamtwertung ein "Mangelhaft".
Quelle: ntv.de, ino