Solaranlage auf dem Dach Photovoltaik: Worauf bei Unwetter zu achten ist
14.08.2023, 16:28 Uhr (aktualisiert) Artikel anhören
Viele Besitzer von Solaranlagen fürchten Stürme und Orkanböen.
(Foto: picture alliance/dpa)
Wer eine Solaranlage hat, wurde bereits mit der einen oder anderen Sonnenstunde belohnt. Was aber, wenn das gute Wetter in ein Gewitter umschlägt? Lesen Sie hier, wie die Anlage vor Unwetter zu schützen ist und worauf im Schadensfall geachtet werden sollte.
Mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach lässt sich durchaus Geld sparen. Wenig verwunderlich, dass die Nachfrage nach den Anlagen in den letzten beiden Jahren Rekordhöhen erreicht. Das Wetter hat da lange Zeit mitgespielt, wochenlang war der Sommer heiß und trocken und die Stromerträge entsprechend hoch. Doch insbesondere in den Sommermonaten sind Wärmegewitter keine Seltenheit. Nach den deutschlandweiten Stürmen vor einigen Wochen kündigen sich die nächsten unschönen Wetteraussichten an. Ein Grund zur Vorsicht: Denn Unwetter sind die zweithäufigste Ursache für Schäden an Photovoltaikanlagen.
Doch wie lässt sich die Solaranlage vor möglichen Schäden schützen? Und was ist zu tun, wenn die Anlage tatsächlich Schaden nimmt?
Fragen und Antworten zum Thema:
Welche Schäden können auftreten?
Der Statistik nach machen Sturm-, Hagel-, Schneedruck- und Überspannungsschäden durch Blitze zwar etwa die Hälfte aller Schadensfälle an Solaranlagen aus, allerdings muss man hier genauer hinsehen: Hagelschäden zum Beispiel kommen eher selten vor, denn alle marktüblichen Module sind mit entsprechend belastbarem Sicherheitsglas ausgestattet. Auch direkte Blitzeinschläge sind die absolute Ausnahme. "Viel wahrscheinlicher - tatsächlich einer der häufigsten Störungsursachen - sind Überspannungsschäden in der Elektronik der Wechselrichter oder im Speicher der Solaranlage durch einen Blitzeinschlag ins Stromnetz", sagt Peter Knuth, Mitbegründer der Photovoltaikfachbetriebskette Enerix.
Viele Besitzer von Solaranlagen fürchten außerdem, Stürme und Orkanböen könnten ihre Solarpaneele von den Dächern reißen. Das ist zwar grundsätzlich denkbar, setzt aber eine mangelhaft geplante Solaranlage voraus: Die Normen und Richtlinien, die es bei der Installation zu beachten gilt, sind von vornherein sturmsicher ausgelegt. Herumfliegende Gegenstände (Dachziegel, Äste, et cetera) sind da gefährlicher. Der Einschlag eines großen Astes oder einiger loser Dachziegel kann selbst das stärkste Solarpanel in die Knie zwingen.
Wie schaut es mit Balkonkraftwerken aus?
Bei Solaranlagen für den Balkon ist das Risiko, das von Orkanböen ausgeht, größer. Zwar hat der Wind weniger Angriffsfläche, allerdings gibt es bisher noch keine erprobten Normen und Richtlinien für eine sturmsichere Installation. Zudem werden solche Anlagen häufig von Laien installiert. Ohne eine entsprechende Ausbildung fällt es verständlicherweise schwer, die Stabilität der Befestigung zuverlässig zu beurteilen.
Welchen Schutz gibt es?
Die meisten dieser Schäden sind - genauso wie etwa Brandschäden - einfach vermeidbar: Der Schlüssel ist eine gründliche Planung und Installation durch Fachkräfte sowie die Einhaltung von etablierten Schutzkonzepten. Das fängt etwa bei der sachgemäßen Anbringung an, schließt aber auch sichere Abschaltvorrichtungen, Windleitbleche oder Ballastierungssteine bei Flachdächern gegen das Abheben ein. Solaranlagen werden entsprechend den baulichen Vorgaben ausgelegt und halten dann sogar Extremsituationen dank seriöser Planung und Montage stand.
Ebenso wichtig ist aber auch eine regelmäßige Inspektion der Paneele, der Aufhängung und des Stromkreislaufs durch Fachleute. So lässt sich dauerhaft die Leistungsfähigkeit im Allgemeinen und die Sturmsicherheit im Besonderen sicherstellen. Und wer vor einem Gewitter die Anlage vom Stromnetz nimmt, indem er die Sicherungen ausschaltet, ist auch gegen Überspannungsschäden gut geschützt.
Wie prüfe ich die Anlage nach dem Unwetter auf Schäden?
Die wichtigste Regel ist: Nie selbst versuchen, auf dem Dach zu sichten oder gar zu reparieren! Das Arbeiten auf dem Dach ist mit enormen Risiken verbunden. Immer wieder kommen Laien bei gewagten Reinigungs- und Reparaturversuchen zu Schaden.
Es gibt aber Dinge, die man auch als Anlageninhaber selbst kontrollieren kann. Zuerst sollte im Keller geprüft werden, ob die Anlage noch läuft und die Elektronik noch funktioniert. Auch die Module kann man zwar selbst begutachten und nachsehen, ob größere Gegenstände auf die Paneele gefallen sind - wichtig ist aber, dass man dies von einem sicheren Standpunkt aus macht. Kleinere Beschädigungen wie Haarrisse können ohnehin nur von Fachleuten identifiziert werden.
Stattdessen kann man über die Kontrollsoftware der Anlage den Output selbst kontrollieren und mit den Vortagen vergleichen. Liegt der Output deutlich unter früheren Tagen mit ähnlicher Wolkenlage, könnte eine Beschädigung vorliegen.
Was muss ich tun im Schadensfall?
Falls es doch einmal zu Schäden kommt, sollte zuerst die Solaranlage ausgeschaltet werden und der sogenannte DC-Trennschalter zwischen den Modulen und dem Wechselrichter betätigt werden. Dann sollten die Schäden so gut wie möglich dokumentiert werden - für die Versicherung, aber auch für den Installationsbetrieb.
Letzterer kann dann eine professionelle Sichtung der Module vornehmen. Schäden wie Glasbruch lassen sich zwar durch eine schnelle Sichtprüfung erkennen, Beschädigungen durch Mikrorisse und Zellbrüche sind für Laien allerdings kaum auszumachen und machen sich andernfalls erst nach Jahren bemerkbar. Fachleute arbeiten deshalb etwa mit Drohnen und Wärmebildkameras, um zu prüfen, ob einzelne Modulzellen durchschalten.
Ist eine Versicherung sinnvoll?
Manche Gebäudeversicherungen beinhalten zwar Glasschäden, Solarmodule sind davon aber meist ausgenommen. Auch Elektronikschäden sind selbst bei umfänglicheren Gebäudeversicherungspaketen nicht immer mit abgedeckt. Einige Solaranbieter bieten deshalb alternativ eine Zusatzversicherung an. Wichtig dabei ist aber, dass der Wiederanschaffungswert versichert ist, nicht der Zeitwert.
(Dieser Artikel wurde am Sonntag, 13. August 2023 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, awi