Preis-Leistungsverhältnis geprüft Private Krankenversicherung oft zu teuer
15.04.2014, 14:56 UhrDie neuen Privatversicherungstarife sind oft gut, zumindest was den Umfang der Angebote angeht. Viele Versicherer lassen sich das aber auch teuer bezahlen. Wer sich für den richtigen Tarif entscheidet, spart weit über 100 Euro im Monat.
Viele der knapp neun Millionen Privatversicherten in Deutschland zahlen zu viel für ihre Krankenversicherung. Das zeigt eine Untersuchung der Stiftung Warentest. Vo n 107 getesteten Unisex-Tarifen für private Krankenversicherungen hatten demnach gerade mal fünf ein "sehr gutes" Preis-Leistungs-Verhältnis. Immerhin 29 wurden mit "gut" bewertet. Acht Tarife von privaten Anbietern waren hingegen nur "mangelhaft" und boten zu wenig fürs Geld.
Es gibt aber auch eine gute Nachricht: Viele Versicherer haben die erzwungene Umstellung auf Unisex-Tarife Anfang 2013 genutzt, um ihre Angebote zu verbessern. Umfassende Leistungen zur Psychotherapie sind jetzt beispielsweise Standard und auch bei den Hilfsmitteln wird mehr übernommen als bei alten Tarifen. Hinzu kommen Leistungen wie häusliche Krankenpflege oder stationäre Reha-Maßnahmen, die man bislang vor allem von den gesetzlichen Kassen kannte.
Für den aktuellen Test hat "Finanztest" nur leistungsstarke Tarife verglichen, also solche, die deutlich mehr bieten als die Gesetzlichen. Dazu gehören unter anderem die Kostenerstattung für rezeptfreie Medikamente, die Chefarztbehandlung im Krankenhaus und die Übernahme von hochwertigem Zahnersatz. Dass solche Extras nicht zum Schleuderpreis zu haben sind, ist klar. Auffällig ist aber, dass bei ähnlichem Leistungsniveau für den Musterkunden ganz erhebliche Beitragsunterschiede herauskamen.
Über 200 Euro Unterschied
Als Angestellter konnte sich der 35-jährige Modellkunde beispielsweise bei der HUK-Coburg für 441 Euro einen Tarif mit guten Leistungen und einer Selbstbeteiligung von 600 Euro sichern. Andere Anbieter verlangen für die gleichen Leistungen über 220 Euro mehr und auch noch einen höheren Eigenanteil. "Mangelhaft" beurteilten die Tester deshalb das Preis-Leistungsverhältnis von Central, Mannheimer und UKV. Bei den Selbständigen waren die Preisdifferenzen nicht ganz so groß, doch auch hier brachte die richtige Tarifwahl Einsparungen von weit über 100 Euro im Monat. Bei Beamten mit 50-prozentigem Beihilfeanspruch lag der Beitrag je nach Anbieter zwischen 196 und 291 Euro, wobei Concordia und die HUK-Coburg am meisten fürs Geld boten.
Beamte können sich auch den Luxus erlauben, auf eine Selbstbeteiligung zu verzichten, weil diese die Versicherung kaum billiger macht. Bei Angestellten und Selbständigen wären die Prämien ohne Selbstbeteiligung hingegen kaum zu bezahlen. Für Angestellte kann es sich lohnen, eine etwas geringere Selbstbeteiligung zu wählen. Ihre Beiträge werden schließlich zur Hälfte vom Arbeitgeber übernommen. Den höheren Eigenanteil müssen sie hingegen allein tragen. Auf jeden Fall sollte sich jeder Versicherte darüber klar sein, dass es bei der einmal gewählten Selbstbeteiligung nicht für immer bleiben muss. Die Versicherung kann nämlich nicht nur die Beiträge anpassen, sondern auch die Selbstbeteiligung heraufsetzen.
Dieses Kostenrisiko sollten Selbstständige und Angestellte unbedingt bedenken, wenn sie sich privat versichern wollen. Denn die Beiträge steigen trotz Altersrückstellungen, laut "Finanztest" kann man davon ausgehen, dass man im Rentenalter etwa dreimal so viel zahlt wie beim Einstieg mit Mitte 30. Die Privatversicherung kommt also nur dann infrage, wenn man vermögend ist oder für die höhere Belastung im Alter vorsorgen kann. Für Familien bringt die Privatversicherung fast immer höhere Belastungen als die gesetzliche Kasse, weil für jedes Familienmitglied Beiträge berechnet werden. Bei mehreren Kindern bedeutet das schnell ein paar hundert Euro extra im Monat. Rundum empfehlenswert ist eine private Krankenversicherung laut "Warentest" deshalb nur für Beamte.
Wechsel kann teuer sein
Die Vergleichsergebnisse der Stiftung Warentest dürften vor allem für Neukunden interessant sein. Wer schon privat versichert ist, macht bei einem Wechsel auf jeden Fall Verluste. Immerhin dürfen Privatversicherte, die ihren Vertrag seit 2009 abgeschlossen haben, einen Teil ihrer Altersrückstellungen mitnehmen, wenn sie zu einem anderen Anbieter wechseln. Das kommt aber nur für gesunde Kunden infrage. Beim Versicherungswechsel wird nämlich auch eine neue Gesundheitsprüfung fällig.
Wer mit Vorerkrankungen in die Private Krankenversicherung wechseln will, hat es ohnehin schwer. Die Stiftung Warentest rät, sich in diesem Fall gleichzeitig Angebote von mehreren Versicherern einzuholen. Diagnosen zu verschweigen, ist keine Lösung. Dann kann die Versicherung nachträglich Risikoaufschläge verlangen oder Leistungen ausschließen. Im schlechtesten Fall kann der Vertrag sogar aufgelöst werden.
Quelle: ntv.de, ino