Ratgeber

Renten- und Lebensversicherungen Renditechancen verschlafen

Von Anlageprofis erwartet man eigentlich, dass sie Trends nicht hinterherlaufen, sondern zum richtigen Zeitpunkt investieren.

Von Anlageprofis erwartet man eigentlich, dass sie Trends nicht hinterherlaufen, sondern zum richtigen Zeitpunkt investieren.

(Foto: Claudia Hautumm, pixelio.de)

Früher war alles besser. Ein Spruch, den man oft von älteren Menschen hört, Arbeitnehmern, die schon lange im Job sind und Anlegern, die früher mal hohe Renditen eingestrichen haben. Früher liegt bei den Renten- und Kapitallebensversicherungsverträgen zehn bis 15 Jahre zurück. Zwischen Juli 1994 und Juni 2000 mussten die Versicherer für neu abgeschlossene Verträge eine Verzinsung von mindestens vier Prozent pro Jahr garantieren – und das für die gesamte Laufzeit.

Wer eine Renten- oder Kapitallebensversicherung abschließt, bindet sich für eine lange Zeit. Sinnvoll sind mindestens zwölf Jahre. Meistens reicht die Vertragsdauer aber bis ins Rentenalter. Laufzeiten von 20, 30 oder gar 40 Jahren sind keine Seltenheit. Die Garantieverzinsung ist seit Juli 2000 in mehreren Stufen abgesenkt worden. Wer heute einen neuen Vertrag abschließt, erhält nur noch eine Garantie in Höhe von 2,25 Prozent pro Jahr.

Garantiert weniger Ertrag

Was dies bedeutet, zeigt ein Beispiel. Wer 250 Euro monatlich in eine Rentenversicherung einzahlt, erhält – ohne Berücksichtigung von Kosten der Versicherung – nach einer Laufzeit von 30 Jahren und einer Verzinsung von vier Prozent 144.150 Euro ausgezahlt. Selbst angespart hat er davon 90.000 Euro, 54.150 Euro beträgt der garantierte Zinsgewinn. Senkt man im Beispiel den Garantiezins auf 2,25 Prozent ab, fällt der garantierte Auszahlbetrag auf 120.459 Euro. Geht die Versicherung also ans Limit der Garantieverzinsung, beträgt der Verlust des Anlegers 23.691 Euro.

Bislang hat die niedrige Garantieverzinsung keine großen Auswirkungen, denn die durchschnittliche Rendite der Lebensversicherungen beträgt nach Schätzungen des Analysehauses Morgen & Morgen (M&M) in diesem Jahr 4,14 Prozent. Im Vorjahr waren es noch 4,24 Prozent. Das erstaunt angesichts des bislang gut gelaufenen Börsenjahres. Der Deutsche Aktienindex legte seit Jahresbeginn um über zehn Prozent zu. Allerdings haben die Versicherer ihren Anteil, der in Aktien investiert wird, so weit heruntergefahren, dass sie von der Entwicklung an den Börsen nicht profitieren. Auslöser hierfür war die Finanzkrise. Ein Wiedereinstieg ist nach Angaben der Rating-Agentur Fitch nicht erfolgt. Diese geht sogar davon aus, dass sich viele Versicherer komplett von Aktien verabschiedet haben.

Der größte Anteil der Beiträge der Versicherten steckt hingegen in festverzinslichen Wertpapieren – und hier haben die Versicherer mit fallenden Renditen zu kämpfen. Dass dieses Anlageverhalten bislang nicht voll auf die Renditen der Versicherungsverträge durchschlägt, liegt an der Kosmetik, die die Versicherer betreiben. Sie greifen auf Reserven zurück, zapfen Kapitalpuffer an und unterlassen Abschreibungen. Die Bilanzierungsregeln lassen es zu, dass die Versicherer die Möglichkeit haben, Papiere in den Büchern mit älteren als den aktuellen Daten zu bewerten.

Hoffnung auf steigende Zinsen

Auf Dauer lässt sich diese Strategie natürlich nicht durchhalten. Die Versicherer setzen darauf, dass die Zinsen wieder steigen und sie so aus dem laufenden Geschäft die Renditen halten und bezahlen können. Finanzschwächeren Versicherern geht da schon mal die Puste aus. Zwar steht im Branchenschnitt bei der Rendite noch eine vier vor dem Komma, es gibt aber auch Ausreißer nach oben und nach unten. Bislang zählen zu den Topadressen die Europa (5,4%), die Debeka (4,7%) und die Cosmos direkt (4,7%). Auch Branchenriese Allianz schrieb im vergangenen Jahr 4,5 Prozent gut. Am anderen Ende der Fahnenstange liegen die Renditen deutlich unter vier Prozent pro Jahr. Mit zu den roten Laternenträgern gehört die Victoria mit einer Rendite von 3,6 Prozent.

Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft geht davon aus, dass die Renditen der Renten- und Kapitallebensversicherungsverträge im kommenden Jahr weiter fallen. Da würden sich dann viele Kunden wünschen, dass die alten Zeiten noch mal zurückkehren: eine Garantieverzinsung in Höhe von vier Prozent. Glücklich schätzen können sich da nur alle jene, die ihren Vertrag zwischen Juli 2004 und Juni 2000 abgeschlossen haben. Diesen Verträgen ist eine Verzinsung von vier Prozent bis zum Auszahlungstermin sicher.

Quelle: ntv.de

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