Rechtlicher vs. leiblicher Vater Samenspender kann Vaterschaft anfechten
15.05.2013, 17:45 UhrEin homosexueller Mann darf sich die Vaterschaft für ein Kind erstreiten - entgegen dem Willen der lesbischen Mutter und deren Lebenspartnerin. Das hat der Bundesgerichtshof entschieden.

Eine Samenspende kann unter Umständen wie "Beiwohnen" gewertet werden, entscheid der BGH.
(Foto: dpa)
Der Bundesgerichtshof hat die Rechte biologischer Väter gestärkt. Sie können die Vaterschaft eines anderen Mannes künftig auch dann anfechten, wenn das Kind künstlich gezeugt worden ist. Der Bundesgerichtshof (BGH) gab damit einem Schwulen aus Köln Recht, der einem lesbischen Paar Sperma zur Befruchtung überlassen hatte (Az. XII ZR 49/11).
Das Kind sollte bei seiner Mutter leben und von der Lebenspartnerin adoptiert werden. Welche Absprachen vor der Samenspende genau getroffen wurden, konnte das Gericht nicht klären. Sicher ist, dass der biologische Vater nach der Geburt 2008 eine Anerkennung seiner Vaterschaft abgab, die jedoch von der Mutter nicht akzeptiert wurde. Stattdessen wurde der Junge mit Einverständnis der Mutter von einem anderen Mann rechtlich anerkannt - dem besten Freund des Paares. Dieser ist damit vor dem Gesetz der Vater, egal ob er auch der genetische ist.
Der Erzeuger will nun seinerseits die Vaterrolle ausüben und focht die Vaterschaft des anderen Mannes an. Mit Recht, befand der Vorsitzende Richter Hans-Joachim Dose bei der Urteilsbegründung. Das Gesetz erlaube eine Anfechtung zwar nur, wenn der Mann der Frau "beigewohnt" habe. Dennoch müsse die Anfechtungsklage auch bei einer Samenspende möglich sein, wenn der Samenspender die Mutter gekannt habe.
Etwas Anderes gilt demnach nur, wenn der leibliche Vater zuvor auf eine Anfechtung verzichtet hat. Das wird etwa bei einer anonymen Samenspende so gehandhabt. Die Angst der Frauen davor, dass der leibliche Vater die Adoption durch die andere Partnerin verhindern könnte, wenn er als gesetzlicher Vater anerkannt werde, sei kein Grund. Auch ohne Einwilligung des Vaters sei eine solche Adoption unter Umständen möglich, sagte Richter Dose.
Quelle: ntv.de, dpa