Ratgeber

Arbeitszeitkonto Schneller in Rente

Die Rente mit 67 ist für die meisten Arbeitnehmer keine verlockende Aussicht. Manche arbeiten jahrelang körperlich schwer und wissen, dass sie das bis zu einem Alter von 67 Jahren nicht durchstehen werden und früher in den Ruhestand gehen müssen. Bei anderen summieren sich die Überstunden, ohne dass eine Chance bleibt, sie abzubauen. Wieder andere möchten ihr Weihnachtsgeld oder Prämien zur privaten Altersvorsorge nutzen, wissen aber nicht wie. Für all diese Fälle könnten sogenannte Lebensarbeitszeitkonten die Lösung sein.

Lebensarbeitszeitkonten gewinnen immer mehr an Bedeutung, sagt Christiane Flüter-Hoffmann vom Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. Vor allem in der Stahlbranche, im privaten Bankgewerbe, aber auch im Chemiesektor oder der Metallindustrie bieten zahlreiche Unternehmen heute solche Konten, auf denen die Mitarbeiter Zeit oder Geld sammeln können. Anders als bei üblichen Arbeitszeitkonten von einem bis fünf Jahren Dauer sind Lebensarbeitszeitkonten für das gesamte Arbeitsleben konzipiert. "Langfristig können die Beschäftigten hier so viel ansammeln, dass sie zwei oder drei Jahre früher in Rente gehen können", sagt die Expertin.

Zahlreiche Modelle

Wer nicht bis 67 arbeiten will, sollte das Konto möglichst schon zu Beginn des Arbeitslebens vom Chef einrichten lassen. "Es gibt aber keinen Anspruch darauf", sagt Kristina Schütt von der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) in Berlin. Je nach Branche gibt es unterschiedliche Modelle für Lebensarbeitszeitkonten. Wer Zeit ansparen möchte, könne sich in der Regel Überstunden, teilweise auch zusätzliche Urlaubstage, die über die gesetzlich vorgeschriebenen hinausgehen, auf dem Konto gutschreiben lassen, erläutert Schütt. Je nachdem, wie viele Tage, Monate oder sogar Jahre zusammenkommen, verlässt der Beschäftigte das Unternehmen früher. Der Lohn wird weitergezahlt bis zum regulären Ende der Arbeitszeit.

Beim Sparen von Geld ist dies ähnlich. Der Angestellte kann beispielsweise Sonderzahlungen auf das Konto schieben und so seinen Vorruhestand finanzieren. Dies ist besonders mit Blick auf das Auslaufen der gesetzlichen Vorruhestandsmodelle eine Option. Schütt zufolge lohnen sich Lebensarbeitszeitkonten insbesondere, weil das angesparte Geld vom Bruttogehalt komme und deshalb nicht versteuert werden müsse.

Unternehmen profitieren

Für Unternehmen lohnen sich Lebensarbeitszeitkonten aber auch. "Der Arbeitgeber gewinnt dadurch wesentlich mehr Flexibilität", sagt Flüter-Hoffmann. Gerade die demografische Entwicklung verstärke die Konkurrenz der Firmen untereinander, die besten Fachkräfte für sich zu gewinnen. Die Konten seien ein enormer Attraktivitätsbonus.

Ein weiterer Vorteil für Unternehmen ist die Möglichkeit, über die Konten konjunkturelle Schwankungen auszugleichen. "Da müssen Firmen aber genau überlegen, welches Modell zu ihrem Betrieb passt", rät Alexander Dillenburg von der Gesellschaft für betriebliche Altersversorgung aus Duisburg. Sind in einem Jahr viele Überstunden nötig, weil die Wirtschaft boomt, ist im folgenden Jahr aber eine Flaute in Sicht, könnten die gesammelten Überstunden dann abgebaut werden - ohne den Verlust von Arbeitsplätzen.

Quelle: ntv.de

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