"Ratgeber Bauen & Wohnen" vom 26.03.2013 Die Wohnung wird bunt
26.03.2013, 18:35 Uhr
Herrscht in Ihrer Wohnung auch noch das pure Weiß an den Wänden? So was galt ja lange als cooler Einrichtungsstil. Aber seit einigen Jahren ist die Farbe zurück. Auf jeden Fall in den Hochglanzmagazinen. Und da sieht das alles immer ganz toll aus, wunderbar stimmig. Aber in den eigenen vier Wänden? Da geht’s schon los mit der Qual der Wahl. Wir haben mal zwei professionellen Farbgestaltern über die Schulter geschaut und Ihnen ein paar farbliche Tricks entlockt.
Weiße Wände sind passé. Grauer Beton-Purismus auch. Wohnungen dürfen wieder farbig werden. Bevor man aber beherzt zum Pinsel greift, gibt es einiges zu bedenken, wie die Arbeit von Friederike Tebbe zeigt. Die Berliner Farbdesignerin gestaltet Fassaden und Interieurs. Oft kommen ihre Kunden mit kleinen Farbmustern oder Urlaubseindrücken. Das übersetzt Friederike Tebbe in stimmige Konzepte: “Also das ist natürlich alles immer sehr lichtabhängig. Dann hängt das davon ab, wie die Materialien zueinander kommen. Und darauf muss ich den Nutzer natürlich aufmerksam machen in den meisten Fällen. Und da setze ich dann an, dass ich behilflich bin, dass es am Ende doch so aussieht, wie er es gerne hätte, unter Umständen aber mit einer ganz anderen Farbigkeit als die, die er sich ursprünglich vorgestellt hat.“
Starre Regeln gibt es für die Farbgestalterin nicht.
Grün ist nicht gleich grün
Und bei der Farbpsychologie ist sie skeptisch, ob sie bei der Farbwahl wirklich hilft. Denn Grün ist nicht gleich grün, jede Farbe hat unendlich viele Nuancen: “Es ist natürlich richtig, dass farbphysiologisch rot die Herzfrequenz angeblich anregt und blau beruhigt und das hat immer dazu geführt, dass Firmen sich gedacht haben, wenn sie die Büroräume mit viel Rot gestalten, ist der Mitarbeiter fitter, angeregter und arbeitet besser, führt aber auch dazu, dass er dann schneller ermüdet.“
Oft arbeitet die Farbexpertin gemeinsam mit Architekten, beispielsweise mit Ulrich von Ey. Eines ihrer gemeinsamen Projekte war ein schöner Altbau in Braunschweig. Er sollte saniert werden, aber dafür war sehr wenig Geld da. Die Idee war, alles Alte so zu lassen wie es ist, und nur mit Farbe die Gestaltung vorzunehmen.
Aktuell gestaltet Friederike Tebbe eine Berliner Villa. Sie hat die Farbigkeit aus dem Denkmal-Gutachten übernommen und neu interpretiert. Im Erdgeschoss: eine Flucht hochherrschaftlicher Räume. Da kommt es aufs Feintuning an. Für Decken und Paneele müssen verschiedene Weiss-Töne aufeinander abgestimmt werden.
Kleine Farbmuster ungeeignet
Das Speisezimmer bekommt eine violette Seidentapete, das Damenzimmer eine gelbe Seidenbespannung.
Kleine Farbmuster, wie man sie beispielsweise aus dem Tapetengeschäft kennt, eignen sich allerdings nicht zum Experimentieren. Denn Farbe wirkt auf großen Wänden intensiver. Die Expertin rät daher zu größeren Musterflächen: “Es ist noch besser, Sie machen die Muster variabel, damit Sie die Muster dann im Raum auch rum tragen können und an die unterschiedlichen Elemente anhalten können, die dann nachher zum Tragen kommen.“
Harry Clark ist ebenfalls Farbberater. Er war mal Konzertpianist in London, hat dann Bühnendesign gelernt und Innendesign studiert. Er setzt auf Erfahrung und Bauchgefühl.
Mit Farbfächer passende Kombinationen finden
Häufig lässt er sich dabei von seiner Umgebung inspirieren. Das hat er auch in der eigenen Wohnung so gehandhabt. Eine Herausforderung im Wohnzimmer war der starke Sonneneinfall: “Es wird sehr, sehr grell, sehr heiß und auch sehr warm im Raum und wenn ich nur warme Töne aufnehme, dann hat man das Gefühl, man schwitzt. Einige Farbtöne hier im Wohnzimmer kommen aus der Industrie, da sieht man alten Stahl, da sieht man altes Eisen und die bringen das ganze runter und rahmen eigentlich die wärmeren Töne, und auch diese Schlammtöne ein.“
Für Raumgestalter sind Farbfächer wichtiges Arbeitsmittel. Einer der umfangreichsten ist das NCS, das Natural Colour System. Damit lassen sich alle Farben genau beschreiben. Das System basiert auf den Grundfarben gelb, rot, blau und grün, sowie weiß und schwarz. Im Farbatlas lassen sich über Ähnlichkeiten immer passende Kombinationen bestimmen.
Natürlich werden auch regelmäßig Trendfarben herausgegeben. Die bieten inzwischen fast alle Farbhersteller an. Über ihre Online-Angebote und Apps lässt sich gut ins Thema “Farbwelt“ einsteigen.
Quelle: ntv.de